Muss jeder vernünftige, naturwissenschaftlich orientierte Mensch an die Evolution
(einschließlich der der karnivoren Pflanzen) glauben? Seit
Jahrzehnten wird diese Frage fast uneingeschränkt wie folgt
beantwortet 1
"When he [Darwin] finished, the fact of evolution could be denied only
by an abandonment of reason.”—Life Nature Library, "Evolution,” p.
10.
"It is not a matter of personal taste whether or not we believe in evolution.
The evidence for evolution is compelling.”—"Evolution, Genetics,
and Man,” p. 319, Dobzhansky.
"Its essential truth is now universally accepted by scientists competent
to judge.”—"Nature and Man's Fate,” p. v, Hardin.
"The establishment of life's family tree by the evolutionary process is
now universally recognized by all responsible scientists.”—"A
Guide to Earth History,” p. 82, Carrington.
"No informed mind today denies that man is descended by slow process from
the world of the fish and the frog.”—"Life” magazine, August
26, 1966, Ardrey.
"It has become almost self-evident and requires no further proof to anyone
reasonably free of old illusions and prejudices.”—"The Meaning
of Evolution,” p. 338, Simpson.
"There is no rival hypothesis except the outworn and completely refuted
one of special creation, now retained only by the ignorant, the
dogmatic, and the prejudiced.”—"Outlines of General Zoology,” p.
407, Newman.
Die Antwort auf die Frage, ob nicht nur jeder Naturwissenschaftler, sondern überhaupt
jeder vernünftige Mensch an die (Makro-)Evolution und damit
auch an die der Karnivoren glauben muss, wäre demnach uneingeschränkt zu bejahen. "Autoritätsbeweise" zählen
jedoch in der Forschung nicht, sondern nur echte reproduzierbare
naturwissenschaftliche Beweise. Oben haben wir im Detail anhand
von 162 Einzelpunkten ausgeführt, dass genau diese Beweise
für unsere Thematik – die Evolution der karnivoren Pflanzen – fehlen
und dass überdies die heutigen Evolutionstheorien an der
synorganisierten Komplexität etwa des Fangmechanismus (der
Saugfalle) von Utricularia scheitern. Fast die gesamte evolutionstheoretische Argumentation zu den karnivoren
Pflanzen hat sich Punkt für Punkt als (zumeist mit nachweislich
falschen Tatsachen und/oder unzureichender Methodik arbeitende)
pure Pseudowissenschaft erwiesen (unverifiable speculations und Zirkelschlüsse). Alle gut informierten Forscher und Denker wissen,
dass die entscheidenden Schritte in der postulierten Evolution
von Utricularia nicht nur völlig ungeklärt sind, sondern massive Probleme für
die Synthetische (und andere Evolutions-)Theorie(n) beinhalten. 1 ”If arguments fail to resist analysis, assent should be withheld, and a wholesale
conversion due to unsound argument must be regarded as deplorable.” – W.
R. Thompson. Für die Entstehung der Lebensformen bietet
vielmehr die Intelligent-Design-Theorie einen realistischen Ansatz
zu einer überzeugenden Antwort in der Biologie.
In diesem Beitrag möchte ich mich kurz mit einigen Fragen und Einwänden
zur vorliegenden Arbeit auseinandersetzen, die von allgemeinem
Interesse sein dürften.
Implizit gehört dazu auch eine Analyse der oft fragwürdigen Strategien
und Argumentationsmethoden, mit der heutzutage viele Autoren
die (Makro-)Evolution zur Tatsache erklären wollen (die
Seitenangaben und die Hinweise auf die "vorliegende Arbeit" bzw. "siehe
oben" beziehen sich auf http://www.weloennig.de/Utricularia2010.pdf ).
Die persönliche Frage vorweg nach meiner (natürlich von meinen Kritikern
3 ebenfalls wiederholt und massiv in Frage gestellten) Motivation,
möchte
ich mit dem folgenden kleinen Bekenntnis beantworten: Es ist
die Liebe zur Wahrheit, zu meinen Mitmenschen und zu einer möglichst vorurteilsfreien, erkenntnisoffenen Naturwissenschaft, einer Naturwissenschaft, die nicht von vornherein und dogmatisch auf den philosophischen
Materialismus festgelegt ist (was heute jedoch generell der Fall
zu sein scheint). Was mich betrifft, so schrieb Prof. Dr. Helmut
Viebrock 4, Goethe-Universität Frankfurt am Main, einmal dem Studenten W-EL: "Ich halte Sie für ungewöhnlich begabt; Ihre Begabung ist in einer
tiefer angesiedelten Gerechtigkeit und Integrität begründet,
gefährdet ist sie durch starke Ablenkungen… Ich … wünsche
Ihnen die Möglichkeit, in Konzentration Ihre Gaben und die
damit gegebenen Aufgaben zu verwirklichen." Ich hoffe und bete, dass die "starken Ablenkungen" durch zweifelhafte
Aussagen zum Thema Evolution mir zugleich die Möglichkeit
eröffnet haben (und weiterhin eröffnen), eine bedeutende
Aufgabe zu verwirklichen: Aufklärung eines interessierten
und für rationale Argumente und Tatsachen aufgeschlossenen
Publikums zum Fragenkreis Evolution, intelligentes Design und Schöpfung.
1. Bevor wir zu biologischen Detailfragen übergehen, vielleicht ein Wort
zur generellen Frage, ob es wirklich lohnt, sich so ausführlich
mit den Behauptungen des (wenn auch stark) im Internet vertretenen
Chemieingenieurs M. Neukamm (MN) zu beschäftigen, dem es mehr um die Rechtfertigung seines materialistischen Weltbilds als um
die Biologie geht 5 : Dazu sei zunächst festgestellt, dass – 'even at the risk of dignifying his highly misinformed further answers' 6 – seine Grundhaltung und daraus resultierende Antworten für die vieler
weiterer Zeitgenossen und sensu lato auch des Zeitgeistes überhaupt steht und erstaunlicherweise selbst für die führender kirchlicher Kreise,
die seine atheistische Publikationstätigkeit
> sogar noch materiell unterstützen (siehe unten).
Zur materialistischen Motivation ist weiter zu sagen, dass diese genauso auf zahlreiche Biologen zutrifft (Dawkins, Kutschera, Matzke, Meyers, Olson und viele andere). Wenn darüber
hinaus auch noch qualifizierte Biologen durch die suggestive
Rhetorik eines MN systematisch fehlinformiert und irregeführt
worden sind 7 und wenn selbst der Biologe Hubert Rehm, von 2000 bis 2010 mit Kai Herfort
Verlagsleiter und Mitherausgeber des Laborjournals, "ein Gelehrter", "ein wandelndes Geschichtsbuch, ein Mathematiker,
ein Biochemiker", "ein außergewöhnlicher
Schreiber", "ein Stilist", der sich durch "investigativen
Journalismus" ausgezeichnet hat 8 , völlig unkritisch akzeptiert, dass nicht nur die Saugfalle des Wasserschlauchs 9 , sondern auch der Flagellenapparat 10 ,
der Aronstab, das Auge 11 etc.,
nun von MN und Mitautoren ganz im Sinne der Synthetischen Evolutionstheorie überzeugend
erklärt sei 12 ,
und – wie oben schon angedeutet – MN inzwischen mit weiteren
fragwürdigen und falschen Behauptungen zu den Karnivoren 13 aufgewartet hat, ist es vielleicht nicht ganz unpassend, mit einigen ergänzenden
Fakten und Argumenten diesen völlig unrealistischen Eindruck
noch weiter zu korrigieren.
Und wem es um die Auffassungen von Biologen mit höheren akademischen Graden
an biologischen Institutionen geht, so besteht in der vorliegenden
Arbeit ebenfalls kein Mangel: Wurden oben doch auch ausführlich die Thesen von promovierten Biologen und (meist auch) Professoren wie Barthlott,
Porembski, Müller, Fischer, Juniper, Robins, Joel, Schmucker,
Linnemann, Slack, Remane, Taylor, Rivadavia, Kutschera, Blondeau,
Jobson und vieler weiterer zitiert und diskutiert, von den Biologen Schneckenburger und Sikorski sowie anderen, die die Behauptungen
Neukamms unterstützen, einmal ganz abgesehen.
2. Zur Abwehr des von mehreren ausgezeichneten Biologen vorgetragenen Zirkelschlusseinwands
behauptet MN, der Genetiker W-EL hätte den Vaterschaftstest
nicht verstanden, denn der Ähnlichkeitsbeweis der Evolutionstheorie
sei genauso sicher wie dieser. Dieser Einwand wurde jedoch – was
die Sicherheit evolutionärer Schlussfolgerungen aus anatomischen
und vor allem genetischen Ähnlichkeiten anlangt – schon
auf den Seiten 56 und 125 behandelt und widerlegt. Ich bitte den interessierten Leser dazu die ausführliche Fußnote auf der Seite 125 mit den zahlreichen Daten genau zu checken. (Kernpunkt nach Rokas et al. (2005): "Despite the amount of data and the breadth of taxa analyzed, relationships among
most metazoan phyla remained unresolved.” Ähnliche Aussage siehe übernächste Seite.
Zur weiteren Bestätigung einige Zitate aus dem Beitrag Bäumchen, wechsel Dich! vom Laborjournal-Chefredakteur Ralf Neumann (nicht zu verwechseln mit MN) 3/2010,
p. 49. Nach Hinweis, dass man sich bis vor kurzem einig war, "dass
die Flusspferde zu den Paarhufern (Artiodactyla) gehören",
stellt er fest, dass der Stammbaum auf der Basis einer ganzen
Reihe von 18S-rRNA- und DNA-Sequenzähnlichkeiten jedoch
heute völlig anders aussieht: "Die haben plötzlich völlig neue Verwandte. Denn nach den neuen molekularen Daten sind einige Paarhufer wohl näher
mit den Walen verwandt als mit den übrigen Vertretern der
eigenen Gruppe – allen voran eben die Flusspferde." – Ein
schönes Beispiel für die häufigen Widersprüche zwischen morphologischen und molekularen Stammbäumen. Und er fährt
fort (die meisten Hervorhebungen hier und in den folgenden Zitaten
von mir, kursiv hier jedoch von R. N.):
"Schön, wenn die Vergleiche so vieler verschiedener Sequenzen immer
wieder denselben Baum ergeben. Denn das ist eher selten der Fall. Auch hier ein Beispiel: 1997 schlugen Anna Marie Aguinaldo et al. vor, dass die Vorläufer der Gliederfüßler (Arthropoda) – die
Panarthropoda, zu denen auch Bärtierchen und Stummelfüßer
gehören – nicht mit den Ringelwürmern zu den sogenannten Articulata zusammengefasst gehören.
Aus ihren umfangreichen 18S-rRNA-Sequenzvergleichen schlossen
die Autoren vielmehr, dass im Gegensatz zu diesem Articulata-Konzept
die Panarthropoda zusammen mit den Cycloneuralia (zu denen auch
die Nematoden gehören) einen ganz anderen Überstamm
bilden – nämlich die Häutungstiere oder Ecdysozoa.
Klar, dass jede Menge Forscher diesen Zwist mit neuen Sequenzanalysen
beizulegen versuchten. Jedoch, mit teilweise skurrilen Ergebnissen. 2005 erschienen etwa in ein und derselben Ausgabe von Mol. Biol. Evol. zwei Artikel zum Thema – der eine stützte mit neuen molekularen Daten das Ecdysozoa-Konzept (Bd. 22, S. 1246), die Sequenzvergleiche des anderen widerlegten es (Bd. 22, S. 1175). Einer der beiden Artikel muss also zum falschen Schluss
gekommen sein. Bis heute lässt sich nicht sagen welcher." 14
Auch die systematischen Widersprüche zwischen den Stammbäumen der
Cytochrom B- und Cytochrom C-Gene werden erwähnt.
Zwischenfrage: Ist der Vaterschaftstest (genauer der Abstammungsnachweis oder DNA parentage test) tatsächlich so unsicher wie die phylogenetischen Ableitungen? 15
Hier einige weitere Beispiele, die Casey Luskin zusammengestellt hat 16 . Er schreibt am 2. 4. 2011 u. a. 17 :
"If one takes a time to read the technical literature in evolutionary
biology and systematics, one finds that it's extremely common for phylogenetic trees to contradict one another. In particular, molecular trees often conflict with one another, or conflict
with trees based upon morphology. One gene gives you one version
of the tree of life, and another gene will yield an entirely
different version of the tree 18 . All of this shows that genetic similarity is appearing in places not predicted
by common ancestry. An excellent discussion of this problem can
be found here . Many papers have reported on this problem. Here is a sample of 10 papers discussing
sharp conflicts between molecular trees:
– James H. Degnan and Noah A. Rosenberg, Gene tree discordance, phylogenetic inference and the multispecies coalescent, Trends in Ecology and Evolution, Vol. 24(6) (March, 2009). This paper notes that: "A major challenge for
incorporating such large amounts of data into inference of species
trees is that conflicting genealogical histories often exist in different genes throughout
the genome."
– Michael S. Y. Lee, Molecular phylogenies become functional , Trends in Ecology and Evolution, Vol. 14(5): 177-178 (May, 1999). This paper observes that "the mitochondrial
cytochrome b gene implied...an absurd phylogeny of mammals, regardless
of the method of tree construction. Cats and whales fell within primates, grouping with simians (monkeys and apes)
and strepsirhines (lemurs, bush-babies and lorises) to the exclusion
of tarsiers. Cytochrome b is probably the most commonly sequenced gene in vertebrates,
making this surprising result even more disconcerting."
– Mushegian et al., Large-Scale Taxonomic Profiling of Eukaryotic Model Organisms: A Comparison
of Orthologous Proteins Encoded by the Human, Fly, Nematode,
and Yeast Genomes , Genome Research, Vol. 8:590-598 (1998). This paper explains that "different proteins generate different phylogenetic tree[s]" when one looks at the phylogenetic trees of major animal groups.
– Rokas et al., Conflicting phylogenetic signals at the base of the metazoan tree, Evolution and Development, Vol. 5(4):346-359 (2003). This study recounts conflicts in the metazoan tree,
stating: "The robust reconstruction of metazoan history has proven to be a difficult task."
– Rokas et al., Animal Evolution and the Molecular Signature of Radiations Compressed in Time , Science, Vol. 310:1933-1938 (December 23, 2005). This paper acknowledges that that "[t]he phylogenetic relationships among most metazoan phyla remain uncertain." Again, the problem lies in the fact that trees based upon one gene or
protein often conflict with trees based upon other genes. Their
study employed the many-gene technique, and yet still found that "[a]
50-gene data matrix does not resolve relationships among most
metazoan phyla."
– Antonis Rokas and Sean B. Carroll, Bushes in the Tree of Life , PLoS Biology, Vol 4(11):1899-1904 (November, 2006). This paper offers a striking admission
of deficiencies in the tree of life, acknowledging that "a
large fraction of single genes produce phylogenies of poor quality," observing
that one study "omitted 35% of single genes from their data
matrix, because those genes produced phylogenies at odds with
conventional wisdom." What about the technique of simply
adding more data? They suggest that "certain critical parts of the TOL may be difficult to resolve, regardless of
the quantity of conventional data available." This means that the excuse that problems exist because of "insufficient
amounts of available sequence data" is not panning out and more data is not fixing the discrepancies. The paper suggests that "[t]he recurring discovery of persistently unresolved
clades (bushes) should force a re-evaluation of several widely
held assumptions of molecular systematics." Rokas and Carroll
are Neo-Darwinists, and thus one assumption they unfortunately
do not re-evaluate is common descent. They suggest the problems
can be fixed by using less studied types of molecular characteristics--in
short, they appeal to new untried techniques. Perhaps the inability to construct robust phylogenetic trees using molecular
data is because common descent is not the answer.
– Nardi et al., Hexapod Origins: Monophyletic or Paraphyletic? , Science, Vol. 299:1887-1889 (March 21, 2003) This paper finds that the molecular data
indicated that six-legged arthropods, or hexapods -- i.e. insects -- are not monophyletic, a striking conclusion that differed from virtually all
previous wisdom. As the article stated "Although this tree shows many interesting outcomes,
it also contains some evidently untenable relationships, which nevertheless have strong statistical support."
– Cao et al., Conflict Among Individual Mitochondrial Proteins in Resolving the Phylogeny
of Eutherian Orders , Journal of Molecular Evolution, Vol. 47:307-322 (1998) This paper finds that molecular-based phylogenies conflicted sharply with previously
established phylogenies of major mammal groups, such as ferungulates,
rodents, and primates. The article concludes this anomalous tree "is not due to a stochastic
error, but is due to convergent or parallel evolution.
– Mindell et al., Multiple independent origins of mitochondrial gene order in birds, Proceedings of the National Academy of Sciences USA, Vol. 95: 10693-10697 (Sept. 1998). This paper describes the difficulties encountered when evolutionary biologists have tried to construct a phylogenetic tree for the major groups of birds using mitochondrial
DNA. Trees based upon such mtDNA molecules have conflicted with traditional notions
of bird relationships. Strikingly, they even find "convergent" similarity between some bird
mtDNA and the mtDNA of distant species such as snakes and lizards. The article suggests bird mtDNA underwent "multiple independent originations," with
their study making a "finding of multiple independent origins
for a particular mtDNA gene order among diverse birds."
– Finally, a 2009 article in New Scientist titled, Why Darwin was wrong about the tree of life , states: "For a long time the holy grail was to build a tree of life," says
Eric Bapteste, an evolutionary biologist at the Pierre and Marie
Curie University in Paris, France. A few years ago it looked
as though the grail was within reach. But today the project lies
in tatters, torn to pieces by an onslaught of negative evidence.
Many biologists now argue that the tree concept is obsolete and
needs to be discarded. "We have no evidence at all that the tree of life is a reality," says Bapteste. According to the article, the basic problem is that one DNA sequence would yield one tree, while another sequence would yield a
different tree: The problems began in the early 1990s when it became possible to sequence
actual bacterial and archaeal genes rather than just RNA. Everybody
expected these DNA sequences to confirm the RNA tree, and sometimes
they did but, crucially, sometimes they did not. RNA, for example,
might suggest that species A was more closely related to species
B than species C, but a tree made from DNA would suggest the
reverse. For the record, this is not the kind of data expected
under common ancestry. The article discusses proposals attempting
to save common ancestry, largely entailing ad hoc appeals to a process called lateral gene transfer, where bacteria swap genes,
thereby muddying any phylogenetic signal. Yet the article observed
that conflicts between trees occurs even among higher branches
of the tree of life where such gene swapping is not observed
to take place, stating: "More fundamentally, recent research suggests that the evolution of animals and
plants isn't exactly tree-like either." Among these higher branches, the article found that "The problem was that
different genes told contradictory evolutionary stories." This led one scientist to admit that even among these relationships of
higher organisms, "We've just annihilated the tree of life." Likewise,
as the first paper cited above from Trends in Ecology and Evolution stated, "conflicting genealogical histories often exist in different genes throughout
the genome."
This is the sort of data that runs counter to the nested hierarchy predicted by common descent. How does this data interface with intelligent
design? ID is not incompatible with common descent, and ID is
certainly not incompatible with finding patterns of traits that
fit within a nested hierarchy. When designers design various
structures using 'variations on a theme,' such structures can
often be classified as a nested hierarchy. However, designers
also can re-use parts in a way that is not required to fit a
nested hierarchy. When we find re-usage of parts in a way that cannot be explained by a phylogenetic
tree and common descent, this is the sort of data we might expect
under intelligent design, but not common descent. And in fact we find much data that is not predicted by common descent. As
this short discussion has shown, there's a lot of data that fits
into that category.
Some other data that does not fit neatly with common descent include:
(1) Phylogeny and biogeography often disagree .
(2) Phylogeny and paleontology often disagree .
(3) Transitional fossils are often missing (or the "predicted" transitional fossils fall apart on closer inspection ).
(4) "Homologous" structures often have different developmental pathways
or different structures often have "homologous" developmental
pathways .”
Soweit Casey Luskins' Zusammenstellung und Anmerkungen zu den Widersprüchen
phylogenetischer Bäume, die man übrigens noch ausführlich
mit den oft unterschiedlichen Ergebnissen ergänzen könnte,
die durch die verschiedenen methods of tree construction (distance methods, parsimony methods, maximum likelyhood, Bayesian approaches) bedingst sind. Dazu würde auch eine kritische Diskussion der Problematik
der basic assumptions sowie unterschiedlicher Korrekturmethoden gehören (mehrere wesentliche
Punkte zum Thema hat Prof. Jeffrey H. Schwartz, University of
Pittsburgh, schon sehr gut herausgearbeitet; siehe seinen Beitrag Molecular Systematics and Evolution (2006): http://www.pitt.edu/~jhs/articles/molecular_systematics.pdf (siehe weitere seiner gründlichen, sachkritischen Beiträge unter http://www.pitt.edu/~jhs/publications.html ).
Zurück zum Vaterschaftstest:
"In a DNA parentage test, the result (called the 'probability of parentage')
is 0% when the alleged parent is not biologically related to
the child and the probability of parentage typically greater
than 99.9% when the alleged parent is biologically related to
the child.” 19
Nun stelle sich der Leser einmal vor, die Verfechter der Methode des DNA-Vaterschaftstests
(Abstammungsnachweis, paternity test, Überbegriff DNA parentage test) müsste statt der erwarteten 99,9% Sicherheit für konkrete Fälle
(oder zum großen Teil auch ganz allgemein) Folgendes eingestehen:
"Conflicting genealogical histories often exist in different genes throughout
the genome”, "the mitochondrial cytochrome b gene implied...an
absurd family tree for the child (grouping his possible fathers
with cats and whales) regardless of the method of tree construction,” ”different
proteins generate different family tree[s], i. e. different fathers", "the
robust identification of the child's father has proven to be
a difficult task." "[t]he relationship to most possible
fathers remain uncertain","more data is not fixing
the discrepancies”, "the child is not monophyletic (i. e.
has not only one but several different fathers), a striking conclusion
that differed from virtually all previous wisdom,…which nevertheless
has strong statistical support", "this paper finds
that molecular-based family trees conflicted sharply with previously
established male parents”, "they find convergent similarity
between some of the child's mtDNA and the mtDNA of distant species
such as snakes and lizards”, "we have no evidence at all
that the family tree is a reality,"….”one DNA sequence would
yield one tree, while another sequence would yield a different
tree”, "more fundamentally, recent research suggests that
the family tree of the child isn't exactly tree-like either", "the
problem was that different genes told contradictory stories to
identify the father."
Könnte es vielleicht zutreffen, dass MN den gravierenden Unterschied zwischen
der 99,9 prozentigen Sicherheit des DNA-Vaterschaftstests sowie
der DNA-Forensik (>99%) im Gegensatz zu der oft völligen Unsicherheit phylogenetischer
Rekonstruktionen nicht nachvollziehen kann?
Stellen wir aufgrund solcher Daten kurz fest: Wenn (a) der DNA-Vaterschaftstest sowie (b) die Ergebnisse der DNA-Forensik
genauso unsicher wären wie die phylogenetischen Bäume,
dann würde kein Gericht dieser Welt mehr (a) einen genetischen
Vater dingfest machen können (ein Kind könnte dann z. B. gleich mehrere genetische Väter haben)
und (b) könnten Kriminelle auch nicht mehr annähernd sicher mit dieser
Methode identifiziert werden. Der Vaterschaftstest und die DNA-Forensik 20 liegen also auf einer völlig anderen Erkenntnis- und Nachweisebene als
die oft widersprüchlichen Phylogenie-Rekonstruktionen.
Der Vaterschaftstest liegt innerhalb der genetischen Artgrenzen, die Rekonstruktion der hypothetischen Stammbäume außerhalb. D. h. wir wissen aus der Erfahrung, dass Stammbäume innerhalb der Arten
auf Tatsachen beruhen können (zum Artbegriff vgl. Lönnig 2002 http://www.weloennig.de/Artbegriff.html ). Außerhalb der Artgrenzen fehlt dieser empirische (sowie Zeugen-) Nachweis
völlig. Als Beispiel eines sicheren Stammbaums sei hier
das Fürstenhauses Sachsen-Gotha-Altenburg zitiert:
Vereinfachter Stammbaum des Fürstenhauses Sachsen-Gotha-Altenburg. Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/7/75/Sachsen-Gotha-Altenburg.jpg
Die evolutionäre Behauptung hingegen, dass das Fürstenhaus Sachsen-Gotha-Altenburg von ausgestorbenen Spitzmäusen abstammt, ist nicht nur wissenschaftlich nicht beweisbar (von den grundsätzlich
fehlenden Zeugenaussagen einmal ganz abgesehen), sondern beruht auf der fragwürdigen
Voraussetzung der in der vorliegenden Arbeit ausführlich
referierten Zirkelschlussmethode mit all ihren widersprüchlichen
Ergebnissen (die Methode kurz zusammengefasst: morphologisch-anatomische Ähnlichkeit – außerhalb
der Arten – beruht auf realgenetischer Verwandtschaft, "bewiesen" mit
weiteren solchen und anderen Ähnlichkeiten wie biochemisch-molekularen
Daten, allen voran mehr oder weniger ähnlichen DNA-Sequenzen).
Ich möchte hier noch einmal betonen, dass sich nicht nur die Stammbäume
aufgrund der verschiedenen Methoden untereinander häufig
widersprechen, sondern dass oft auch noch ein und dieselbe Methode
zu widersprüchlichen Ergebnissen führt (weiteres Beispiel: Ableitung der Wirbeltiere von nahezu allen Gruppen der
Wirbellosen; vgl. http://www.weloennig.de/mendel13.htm ).
3. Um die (Makro-)Evolutionstheorie vor ihrer Falsifizierung durch Feststellung
ihrer unzureichenden Methodik und ihrer widersprüchlichen
Ergebnisse zu retten, wird behauptet, dass sie sich auf "Mechanismen
und Grundannahmen" stütze, "die unabhängig von der Evolutionstheorie überprüfbar und wohl bestätigt sind.
Das der evolutionären Interpretation zugrunde liegende Schema
entspricht der hypothetisch-deduktiven "Methode", nach der in allen Naturwissenschaften verfahren wird" (MN, von ihm fett hervorgehoben).
Wenn die Schlussfolgerungen und Ergebnisse der Evolutionstheorie tatsächlich
unabhängig überprüfbar wären statt auf einem
potenzieren Zirkelschluss zu beruhen – wieso kommt man dann mit der Theorie laufend zu widersprüchlichen Ergebnissen? Was sollen diese Mechanismen und Grundannahmen sein?
Mechanismen: Sämtliche bekannten (und vielleicht noch unbekannten) Mechanismen der "Vererbung
und Variation", "die vielschichtigen Mechanismen der
Variation, z. B. Genduplikation und Genmutation, der Vererbung
und Selektion" etc. bleiben im Rahmen der Mikroevolution.
Ich hatte Behe dazu schon auf der Seite 82 oben wie folgt zitiert – eine
zusammenfassende Aussage, die von MN ignoriert wird:
"Indeed, the work on malaria and AIDS demonstrates that after all possible
unintelligent processes in the cell – both ones we've discovered
so far and ones we haven't – are at best of extremely limited
benefit, since no such process was able to do much of anything.
It's critical to notice that no artificial limitations were placed
on the kinds of mutations or processes the microorganisms could
undergo in nature. Nothing – neither point mutation, deletion, insertion, gene duplication, transposition,
genome duplication, self-organization, self-engineering, nor
any other process yet undiscovered – was of much use."
Siehe weiter meine folgenden peer-reviewed papers von 2006 http://www.weloennig.de/ShortVersionofMutationsLawof_2006.pdf , 2007 http://www.weloennig.de/Dollo-1a.pdf , 2010 http://www.globalsciencebooks.info/JournalsSup/images/Sample/FOB_4(SI1)1-21o.pdf .
Es gibt keine unabhängige Bestätigung der (Makro-)Evolutionstheorie
durch Mechanismen (etwa für die Aussage: das Fürstenhaus Sachsen-Gotha-Altenburg stammt
von ausgestorbenen Spitzmäusen ab). Die Behauptung, die
Theorie sei durch Mechanismen unabhängig überprüfbar
und "wohl bestätigt", beruht auf materialistischem Wunschdenken und hat mit den Realitäten nichts
zu tun. Zur Selektionstheorie siehe die Ausführungen in
der vorliegenden Arbeit und unter http://www.weloennig.de/NaturalSelection.html . Der Kaiser ist nackt.
4. Hypothetisch-deduktive Methode: Nachdem man mit der historisch primär anvisierten und hier tatsächlich
naturwissenschaftlich weitgehend beweiskräftigen induktiven Methode (Beweise ad oculus: Reproduzierbarkeit angenommener Evolutionsprozesse (in ähnlicher Form),
mutative Erzeugung neuer Arten und höherer systematischer
Kategorien, Bildung neuer Organe und Baupläne; vgl. http://www.weloennig.de/NeoA.html ), mit der man ursprünglich die Abstammunsglehre begründen wollte
(das erste genetische Journal hieß Zeitschrift für Induktive Abstammungs- und Vererbungslehre; siehe die Diskussion dazu unter http://www.weloennig.de/Popper.html ), systematisch gescheitert ist, beruft man sich als letzten Rettungsversuch
auf die hypothetisch-deduktive Methode unter der Vorgabe des
methodologischen Naturalismus, mit der man die Gesamtevolution
als einzig mögliche Option schlicht und einfach (und völlig
unbewiesen) voraussetzt und mit der man auf die oben genannte eigentlich zu erbringende Beweislast praktisch
völlig verzichten kann, ohne jemals die Frage geklärt zu haben, ob die Methode in dieser Form
zur Wahrheitsfindung in der Ursprungs- und Evolutionsfrage der
Biologie überhaupt anwendbar und beweiskräftig ist.
Die Methode (als unantastbares und nicht testbares Dogma) schließt von vorherein Intelligenz, Geist, Weisheit, Design und Designer absolut aus und weist sogar die Frage nach der Wahrheitsfindung ab 21 ("Even if all the data point to an intelligent designer, such a hypothesis is excluded from science because it is not naturalistic” – vgl. http://www.weloennig.de/Die_Affaere1.pdf ).
Mit diesen unabdingbaren naturalistischen Voraussetzungen kann man folgendermaßen
vorgehen, wobei die Intuition noch eine ganz besondere Rolle
spielt 22 :
- 1. Gather data (observations about something that is unknown, unexplained, or new) [Dieser Punkt sei jedoch nach mehreren Autoren schon durch vorgegebene Theorien,
Vorstellungen, Erwartungen und die Intuition stark beeinflusst
und damit nicht wirklich objektiv möglich.]
- 2. Hypothesize an [exclusively materialistic] explanation for those observations.
- 3. Deduce a consequence of that explanation (a prediction). Formulate an experiment
to see if the predicted consequence is observed.
4. Wait for corroboration. If there is corroboration, go to step 3. If not, the
hypothesis is falsified. Go to step 2. ( http://en.wikipedia.org/wiki/Hypothetico-deductive_model )
Man untersuche mit dieser Methodik (unter grundsätzlichem Ausschluss von
Design) etwa die Entstehung der Gemälde in den Galerien
des Louvre. Klar kann man damit endlos tolle Evolutionsgeschichten
ohne Design und Designer, ohne Genies, Künstler und Architekten,
ohne Ziel, Entwurf, Plan und Geist erfinden. Mit den Realitäten
allerdings hätte das nichts mehr zu tun (vgl. weiter die
Diskussionen unter http://www.weloennig.de/RSGID1.html , http://www.weloennig.de/RSGID2.html und http://www.weloennig.de/RSGID3.html .)
Ralf Neumann hat in einem seiner Beiträge Schöne Biologie betitelt "Intuitive Irrtümer" die Bedeutung der Intuition in den modernen Naturwissenschaften inklusive
ihrer hypothetisch-deduktiven Methode wie folgt hervorgehoben 23 :
[Zitat nach Einstein:] "Höchste Aufgabe der Physiker ist also das Aufsuchen jener allgemeinsten
elementaren Gesetze, aus denen durch reine Deduktion das Weltbild
zu gewinnen ist. Zu diesen elementaren Gesetzen führt kein
logischer Weg, sondern nur die auf Einfühlung in die Erfahrung
sich stützende Intuition." Oder der US-Physiker Richard Feynman, der in seinen "Vorlesungen über Physik" die Intuition als absolut
notwendig beschreibt, "um aus den Hinweisen die großen
Verallgemeinerungen zu finden; um die wunderbaren [...] Gesetzmäßigkeiten
hinter den Dingen zu erraten und danach durch das Experiment
zu prüfen, ob wir richtig geraten haben." Entsprechend
fasste der US-Mathematiker Raymond Wilder 1967 in Science (Bd. 156, S. 605-10) zusammen: "Die Hauptrolle der Intuition ist es, für
eine konzeptionelle Basis zu sorgen, welche die Richtung für
die weitere Forschung vorgibt. Sie liefert somit einen "educated
guess", der sich im Nachhinein als richtig, aber auch als
falsch entpuppen kann."
Worauf R. Neumann einige Beispiele für intuitive Irrtümer und ihre
Verbesserungen aufführt.
Wenn aber in der Intuition eines Materialisten zusammen mit der "reinen
Deduktion" (Einstein) realistische Ansätze mit Telos (Ziel) und Design auch in der Evolutionsfrage grundsätzlich ausgeschlossen
sind, dann können die Lebensformen auch niemals auf eine
intelligente Ursache zurückgeführt werden, selbst dann wenn das nachweislich der Fall ist (vgl. dazu Beispiele von Rammerstorfer 2006 und 2010). Der Hinweis auf die
hypothetisch-deduktive Methode, die die Abstammungslehre (Makroevolution)
unabhängig überprüfbar und rechtfertigen soll,
entpuppt sich bei etwas genauerer Betrachtung als pure materialistische
Dogmatik.
Zusammenfassend können wir also feststellen, dass weder die behaupteten
Mechanismen (wie Mutation und Selektion) noch die hypothetisch-deduktive
Methode mit ihren materialistischen Grundannahmen und entsprechender
Intuition (unter prinzipiell-dogmatischem Ausschluss von intelligentem
Design) die (Makro-)Evolution unabhängig überprüfbar
machen und bestätigen. Vielmehr steckt in beidem – sowohl
in den (völlig zu Unrecht) ad infinitum extrapolierten Mechanismen als auch in der Methode – die naturalistische Evolutionstheorie
als einzig mögliche und damit alternativlose Erklärung
für den Ursprung der Lebensformen schon drin. Man vermeidet "die Falsifizierung
um jeden Preis" und hat damit in dieser Frage die empirische Wissenschaft aufgegeben
(Popper; vgl. wieder http://www.weloennig.de/Popper.html ). Das heißt heute Naturalismus und hypothetisch-deduktive Methode zum Thema Evolutionstheorie.
Das folgende Wort von Prof. Walter Höres, Freiburg, gilt
auch für den vermeintlich gesicherten wissenschaftstheoretischen
Ansatz der heutigen Evolutionstheorie:
"[Der Darwinismus] ist und bleibt die größte Zumutung an den
menschlichen Geist, die die Neuzeit, ja vielleicht die ganze
abendländische Geschichte jemals erlebt ha[t]. Die Herausforderung,
die Wunder der organischen Welt damit zu erklären, dass
sie "von selbst" entstanden seien."
Lässt man hingegen das Dogma der im Prinzip schon vollständig naturalistisch
erklärten Makroevolution fallen, dann zeigen sowohl zahlreiche
empirische als auch mathematisch-theoretische Ansätze und
Schlussfolgerungen die Grenzen der Extrapolationsmöglichkeiten
der Mikroevolution-Mechanismen auf (vgl. z. B. Axe 2004, 20010,
Dembski und Marks 2009, Junker 2008, 2009a, 2009b, 2010a, 2010b,
Lönnig 1976/2003, 2005, 2006, 2010, Luskin 2011 24 ) und sprechen überdies eine deutliche Sprache für intelligentes Design
(die Offenheit der wissenschaftlichen Methoden für Design
einschließlich der induktiven sowie der hypothetisch-deduktiven
ohne materialistische (Ausschluss-)Dogmatik dabei vorausgesetzt;
vgl. wieder die Diskussionen unter http://www.weloennig.de/RSGID1.html ff.).
5. Wenn die Aussagen der Evolutionstheorie unabhängig durch Mechanismen
und Grundannahmen überprüfbar wären, dann fragt
man sich, warum so viele Biologen und andere Vertreter der Evolutionstheorie
schon seit Jahrzehnten immer wieder darauf hinweisen, dass die
Frage nach dem "Ob" der Evolution "logisch völlig
unabhängig und getrennt von der Frage nach dem "Wie" zu
behandeln" ist (MN). Denn das "Wie" – das gibt
man zu – weiß man in aller Regel nicht. Als Student ist
mir diese Trennung von "ob" und "wie" schon
regelmäßig in den 1960er Jahren begegnet. Man weiß zwar
nicht wie, wo, wann und warum sich eine komplexe Struktur "von selbst" entwickelt haben soll, aber
dass sie sich allein aufgrund der uns bekannten materiellen (physikochemischen)
Gesetzlichkeiten entwickelt habe, das sei absolut sicher.
Wäre die hypothetische (Makro-)Evolution direkt beobachtbar und reproduzierbar,
d. h. würden solche Prozesse direkt vor unseren Augen ablaufen
und wir wüssten nur die Ursachen dafür nicht (oder
noch nicht), dann könnte man dieser Trennung ruhig folgen
(das "Ob" wäre klar, nur das "Wie" wäre
noch weiter zu erforschen) und die Frage nach dem "Ob" der
Evolution wäre dann "logisch völlig unabhängig
und getrennt von der Frage nach dem "Wie" zu behandeln".
Tatsächlich aber kennen wir zur postulierten (Makro-)Evolution weder das "Ob" (es
ist niemals beobachtet worden – etwa die Transformation von ausgestorbenen
Spitzmäusen zu Giraffen, Tigern, Bären, Elefanten,
Walen und Menschen) noch das "Wie" (kontinuierlich
oder diskontinuierlich; die genauen ökologischen, physikochemischen
Ursachen und speziellen Abläufe).
Der Aktualität halber erinnere ich dazu an einen Gedankengang von Friedrich
Andermann 25 , der diesen Punkt im Rahmen einer weiteren Standartentgegnung zur Immunisierung
der Evolutionstheorie gegen jegliche Widerlegung ("aber
bedenken Sie doch die Wirkung der Zeit") wie folgt veranschaulicht
hat:
"Rein logisch spielt die Zeitfrage beim Problem der Artbildung überhaupt
keine Rolle. Ob sie rasch oder langsam vor sich geht, ist nebensächlich. Vorerst muß sie als Tatsache überhaupt erwiesen sein. Würde uns die Erfahrung etwa zeigen, dass sich ein Schaf im Laufe von zwei
oder drei Generationen in ein Nashorn umwandeln kann, so müßten
wir das als Tatsache hinnehmen, nicht weniger begreiflich wie
jede andere Metamorphose in der Natur (die wir in keinem Falle
wirklich "verstehen"). In der individuellen Entwicklung, von der allein es wirkliche Erfahrung gibt,
verlaufen die einzelnen Phasen der Metamorphose mit verschiedener
Geschwindigkeit. Die Schmetterlingslarve behält ihre Form
lange Zeit hindurch bei, ohne auffällige Veränderungen
durchzumachen. Tritt sie aber ins Puppenstadium, so verläuft
die weitere Umwandlung zur Imago sehr rasch, gleichsam über
Nacht. Wüßten wir nicht, daß der flatternde
Schmetterling mit den prächtigen Flügeln einmal ein
häßlicher Wurm [es gibt auch schöne Raupen, Anm.
von WEL] war, und würde nicht diese Verwandlung vor unseren
Augen vor sich gehen, wir glaubten bestimmt nicht daran und würden
eine solche Behauptung für ein Märchen halten.
Wie töricht ist doch der Mensch, der da glaubt, es müsse in der Natur
genau so hergehen, wie er es sich vorstellt. Gerade das Beispiel
von der Umwandlung der Larve in die Imago zeigt uns sehr deutlich,
daß die Natur keinesfalls den Weg der allmählichen
Evolution gehen muß, wie ihn die Entwicklungstheoretiker
ihr vorschreiben. Und in gewissem Sinne kann man hier sagen,
daß zwei Arten auseinander entstehen, ohne daß sie
die geringste Ähnlichkeit miteinander haben. Was zwingt
uns also zur Annahme, daß eine Art nur aus einer ihr ähnlichen
entstehen muß, und - was wissen wir überhaupt davon, wie Arten in der Natur entstehen?"
"Wenn nun wirklich in der Natur die Tendenz bestünde, die niederen
Arten in die höheren zu überführen, so hätte
sie bis jetzt reichlich Gelegenheit gehabt, es uns zu zeigen.
Merkwürdig genug, daß sie es während der ganzen
geschichtlichen Beobachtungszeit nicht getan hat. Und so ist
es von vornherein eine faule Angelegenheit, wenn man zu "unendlich
langen" Zeiträumen und zu einer unkontrollierbaren
Vergangenheit Zuflucht nehmen muß. Wir sehen immer wieder
denselben Versuch, logische Schwierigkeiten dadurch abzuschwächen,
indem man das Problem verschiebt und sich auf die Wirkung der
Zeit hinausredet."
Wie kommt man dann aber zur Behauptung, dass das "Ob" der Evolution
als Tatsache so absolut sicher sei als wäre man doch dabei
gewesen und als wären bereits alle Ursachen mit Mutation,
Isolation, Selektion etc. unter grundsätzlichem Ausschluss
von Design im Prinzip schon bekannt (nur die speziellen Abläufe
für die konkreten Fälle kenne man noch nicht)?
Historisch verhält es sich doch genau umgekehrt. Erst als man mit der Selektionstheorie glaubte, die naturalistische Antwort
auf die Frage nach dem "Wie" gefunden zu haben, hat
sich die Evolutionstheorie in Biologenkreisen weitgehend durchgesetzt. Obwohl diese Antwort nun in den letzten 150 Jahren aufgrund widersprechender
paläontologischer, morphologisch-anatomischer, biochemischer,
genetischer und weiterer Daten in weiten Bereichen der Biologie wieder fragwürdig geworden ist, hält man dogmatisch an der (Makro-)Evolution
als "erwiesene Tatsache" fest. Mit anderen Worten:
In der Ohnmacht, das Postulat eines innerlich denkbar unwahrscheinlichen
rein materialistisch deutbaren (Zufalls-) Prozesses, der niemals
beobachtet wurde 26 (und der auch nach der Theorie grundsätzlich unbeobachtbar ist; vgl. Dokumentation
unter http://www.weloennig.de/Gesetz_Rekurrente_Variation.html speziell die Zitate von Schindewolf, Dobzhansky, Andermann), dem zahlreiche Daten grundlegend widersprechen und der damit naturwissenschaftlich
widerlegt ist, aus weltanschaulich-atheistischer Motivation
dennoch unbedingt ins Zentrum der theoretischen Biologie stellen
zu können, bedient man sich einer petitio principii, indem man die Theorie zur Tatsache erklärt, die dann als solche natürlich "logisch
völlig unabhängig" von den vielen Detailfragen
besteht und in deren Sinne man alles weitere "deduziert":
"Eine Petitio principii (lat. "Inanspruchnahme des Beweisgrundes";
engl. "begging the question"), auch Circulus in demonstrando,
ist ein Scheinbeweis, bei dem eine Behauptung durch Aussagen
begründet wird, welche die zu beweisende Behauptung schon als wahr voraussetzen. Dies kann zum einen explizit geschehen, wenn die Behauptung als Konklusion eines Arguments vorliegt, in dem sie selbst als Prämisse vorkommt, zum anderen implizit, indem die Konklusion kein expliziter Bestandteil
des Arguments ist, sondern stillschweigend angenommen wird" http://de.wikipedia.org/wiki/Petitio_principii (dort weitere Ausführungen zum Thema).
Da die grundlegenden naturwissenschaftlich-experimentellen Beweise für
die Allgemeine Abstammungslehre (Makroevolution) niemals geliefert
wurden, kann man die oben postulierte logische Trennung von "ob" und "wie" keineswegs
einfach als unantastbar und sicher hinnehmen. Wenn das Faktorensystem
des Neodarwinismus (=Synthetische Evolutionstheorie) als rein
materialistische Erklärung zur Entstehung etwa der Karnivoren
sowohl selektionstheoretisch als auch mutationsgenetisch weitgehend
scheitert, dann lässt das selbstverständlich die Frage
nach der Berechtigung der ohnehin unbewiesenen Makroevolution
nicht einfach unberührt (wie es die Protagonisten des Materialismus
zur vollständigen Immunisierung ihres Weltbilds gegen jedwede
wissenschaftliche Falsifikation gerne hätten).
Da historisch die Anerkennung der Evolution als Tatsache in weiten Kreisen der Biologen aufgrund
der vermeintlich naturwissenschaftlichen Erklärungs- und
Beweiskraft der Selektionstheorie erst nach 1859 (Darwins Origin) folgte, stellt sich angesichts des Versagens der damaligen
und heutigen Theorien vor den biologischen Tatsachen (z. B. Kambriumproblem, Entstehung komplex-synorganisierter Strukturen und Organe,
Entstehung neuer Information, irreducible and specified complexity
etc.) die Frage, inwieweit der Nachweis der Untauglichkeit nun den Umkehrschluss
zulässt und damit auch die Allgemeine Abstammungslehre (Makroevolution)
wieder in Frage stellt.
Eine Veranschaulichung: Wieso sollte man einer nachdrücklich vorgetragenen
Behauptung Glauben schenken, dass einst eine elegante Brückenkonstruktion über
einen 40 km breiten und 2 km tiefen Abgrund existierte (sagen
wir von einem Alpenberggipfel zu einem anderen), wenn alle heutigen Brückenbau-Versuche
angesichts einer derart gigantischen architektonischen Aufgabe
und Problematik versagen (d. h. obwohl man nicht sagen kann, "wie" man
eine derartige Kluft architektonisch und statisch überhaupt überbrücken
konnte) und es überdies keinerlei unbestreitbare Unterlagen
und stichhaltige Beweise dafür gibt, dass die hypothetische
Brücke tatsächlich jemals existierte. Der weltanschaulich
bedingte Hinweis, dass an der Frage, "ob" sie jemals
existiert habe, keinerlei Zweifel möglich sei und dass das "Ob" "logisch
völlig unabhängig und getrennt von der Frage nach dem "Wie" zu
behandeln" sei, dürfte in diesem Zusammenhang wenig überzeugend
wenn nicht gar absurd sein. Markus Rammerstorfer (2006, 2010)
hat übrigens sehr überzeugend ausgeführt, dass
die Bringschuld und Beweislast historisch bei den Vertretern
der Evolution liegt. Ebenso Junker 2008, p. 77/78 (kursiv von
ihm):
"Wer eine Behauptung aufstellt, die gegen alle bisherigen Erfahrungen (auch in
der Biologie in den Fragen der Evolutionsmechanismen) steht,
trägt die Beweislast. Eine solche Behauptung ist die Entstehung von Design-Kennzeichen ohne Designer,
bei Lebewesen also die Behauptung, die Entstehung der Lebewesen
könne allein durch physikalisch-chemische Vorgänge
erfolgen. Solange es nicht gelingt, diese Behauptungen zu beweisen
oder wenigstens plausibel zu machen, ist es ganz und gar vernünftig,
mit einem Designer zu rechnen. Evolutionstheoretiker verweisen
an dieser Stelle auf unsere noch unzureichenden Kenntnisse und
auf anzunehmende zukünftige Lösungen. Beides ist nicht
widerlegbar (wenn auch nur Lückenbüßer). Sich
auf "zukünftige Forschungsergebnisse" zu berufen
führt nicht weiter. Auch der Design-Ansatz und darüber
hinaus jede beliebige andere Position könnte sich auf zukünftige
Evidenzen berufen."
Die Frage nach dem "Wie" kann die Frage nach dem "Ob" also
direkt und unmittelbar tangieren, zumal wenn das "Ob" niemals
im postulierten Sinne nachgewiesen wurde. Die vorliegende Utricularia-Arbeit wirft die Frage nach einer Alternative zur materialistischen Makroevolutionstheorie
auf.
Nun könnte man vielleicht einwenden, dass die unterschiedlichen Lebensformen
ja nicht schon ewig existiert haben und folglich irgendwie entstanden
sein müssen und dass deshalb die Makroevolution ohnehin
die einzig mögliche Antwort auf die Ursprungsfrage sei.
Dazu ist zu sagen, dass schon mehrere naturalistische und theistische
Alternativtheorien zur Makroevolution (im Sinne von Makrotransformationen wie Spitzmäuse über viele Zwischenstufen
und Generationen zum Fürstenhaus Sachsen-Gotha-Altenburg) vorgeschlagen wurden. Hier einige Beispiele ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
Unabhängige Schöpfungsakte (Göppert (1865) 27 , Genealogie der Urzellen (Wigand 1872), Emikationstheorie (Nilsson 1953), Genomic
Potential Hypothesis (Schwabe 2001), direkte Erschaffung polyvalenter
Grundtypen (Junker und Scherer 1986, 2006, ähnlich Lönnig
im Sinne des genetisch-plasmatischen Artbegriffs 1986, 2010). Mehrere weitere Autoren lassen
die Frage als noch weitgehend unbeantwortet offen (z. B. Kerkut
1960/1965 mit der Möglichkeit einer nichtevolutionären
Entstehung der Lebensformen). Verschiedene Ansätze, die
direkt auf die Genesis zurückgehen, sind dabei noch gar
nicht berücksichtigt.
6. Meine Darstellung der Karnivoren gehe von einem "antiquierten Verständnis
von Evolution" (MN) aus. Da diskutiere ich ausführlich
die neuesten und modernsten molekularen Ergebnisse inklusive
evolutionärer Methoden… – könnte es sich hier vielleicht
um den Einsatz pejorativer Begriffe handeln, um den Intelligent-Design-Ansatz
beim evolutionsgläubigen Publikum von vornherein in Misskredit
zu bringen?
7. MN bestreitet, dass er – bis auf eine Ausnahme – mit "falschen Tatsachen" gearbeitet
habe: Sein Einwand zu Utricularia multifida (früher Polypompholyx multifida) in meinen Worten zusammengefasst: Die Beiträge von Francis E. Lloyd (1936,
1942) seien alt und daher wenig glaubwürdig, die von Reifenrath
et al. aber sei neu (2006) und bediene sich modernster und qualifizierter
elektronenmikroskopischer Untersuchungen und sei daher maßgebend.
Nun ist F. Lloyd so etwas wie der Einstein unter den Karnivorenforschern 28 . Er hat seine erste (falsche) Hypothese ("that in Polypompholyx [U. multifida] the door acts as a simple valve and is incapable of contributing to the sustention
of a low pressure of water within the trap"), die er nach Studien an totem (in Spiritus eingelegtem) Material aufgestellt
hatte, später revidiert: An lebendem Material in Australien
fand er bei U. multifida die im Prinzip gleiche hochkomplexe Saugfalle wie bei allen anderen Utricularia-Arten und hat diese Ergebnisse entsprechend genau beschrieben und auch mit
Fotografien dokumentiert. Reifenrath et al. aber beachten diese
Arbeiten erst gar nicht und stellen (ebenfalls wieder an "totem",
d. h. präpariertem Material) nichts weiter auf als die evolutionstheoretisch
motivierte, aber völlig unbewiesene Hypothese U. multifida "might not function with a low pressure-suction movment" und sei
ein Bindeglied zu Genlisea (vgl. http://www.weloennig.de/Polypompholyx.pdf und in der vorliegenden Arbeit pp. 62-64).
Solange noch detaillierte Tatsachenbeschreibungen und -feststellungen in den
Naturwissenschaften einen höheren Stellenwert haben als
völlig unbewiesene Evolutionshypothesen, gilt selbstverständlich
das Wort von Francis Ernest Lloyd (es sei denn man könnte nachweisen, dass seine Beschreibung in den entscheidenden Punkten falsch gewesen wäre
und dass sich genauso alle folgenden Forscher, die die Saugfalle
von U. multifida selbst untersuchten, ebenfalls geirrt haben – siehe die Autoren unten). Wer
hingegen eine äußerst fragwürdige Hypothese wie
die von Reifenrath et al. als wissenschaftlichen Tatsache behandelt,
geht von einer "falschen Tatsache" ("false fact") aus – bewusst oder (in den vorliegenden Fällen vermutlich meist) unbewusst. Was
nun die Genauigkeit der Forschung and die Glaubwürdigkeit
der "Alten" anlangt, so möchte ich doch daran
erinnern, dass wir noch nie so viel Betrug und Täuschung
in der Wissenschaft feststellen mussten wie in den letzten sagen
wir einmal drei Jahrzehnten. Mein Eindruck ist, dass – (vor allem von Haeckel und einigen weiteren Evolutionisten einmal abgesehen) – die "Alten" bei ihrer Arbeit in der Regel von einem wesentlich
höheren Arbeitsethos getragen wurden als manche zeitgenössischen
Forscher (vgl. zum Thema Betrug und Täuschung in der Wissenschaft
nur einmal die zahlreichen kritischen Beiträge allein in
den letzten Ausgaben des Laborjournals bis April/Mai 2011). MN
stellt zusammenfassend zu Reifenraths Hypothese fest:
"Um REIFENRATH [2006] zu "widerlegen" zitiert LÖNNIG ausschließlich ältere Arbeiten, ja z. T. sogar Arbeiten aus dem Jahr 1942. Das wäre
ungefähr so, als wollte man die 1950 erfolgte Strukturaufklärung
des Vitamin B12 anhand von Arbeiten aus dem Jahr 1886 widerlegen." (Schriftbild von MN.)
Als wären gründliche und saubere (und in diesem Falle nach weiteren
präzisen Untersuchungen materialbedingt sogar revidierte)
naturwissenschaftliche Tatsachenbeschreibungen aus dem Jahre
1942 automatisch falsch oder unzuverlässig/fragwürdig
(von weiteren Autoren in den folgenden Jahren einmal ganz abgesehen)
und völlig unbewiesene evolutionistische Hypothesen von
2006 automatisch richtig und zuverlässig! Legen wir die
64 Jahre zwischen den beiden Publikationen einmal in die Zukunft:
Wären dann alle noch so gründlichen, besten und genauesten
naturwissenschaftlichen Tatsachen-beschreibungen von 2011 – die
Kontinuität der heutigen Welt vorausgesetzt – im Jahre 2075
nichts mehr wert? Und dieses fragwürdige Beurteilungskriterium 29 kann man natürlich endlos weiter extrapolieren für die Jahre 2139,
2203, 2267 etc. (vgl. dazu weiter die Fußnote 4 auf der
Seite 4 oben).
MNs Vitamin B12-Beispiel ist übrigens aus mehreren Gründen völlig
verfehlt: Abgesehen von dem untergeordneten Punkt, dass die Strukturaufklärung
des Moleküls nicht 1950, sondern 1955 durch Dorothy Crowfoot
Hodgkin erfolgte (nach Vorarbeiten 1954: "In 1955, Dorothy
Hodgkin took the first X-ray diffraction photographs of vitamin
B-12" http://www.rcuk.ac.uk/ResearchCareers/dhpa/Pages/AboutDorothy.aspx . Reference: Hodgkin DC, Pickworth J, Robertson JH, Trueblood KN, Prosen RJ,
White JG. 1955. The crystal structure of the hexacarboxylic acid
derived from B12 and the molecular structure of the vitamin. Nature 176:325-328, sind dabei folgende Punkte zu berücksichtigen: Im Jahre 1886 hatte man noch nicht die geringste Ahnung davon, dass das Vitamin
B12 überhaupt existiert. Erst kurz vor 1920 entdeckte George H. Whipple, dass man blood loss bei Hunden wie folgt behandeln kann: "…he discovered that ingesting large
amounts of liver seemed to most-rapidly cure the anaemia of blood loss [in dogs]”. "[D]ie
Suche nach der essenziellen Komponente dieser Heilmethode [führte]
schließlich 1926 zur Beschreibung eines auch beim Menschen
wirksamen "Antiperniziosa-Faktors" durch die beiden
US-amerikanischen Ärzte George R. Minot und William P. Murphy die dafür zusammen mit Whipple 1934 den Nobelpreis
für Medizin erhielten". Soweit mir bekannt, machte
auch in den 1920/30ger Jahren noch niemand einen Vorschlag zur
Strukturaufklärung vom Vitamin B12, zumal damals das Vitamin
noch gar nicht isoliert worden war und man noch nicht genau wusste,
was hinter den Behandlungserfolgen eigentlich steckte. "Die
Isolierung des eigentlichen Wirkstoffs dagegen, des Vitamins
B12 (Cyanocobalamin), gelang in kristalliner Form erst 1948, und das unabhängig
voneinander zum einen einem Team US-amerikanischer Biochemiker
um Karl A. Folkers , zum anderen einem britischen Forscherteam um den Chemiker E. Lester Smith . 1955 schließlich konnte die britische Biochemikerin Dorothy C. Hodgkin mit Hilfe der Röntgenbeugung an Vitamin-B12-Einkristallen auch deren Molekülstruktur aufklären, wofür sie u. a. 1964 mit dem Nobelpreis für Chemie geehrt wurde.
Die darauf aufbauende Totalsynthese des Vitamins B12 gelang 1972 Albert Eschenmoser und Robert B. Woodward, und noch heute gilt Vitamin B12 damit als eines der größten jemals in einem Labor Moleküle" (vgl. totalsynthetisierten http://de.wikipedia.org/wiki/Cobalamine#Geschichte (2011) und http://en.wikipedia.org/wiki/Vitamin_B12#History (2011); siehe auch Römpp Chemielexikon, 9. Auflage 1995, Bd. 6 p. 4946; man könnte hier vielleicht noch
ergänzen, dass im Stoffwechselgeschehen des Menschen die
Umwandlung von Cyanocobalamin in Methylcobalamin und Adenosylcobalamin
als "die eigentlich biologisch wirksamen Coenzym-Formen
des Vitamins" erfolgt – siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Cobalamine .)
Mir ist jedoch nicht bekannt, dass die Tatsachenbeschreibungen aus dem Jahr
1926 zu den Leberextrakten falsch gewesen wären oder etwa
das Folgende: "In 1928, the chemist Edwin Cohn prepared a liver extract that was 50 to 100 times more potent than the natural
liver products. The extract was the first workable treatment
for the disease [pernicious anaemia in humans].” Und die Befunde
und Tatsachenbeschreibungen von Cohn sind sogar noch etwas älter
als die von F. E. Lloyd zum Fangmechanismus von Utricularia multifida.
Natürlich wäre es keineswegs verkehrt, zur weiteren Bestätigung
des Saugmechanismus von U. multifida (und damit vielleicht der zusätzlichen Widerlegung der sachlich unbegründeten
Hypothese von Reifenrath et al.) und vor allem zur Vertiefung der Beobachtungen und Befunde der bisherigen Autoren samt fotografischer Dokumentation
von Lloyd noch weitere unabhängige Untersuchungen an lebendem Material von U. multifida mit ihren besonderen Charakteristika vorzunehmen; sehr erfreulich wären
dazu auch Zeitrafferaufnahmen. Mein bisheriger Eindruck von U. multifida ist, dass es sich bei dieser Art – trotz einiger 'urtümlicher' Merkmale – um
eine hochspezialisierte Form handelt. Das dürfte jedoch
eine ausführliche Behandlung für sich wert sein.
Im Übrigen gehen auch die meisten neueren Autoren davon aus, dass die Beschreibung
von Lloyd (1936, 1942) völlig korrekt ist (Benzinq 1987: "ultra-sophisticated suction-traps (Utricularia sensu lato)", Juniper et al. 1989, ebenso Taylor 1989/1994, Slack 1986/2000, 2006,
J. und P. Pietropaolo (2001) 30 die letzteren vier mit eigenen Studien zur Falle) wie z. T. oben und in http://www.weloennig.de/Polypompholyx.pdf schon zitiert (vgl. auch implizit die zahlreichen neueren Autoren, die auf den
Seiten 17-19 der vorliegenden Arbeit aufgeführt wurden und
werden), im Kontrast von MNs Behauptung, dass ich ausschließlich
auf ältere Arbeiten verweise. Zur Ergänzung siehe z.
B. H. Lambers, F. S. Chapin und T. L. Pons 2008, p. 535: "…detail
of the trap of Utricularia multifida (bladderwort) with bladder-like suction traps"; R. F. Evert with the assistance of S. E. Eichhorn 2006, p. 465: "…suction traps (Utricularia, Biovularia, Polypompholyx)…" W. X. Schulze 2010: "Polypompholyx is an Australian species with suction traps in the soil” 31 ; P. D. Johnson, under the advisement of D. Inouye (2005, pp. 20, 21, and 23)
unter "Spring-traps": Polypompholyx 32 . Britannica Online Encyclopaedia (2011): "Polypompholyx (two species; Australia) are very similar to Utricularia and also trap their prey by means of highly specialized bladders” 33 . Honda (2011) 34 beschreibt unter den Überschriften "SUCTION TRAP" und "TRAP
OPERATION" die bladderworts und deren trap setting, triggering, resetting, glands, water pumping mechanism, digestion und erwähnt dabei auch mehrere offenen Fragen sowie zwischendurch Loyds
Kommentar: "But most to be wondered at are the traps which present an astounding degree
of mechanical delicacy depending on a fineness of structure scarcely
equaled elsewhere in the plant kingdom." In der Literatur führt er u. a. die Arbeit von Reifenrath et al.
(2006) auf, erwähnt aber nicht deren fragwürdige Hypothesen
(U. multifida "might not function with a low pressure-suction movement" und hätte
möglicherweise einen "primordial (non-suction) trapping
mechanism … similar to that of the eel-traps of the closely related
genus Genlisea"). Außerdem wird in keiner (anderen?) der mir bisher bekannten Darstellungen
und Detailbeschreibungen des Fangmechanismus von U. multifida die unbegründete Hypothese vermittelt, dass sie eine "permanent geöffnete
Tür" (MN) besitzen könnte. Selbst Lang (1901),
der wie Darwin 35 und andere den Saugmechanismus von Utricularia noch nicht erkannt hatte und der meinte, dass Tiere in den Fangapparat "kriechen",
stellt zu U. multifia (Polypompholyx multifida) Folgendes fest:
"Die Blasen sind dadurch ausgezeichnet vor anderen Schlauchblättern,
dass sie keine freie Eingangsöffnung besitzen, sondern eine
trichterförmige Eingangsöffnung, welche durch eine Klappe verschlossen ist, die auf einem
hufeisenförmigen Widerlager ruht."
M. S. Reut and R. Jobson schließen sich den bisher zitierten Autoren
(abgesehen von Lang 1901) zum Thema "Bladder-trap function in the subgenus Polypompholyx" 2010, pp. 158/159 und 160 mit folgenden Feststellungen und Argumenten völlig
an und weisen die Hypothese von Reifenrath et al. wie folgt zurück
(emphasis again added):
"All members of the genus Utricularia possess modified leaves that form suction-bladders for prey capture (Lloyd 1942;
Juniper et al. 1989), which are all thought to be active in their pumping of internal fluid to the
exterior during trap resetting (Lloyd 1942; Juniper et al. 1989). These metabolically expensive bladders have been implicated as key
adaptive innovations during radiation of the genus (Jobson et al. 2004; Laakkonen et al. 2006; Albert et al. 2010).
However, U. multifida and U. tenella, which are species circumscribed to the section Polypompholyx (Fig. 1) (Taylor 1989), share a distinctly robust bladder-trap form (see above),
with trigger hairs that are either highly reduced (Lloyd 1942;
Taylor 1989), or not present (Reifenrath et al. 2006). The thick sidewalls and door, along with the funnel-like form of the
entranceway, lead Reifenrath et al. (2006) to speculate that there may be a corresponding absence of bladder-trap function, and the
possibility of a passive eel-trap function as found in Genlisea, the sister lineage of Utricularia (Reut 1993a; Jobson and Albert 2002).
These characters also lead Lloyd (1932) to the same conclusion as that of Reifenrath et al. (2006). However, after closer examination of live material, Lloyd (1942) found these bladders
to function normally. Furthermore, the passive bladder-trap hypothesis is also confounded by the presence of nonfunnelled
entranceways and highly developed trigger hairs in the closely related species U. westonii (sect. Tridentaria), which is also assigned to the subgenus Polypompholyx sensu Taylor (1989).
Within the section Pleiochasia, bladder-traps seem to function normally, with studies involving U. monanthos having reported the typical suction function (Lloyd 1942; Sydenham and Findlay
1972; Fineran and Lee 1974; Fineran and Gilbertson 1980; Juniper et al. 1989). There is also ecological evidence for normal function, with a field study
finding strong similarity in the array of entrapped prey organisms
between U. uniflora R.Br. (sect. Pleiochasia) and U. uliginosa Vahl (sect. Oligocista A.DC., subg. Bivalvaria), growing in sympatry across two populations (Jobson 1998; Jobson and Morris
2001).”
Überdies hat Allen Lowrie, (Duncraig near Perth, Western Australia) erst
kürzlich eine – vielleicht kann man sagen – Wasserform von Utricularia multifida (Polypompholyx multifida) entdeckt, genauer gesagt nennt es sie P. aff. 36 multifida die sich durch folgende Merkmale auszeichnet: "Plants growing as affixed aquatics in 30 cm depth of water, scapes buoyant and erect, flotation provided by the
scapes' large celled central core, 3-6 pink flowered inflorescence
held erect to 10 cm above the water surface.” – Mir ist nicht bekannt, dass bei irgendeiner der rezenten Wasserformen spätestens
nach Lloyds bahnbrechender Arbeit von 1942 auch nur ansatzweise
spekuliert wurde, dass sie sich vielleicht doch nicht durch aktive
Saugfallen auszeichnen würde 37 . Nebenbei bemerkt entspricht die Entdeckung der Wasserform U. aff. multifida (oder nach Lowrie P. aff. multifida) dem Ansatz und den Erwartungen der These polyvalenter Grundtypen (vgl. pp.
80, 122, 124). 38
Forschungsaufgabe: Genetisch nachzuprüfen ist unter anderem, ob diese
neu entdeckte Linie mit den bisher bekannten Formen von Utricularia multifida und vielleicht auch U. tenella fertil ist – in diesem Falle würde sie gemäß dem genetischen
Artbegriff tatsächlich zur selben polymorphen Art U. multifida gehören.
Nach allem was man bisher nur sagen kann, geht MN im Zuge seiner evolutionstheoretischen
Argumentation mit der Voraussetzung, dass Utricularia multifida sich durch absence of bladder-trap function etc. auszeichne (vgl. dazu oben pp. 2, 58, 64, 65, 96, 106, 120, 187) von einer falschen Tatsache (false fact) aus. Im Übrigen hat er nicht widersprochen, dass er mein Polypompholyx-Paper http://www.weloennig.de/Polypompholyx.pdf vorher schon kannte.
Utricularia multifida aus http://mycorrhizas.info/nmroots/utraps.jpg
Siehe auch Lambers et al. 2008, pp. 534/535: "…detail of the trap of Utricularia multifida (bladderwort) with bladder-like suction traps.”
Oben: Falle von Utricularia multifida nach Slack 2000, p. 180 (Originalzeichnung von ihm nach eigenen mikroskopischen
Studien; unter Kapitel 9 The Bladder Traps; deutsche Ausgabe: Die Saugfallen. "Detailed cross section of bladder to show structure.” Passend spricht
er von der "Polypompholyx multifida bladder trap". Slack weist im Text (p. 180) u. a. auf Folgendes hin: "The trap
[of Polypompholyx] differs in some way from those of Utricularia" – worauf die recht genaue Beschreibung der Unterschiede und Eigentümlichkeiten
folgt. Zu den Unterschieden gehört jedoch nicht das Fehlen des Saugmechanismus. (Teil-)Definition zu bladder trap: "The bladders ( vesicula ) pump ions out of their interiors. Water follows by osmosis , generating a partial vacuum inside the bladder” http://en.wikipedia.org/wiki/Carnivorous_plant . Der genaue Beobachter Francis E. Lloyd hat schon 1936, p. 104, dazu das Folgende
festgestellt: "When the trap is set, the walls are concave, more especially the side walls, the top being less responsive” (siehe weitere Punkte unten und unter http://www.weloennig.de/Polypompholyx.pdf ). Taylor (1989/1994, pp. 79-84) findet gemäß seinen Untersuchungen,
Beschreibungen und Zeichnungen definitiv ebenfalls suction traps bei Utricularia multifida und ebenso bei U. tenella (praktisch die Zwergform von U. multifida), wie im eben zitierten Link ausführlich dokumentiert (vgl. dazu auch Originalzeichnung von J. und P. Pietropaolo 2001, p. 137). Lang (1901, p. 157) fand übrigens außer Algen "die Reste von
Insektenlarven; daneben grosse Nematoden (siehe Tafel-Fig. 3
und 4), welche oft grösser sind als der Längsdurchmesser
des Blasenlumens, dann wieder ganze Schaaren von winzig kleinem
Gewürm" in den Fallen von U. multifida (Schreibweise von Lang).
8. MN schreibt zum Thema der "falschen Tatsachen" außerdem
(Hervorhebungen im Schriftbild von ihm):
MN: "a.) Entgegen LÖNNIGs Behauptung verfügt Roridula nicht über die Fähigkeit, mittels Enzyme gefangene Insekten zu verdauen;
vielmehr bedienen sich Blindwanzen [Pameridea] der willkommenen
Nahrungsquelle und versorgen die Pflanze nur mittels ihrer Fäkalien
mit Nährstoffen. Die von LÖNNIG erwähnten Phosphatasen
sind aus mehreren im Text ausgeführten Gründen für
eine Verdauung nutzlos."
Was könnte man nun noch einem Autor entgegnen, der vorsätzlich die
neuesten Befunde zu dieser Frage ignoriert, offenbar weil sie
nicht zu seinen unrealistischen evolutionären Schemata passen?
Ich hatte in der vorliegenden Arbeit die Beiträge von Plachno et al. von 2006 und 2009 zitiert:
Plachno, B. J., Adamec, L., Lichtscheidel, I. K., Peroutka, M., Adlassnig, W.
and J. Vrba (2006): Fluorescence labelling of phosphatase activity in digestive glands of
carnivorous plants. Plant Biology 8, 813-820.
Plachno, B. J., Adamec, L. and H. Huet (2009): Mineral nutrient uptake from prey and glandular phosphatase activity
as a dual test of carnivory in semidesert plants with glandular
leaves suspected of carnivory. Annals of Botany 104, 649-654.
Dort legen die Autoren ihre Untersuchungsergebnisse vor, dass es sich bei Byblis und Roridula um echte Karnivoren ("true carnivores") mit "high activity of phosphatases" handelt, und zwar mit Nachweis von mineral uptake (N, P, K and Mg) von Drosophila prey bei Roridula auch ohne Symbionten.
Zu den Phosphatasen schreiben Plachno et al. (2006, p. 814):
"Hydrolysis of phosphate esters is a critical process of phosphorus metabolism
at cellular, organism, and ecosystem levels. Phosphatases (phosphomonoesterases)
represent a broad group of enzymes that catalyze the hydrolysis
of phosphate esters (Feder, 1973). Acid phosphatases are common
plant enzymes of low substrate specificity that appear to be
important in the production, transport, and recycling of phosphorus
(Duff et al., 1994). So far, a few authors (Clancy and Coffey,
1976; Robins and Juniper, 1980; Sirovä et al., 2003) have
studied production of acid phosphatases by carnivorous plants.
While proteases may not occur in some typical carnivorous plants
(e.g., in Utricularia, Sirovä et al., 2003, or Byblis, Hartmeyer, 1997), we suggest the phosphatases as model digestive enzymes in this group. In our opinion, the phosphatases are indispensable for phosphate mobilization
from prey carcasses and phosphate uptake may be essential for
many carnivorous plants (e.g., Adamec, 1997)."
Auf der Seite 815 stellen die Autoren unter anderem fest:
"Plants cope with a deficiency of phosphorus in the soil by modifications
of root morphology and by changes in phosphorus uptake and metabolism; in addition, the production of extracellular phosphatases can help to release inorganic phosphate from the environment (Chröst, 1991; Olczak, 1996; van Aarle et al., 2001; Nedoma et al., 2003; Strojsová et al., 2003; Hammond et al., 2004). Carnivorous plants are an example for the latter strategy since they use enzymatic exudates to digest phosphate compounds of their prey.”
Das entscheidende Ergebnis für unsere Fragestellung zu Byblis und Roridula lautet (p. 818):
"In Byblis, only one author (Bruce, 1905, after Juniper et al, 1989) found evidence for
the production of digestive enzymes, whereas Hartmeyer (1997) failed to detect proteases and,
therefore, questioned the presence of carnivory in Byblis [aber 2005 gefunden]. Our results show that Byblis is able at least to digest phosphorus compounds. The total degradation of proteins, however, may depend on symbiotic organisms.
So far, no digestive enzymes are known from Roridula. Prey degradation was thought to be performed only by symbiotic hemipterans (Ellis and Midgley, 1996; Anderson, 2005). In the leaf epidermis, however, we found phosphatase activity, but not in the glandular tentacles. Future research will show if the epidermis takes
part in the utilization of prey, or if the phosphatases only reflect high metabolic
activity in general.”
In ihrem Paper von 2009 stellen die Autoren nach Hinweis auf die Arbeiten von
Anderson und Midgley (2003) und Anderson (2005), die bislang
nur "'indirect' means of carnivory, mediated by commensal
hemipteran bugs of the genus Pameridea" bei Roridula nachweisen konnten, fest (p. 649):
Plachno et al. (2006) revealed phosphatase activity on the leaves of Roridula, suggesting also that direct carnivory may be possible."
Ihre Versuche haben sie daraufhin mit Drosophila melanogaster durchgeführt (siehe die Details pp. 650/651) – und zwar ohne commensal hemipteran bugs of the genus Pameridea.
Ergebnis (2009, p. 651):
"Application of model prey on the leaves revealed two distinct groups of plants based on uptake of mineral nutrients from prey (Table 3). Roridula and Drosophyllum were found to take up substantial amounts of both N (33-47% of the total N content), P (62-75%), K (44-86%) and
Mg (33-39 %) from fruit flies. Except for N uptake in Drosophyllum, which showed considerable variability, uptake of all nutrients from flies was statistically significant in these two species. By
contrast, usually very weak release of N (7-18 % of the total N content), P (1-3%), K (4-19%) and Mg (4-21 %) to flies, rather than nutrient uptake from flies, was found in the four remaining plant species, Proboscidea. Ibicella, Cleome and Hyoscyamus. However, this nutrient release to flies was not statistically significant.”
Das Ergebnis ist also völlig eindeutig: Ohne jegliche Beteiligung von Pameridea-Symbionten können Drosophyllum und Roridula "substantial amounts of both N (33-47% of the total N content), P (62-75%), K (44-86%) and Mg (33-39 %) from fruit flies” aufnehmen, wobei die letztere jeweils höhere Zahl das Ergebnis für Roridula ist. "Despite the absence of phosphatase activity on Roridula emergences, the efficiency of P uptake and of other mineral nutrients in Roridula was very high” (Plachno et al. 2009, p. 651). Steht damit nicht steht fest, dass die oben zitierte Auffassung (prey degradation was thought to be performed only by symbiotic hemipterans) falsch ist und MN mit einer weiteren falschen Tatsache (false fact) gearbeitet hat?
Worauf beruht nun aber die prey degradation? Sind die extrazellulären Phosphatasen, die enzymatic exudates, daran beteiligt oder nicht? Hier werden die Autoren sehr vorsichtig, denn ihr bisheriger Versuchsaufbau kann diese Frage bedauerlicherweise nicht direkt und abschließend beantworten. Worin bestand die Versuchsanordnung? Antwort (p. 651):
"Here, the applied fruit flies were evidently not in direct contact with foliar epidermis containing high phosphatase activity (Plachno et al., 2006) which would have enabled direct nutrient uptake through cuticular pores (Anderson, 2005).”
Wenn nun die Fruchtfliegen gar nicht in Kontakt mit der foliar epidermis containing high phosphatase activity waren – wie ist dann degradation und uptake mit der geschilderten außergewöhnlich hohen Effizienz bei Roridula überhaupt möglich? Mit dem von den Autoren des Weiteren unterbreiteten Vorschlag, dass nun anstatt der Phosphatasen "autolysis of prey tissues and release of digestive enzymes by microbial commensals" (p. 653) die entscheidende Rolle spielen könnten ("may occur") (aber keinesfalls die ohnehin nicht an den Versuchen beteiligten Pameridea-Symbionten), bleiben allerdings noch mehrere Fragen unbeantwortet. Sehen wir uns diese Hypothese einmal etwas näher an:
Selbst nach Autolyse der Drosophila-Gewebe und dem Abbau durch Mikrobenenzyme muss ja irgendwann die phosphatasenreiche (Stichwort: enzymatic exudates), durch die speziellen cuticular gaps and pores (Anderson) ausgezeichnete und somit durchlässige unten liegende, großflächige Epidermis erreicht werden. Andernfalls würde praktisch
nichts von Drosophila absorbiert werden. Und wenn nicht die gesamte Zersetzungsarbeit schon vorher getan wurde (was denkbar unwahrscheinlich ist; siehe dazu die Abbildungen aus M. Reiner und anderen unten), spielen logischerweise auch die extrazellulären Phosphatasen unausweichlich eine bestimmte Rolle in dem Geschehen. Plachno et al. aber konnten das nicht feststellen, da sie ausnahmslos mit schon toten Fliegen arbeiteten, die nur
mit den resin producing tentacles, aber nicht mit den enzymatic exudates der Epidermis in Kontakt gekommen sind.
Oben links: Roridula gorgonias mit zahlreichen gefangenen Insekten (vor allem Fliegen, aber im Bild unten auch eine Wespe, aber hier ohne Pameridea). In vielen Fällen kommen die Tiere auch direkt in Kontakt mit den phosphatasenreichen Exsudaten der Epidermisoberfläche (aus
Martin Reiner 2004: Roridula & Pameridea – die Taupflanze und ihre Wanzen: http://www.drosophyllum.com/Bilder/Gross/Roridulagorgonias05g.jpg .) Siehe dazu weiter die Frage nach Schmerzempfinden bei Insekten unter http://www.weloennig.de/JoachimVetter.pdf (dennoch tun mir die Tiere leid).
Und ein weiterer Aspekt. Anderson bemerkt zum Thema Absorptionsvermögen und -geschwindigkeit der Epidermis sowie der Inkorporation in das Blattgewebe der Roridula-Pflanzen (2005, p. 760):
"The extensive staining by neutral red in Roridula suggests that the majority of epidermal cells are highly absorbtive and that the entire epidermis has an absorptive function [im Gegensatz etwa zu Drosophyllum, die "only a few specialized digestive cells” nach Joel und Juniper aufzuweisen
hat]. … These results lend credence to the results of Ellis and Midgley (1996) who show that nitrogen from trapped flies is very rapidly absorbed by Roridula plants. Their results show that substantial amounts of fly nitrogen are incorporated into plant leaves after only 72 h of capture. They postulate that such rapid nitrogen incorporation can only take place if digestion is immediate.”
Da weder Ellis und Midgley (1996) noch Anderson (2005) etwas von den epidermalen enzymatic exudates samt extrazellulären Phosphatasen wussten, schlossen sie direct carnivory aus und konzentrierten sich auf die Stoffwechsel-Endprodukte (faeces) der Hemipteren (Pameridea-Arten). Plachno et al. (2009) aber haben nachgewiesen, dass bei Roridula auch die direkte Karnivorie möglich ist, und zwar mit dem erstaunlichen Ergebnis, dass – um diesen Kernpunkt noch einmal zu betonen – 47% N, 75% P, 86% K und 39% Mg aus den Fruchtfliegen ohne die geringste Beteiligung von Pameridea roridulae aufgenommen werden.
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Links und rechts: Fliege in direktem Kontakt mit der enzymatic-exudates-reichen Roridula-Epidermis und dazu ein Exemplar von Pameridea roridulae. Ergebnis: Effiziente Zusammenarbeit von direkter und indirekter Karnivorie. Aus http://www.fischermans-antik.de/ShowTemplate-Dateien/Eigene%20Bilder%20Fleischis/CK17/60.JPG und http://www.cpukforum.com/forum/index.php?showtopic=22402 . Im Übrigen ist das Phänomen des Mutualismus zwischen Roridula und Pameridea selbst ein schweres Problem für die Synthetische Evolutionstheorie, ebenso
mit der Spinne Synaema marlothii – ein Punkt der eine eigene Abhandlung wert wäre (vgl. zur morphologisch-anatomisch und physiologisch präzisen Abstimmung (Tier- und Pflanzenreich übergreifende
Synorganisation der Arten aufeinander) z. B. http://www.drosophyllum.com/deutsch/roridula.htm
Die Aussage von p. 2 oben ist damit für Roridula noch einmal im Detail bestätigt:
Die Gattungen Byblis und Roridula sind weder direkte noch 'funktionale' Vorstufen zu den Lentibulariaceae. Es handelt sich bei diesen beiden Gattungen vielmehr um echte Karnivoren ("true carnivores") mit "high activity of phosphatases" mit Nachweis von mineral uptake (N, P, K and Mg) von Drosophila prey bei Roridula ohne Symbionten (vgl. p. 103: Plachno et al. 2006, 2009; Byblis: "Verdauungsenzyme" auch nach Barthlott et al. 2004), deren Drüsen anatomisch eine Sondergestaltung aufweisen.
Dass Roridula weder eine direkte oder auch nur funktionale Vorstufe zu den Lentibulariaceen ist, zeigt sich weiter in der Tatsache, dass die resin producing tentacles keine Vorstufe zu den mucilage producing tentacles sind:
…the glue of Drosera, Drosophyllum, Triphyophyllum, Pinguicula, Byblis is mucilage (water-based with high sugar content. It has to be water based in order to dissolve enzymes
in). In contrast, the glue of Roridula is a resin. It never evaporates and cannot be washed away by rain. But big
disadavantage: no enzymes can be dissolved in the glue droplets of Roridula” [was unter anderem erklärt, warum Plachno et al. 2006 und 2009 dort keinerlei Phosphatasen nachweisen konnten])
- Andreas Fleischmann 2010: http://www.cpukforum.com/forum/index.php?showtopic=35105 .
Eine gute Zusammenfassung und Erklärung der Methoden und Befunde sowie
der Bedeutung der Arbeiten von Plachno et al. (2006 und 2009),
speziell zu den Phosphatasen, findet der daran interessierte
Leser bei John Brittnacher von der International Carnivorous Plant Society http://www.carnivorousplants.org/cp/Digestion.php (Zugriff 28. 3. 2011: "It is very clear from the data that phosphatases are important to carnivores”). Der Leser beurteile bitte wieder selbst, ob meine Einschätzung, dass
MNs Tatsachenbehauptung zu Roridula (als Vorstufe zu den Lentibulariaceen; vgl. hier Punkt 88, p. 106) sowie MN
2010, p. 14: "Roridula nimmt lediglich die Nährstoffe aus den Fäkalien ihrer Symbiosewanzen
(Pameridea) über die Spaltöffnungen der Blätter auf" oder Roridula, "die nachgewiesenermaßen keine Tiere verdauen kann" (p. 11)
nach dem vorliegenden Tatsachenmaterial zu den false facts gehört oder nicht.
9. Zu Byblis und noch einmal Roridula (Hervorhebung im Schriftbild von MN):
MN: "b.) Byblis ist nach Ansicht einiger Karnivoren-Spezialisten durchaus ein nächster Verwandter von Pinguicula (genauer: der Wasserschlauchgewächse)."
"…nach Ansicht einiger Karnivoren-Spezialisten…" – die anderen sind jedoch gegenteiliger Auffassung! (Vgl. die Details p. 104 und Brittnacher zitiert unten). Die, wie auch im vorliegenden Falle, oft erstaunlich widersprüchlichen Rekonstruktionen phylogenetischer Verwandtschaftsverhältnisse auch zu Byblis zeigt einmal mehr, dass man diese nicht mit der Sicherheit der DNA-Vaterschaftstests gleichsetzen kann. Das führt uns vielleicht noch einmal
zur Frage, inwieweit MN die gravierenden Unterschiede zwischen der Sicherheit des Vaterschaftstests (zur 99,9% sicheren Identifikation eines Kandidaten aus einer ausgewählten Gruppe innerhalb der Art) und der Unsicherheit phylogenetischer Rekonstruktionen (Makroevolution) verstanden hat, deren widersprüchliche Ergebnisse er (wenn auch unbeabsichtigt) mit der obigen Aussage zu Byblis bestätigt.
Zur Behauptung Byblis sei eine funktionale Vorstufe zu den Wasserschlauchgewächsen vgl. weiter die Argumentation und die Fakten in
der vorliegenden Arbeit zum Punkt 81, p. 104 (wie: "Differences in gland morphology support parallel acquisition of carnivorous traits in Byblis (Byblidaceae), Ibicella (Martyniaceae), and Lentibulariaceae. Digestive glands in all three genera of Lentibulariaceae are attached to vessels, unlike secretory glands of Byblidaceae and Martyniaceae that rest on at least two epidermal cells" – Müller; auf diese Sondergestaltung, auf die unterschiedliche Anatomie, hätte MN in einer überzeugenden
Diskussion eingehen müssen statt sich widersprechende Autoritäten zu zitieren).
Zum Punkt 79, p. 102 – womit wir auch wieder zu Roridula zurückkommen (MN: "Klebrige Drüsenhaare zur Abwehr von Schadinsekten finden sich
schon bei nichtkarnivoren Pflanzen, etwa bei Roridula. Diese Pflanze hält die Insekten mittels eines klebrigen Sekrets fest.") – und Punkt 80, pp. 103/104 (MN: "Der daran anknüpfende Evolutionsschritt bestand ganz offensichtlich
in der Differenzierung der Drüsenhaare, wobei einige Drüsenhaare zusätzlich Verdauungssekrete absondern, um die festsitzenden Insekten zu zersetzen (HEUBL et al. 2006, 827, Fig. 6).") sowie Punkt 81, p. 104 (MN: "Byblis produziert wie Roridula ein klebriges Sekret,…") siehe die oben zitierten Fakten: Es handelt sich um völlig unterschiedliche Sekrete: water-based mucilage to dissolve enzymes bei Byblis vs. resin bei Roridula – "…no enzymes can be dissolved in the glue droplets of Roridula." Oder B. Rice 2005/2009:
"In the early 1900s, the botanist Marloth pointed out that, unlike other
sticky flypaper plants that produce leaves covered by mucus glands, the leaves of Roridula are covered with resin glands. This is a key difference. Mucus is water-based, resin is not. (Did you ever try to wash pine sap off your
hands just using water?) Digestive enzymes and nutrients can easily diffuse through mucus, but they cannot
diffuse through resin” (vgl. http://www.sarracenia.com/faq/faq5500.html ).
("In the early 1900s": Zur Richtigkeit und Bedeutung älterer
Arbeiten siehe die Ausführungen oben.)
Resin glands in Roridula: MN hat das inzwischen auch festgestellt (2010), erwähnt aber nicht, dass damit Roridula als funktionale Vorstufe und als Beispiel für seine früheren Aussage ("wobei einige Drüsenhaare zusätzlich Verdauungssekrete absondern"), verfehlt ist – von seiner bisherigen Weigerung, die Forschungsergebnisse von Plachno et al. (2006, 2009) zur Roridula-Epidermis (repetitio est mater studiorem: enzymatic exudates samt extrazellulären Phosphatasen und uptake von 47% N, 75% P, 86% K und 39% Mg aus Fruchtfliegen ohne die geringste Beteiligung von Pameridea roridulae) zur Kenntnis zu nehmen, einmal ganz abgesehen. Ein Kernpunkt zur Unterscheidung von karnivoren und nichtkarnivoren Pflanzen ist in diesem Zusammenhang weiter die folgende Feststellung von Plachno et al. (2009, p. 651):
"True carnivorous plants possess not only anatomical modifications to
trap animals and external enzyme activily in traps, but crucially show sufficient mineral nutrient absorption from prey carcasses
to support plant growth and fitness in competition with non-carnivorous plants (Juniper et al.. 1989: Adamec, 1997 [siehe zum Thema "fitness in competition…" die Ausführungen oben]). Of all six species tested 39 only Roridula and Drosophyllum have been found to take up nutrients (N, P, K. Mg) from applied fruit flies (Table 3: cf. Adamec, 2002).”
Roridula ist nach diesen Befunden eindeutig eine karnivore Gattung und sie ist durch ihre Spezialisierungen (resin glands zum Insektenfang in Zusammenarbeit mit struktureller und funktionaler Sondergestaltung der Epidermis mit sufficient mineral nutrient absorption from prey carcasses) weder eine direkte noch eine funktionale Vorstufe zu anderen Karnivoren oder zu den Karnivoren überhaupt.
Und dass die ohnehin zu den echten Karnivoren zählende Byblis ebenfalls Spezialisierungen (Heterobathmien, specialization-crossings, chevauchements de specialisation) aufweist, die sie auch nur als "funktionelles" Bindeglied zu den Lentibulariaceen unbrauchbar machen, ist den meisten jüngeren und älteren Beschreibungen leicht zu entnehmen. Beispiele:
D'Amato 1998, p. 181: "The leaves are fine and linear, radiating in all directions from the stem." J. and P. Pietropaolo 2001, p. 105: "In cross-section the base of the leaf is triangular with rounded edges but becomes almost circular in cross-section at the tip." Barthlott et al. 2004, p. 84: "Die
Blätter aller Arten sind in der Knospenlage nach außen aufgerollt; diese Form der Knospenlage ist äußerst selten und kommt auch bei Drosophyllum lusitanicum vor." Slack 2000, pp. 95/96: "When mature they [the leaves] are held
at an acute angle to the stem; the underside rather then the top surface of the leaf is therefore the most exposed, and provides the most obvious surface on which an insect in flight might land. Not
surprisingly, then it is the underside of the leaf which is used principally by the plant to detain its prey. This is heavily scattered with stalked, mucilage-secreting glands, but these are almost entirely lacking on
the upper surface, where those that occur are of diminutive size." [Slacks Aussage zum Winkel scheint in erster
Linie auf junge Blätter zuzutreffen. Siehe weiter die differenzierte Diskussion zu Byblis von Lloyd 1942, pp. 95-96.]
Und noch einmal Slack 2000, p. 96: "While the stalked retentive glands
are large and very conspicuous, the digestive glands, though extremely numerous, are of microscopic size and quite
invisible to the eye [der Ausgangspunkt sollten vielmehr die large and very conspicuous glands gewesen sein, die dann später zusätzlich Verdauungsenzyme produzierten]. They are arranged in single rows, and are sunk for protection in little furrows. They are to be found not only on both sides of the leaf, but also on the stems.”
Brittnacher fasst die bisherigen Untersuchungsergebnisse zum Thema Byblis und Evolution wie folgt zusammen ( http://www.carnivorousplants.org/cp/EvolutionLamiales.php Zugriff am 29. 3. 2011):
"There is not much to say about the evolution of Byblis at this point. In the DNA phylogenies it tends to fall in with families of
plants that used to be considered part of the Scrophulariaceae and not close to the other carnivores. It has a unique design for its glands and appears to have evolved carnivory independently
of the the other carnivores.”
Zu Detailunterschieden in der Struktur und Zytochemie zwischen den digestive glands von Byblis und Pinguicula vgl. z. B. die Abbildungen in http://www.carnivorousplants.org/cp/EvolutionLamiales.php nach Müller et al. 2002, dort genauso für die mucilage glands; siehe weiter auch die Arbeiten von Lloyd 1942, Y. Heslop-Harrison und J. Heslop-Harrison 1980, 1981, Vassilyev und Muravnik 1988, Müller et al. 2002, 2006, Plachno 2007).
Byblis besitzt "als einzige Karnivore Verdauungsdrüsen, die direkt am Stamm und an den Fangarmen sitzen" http://www.fleischfressendepflanzen.de/db/gattung.ffp?id=6 . Auch der "Klebstoff" scheint sich in Byblis und Pinguicula zu unterscheiden ( http://www.cpukforum.com/forum/index.php?showtopic=31967 2009, er arbeitet möglicherweise mit einem Betäubungsmittel). Berücksichtigt man dazu die auf den Seiten
103/104 aufgeführten Fakten, so wird deutlich, dass auch die Gattung Byblis weder direkt noch funktionell als eine Vorstufe zur Blattfalle von Pinguicula aufzufassen ist. Es handelt sich selbst nach evolutionstheoretischen Voraussetzungen vielmehr um eine unabhängig (konvergent) entstandene, ganz eigengeartete Gattung
mit entsprechendem Sonderstatus – was auch auf die schon oben behandelten Gattungen Roridula und Drosophyllum zutrifft.
Slack zählt die Gattungen Byblis und Drosophyllum passend zu den "passiven Klebfallen” (2000, p. 95, Kapitel 6: "The Passive Flypapers”, wie schon Lloyd 1942) und schreibt einleitend:
"The plants in this group belong to two genera: Byblis and Drosophyllum. There is certain superficial resemblance between the two in their general appearance and in various features which they share in common. However, this is purely an accident in evolution, for they belong to quite separate families. Each plant secures its prey by means of a sticky mucilaginous substance secreted by numerous
stalked glands. Both also possess other, sessile glands, which secrete enzymes around the victims' bodies
and are digestive in function. In this way all but the chitinous husks and wings of the victims are broken down
and dissolved into a fluid which may thus be readily assimilated by the plant.
These plants are described as 'passive' in the sense that they have not evolved
that power of movement which we shall see in the sticky leaves of the Butterworts, and in the gland-tipped 'tentacles'
and often in the leaves themselves of the Sundews. But it is very questionable whether such added sophistications would be of any
real advantage to them at all, for both genera are so designed that they can efficiently
catch and digest a truly remarkable number of insects.”
Mit dieser Einschätzung von Slack sind wir wieder beim oben schon ausführlich behandelten Thema der äußerst fragwürdigen
selektionstheoretisch notwendigen Weiterentwicklung der bestehenden Formen und Gattungen (die sich überdies paläontologisch häufig als living fossils geoutet haben) und können derzeit nur feststellen, dass Gattungen wie Byblis auch selektionstheoretisch weder direkt noch funktionell eine Vorstufe zu Pinguicula oder überhaupt zu den Lentibulariaceen sind. Und wieso in aller Welt sollten sich die hypothetischen Vorläufergattungen und -Arten grundsätzlich anders
verhalten haben? Vielleicht weil es sonst die hypothetische (Makro-)Evolution nicht gäbe?
Wie steht es jedoch mit einigen "protokarnivoren" Spezies (Spomer
1999, p. 99, von mir nach Pflanzenfamilien geordnet) wie:
Cerastium arvense (Caryophyllaceae)
Stellaria americana (Caryophyllaceae)
Stellaria jamesiana (Caryophyllaceae)
Gilia aggregata (Polemoniaceae)
Heuchera cylindrica (Saxifragaceae)
Ribes cerum (Grossulariaceae)
Mimulus lewisii (Scrophulariaceae)
Penstemon attenuata (Scrophulariaceae)
Penstemon diphyllus (Scrophulariaceae)
Potentilla glandulosa var. intermedia (Rosaceae)
Rosa nutkana var. hispida (Rosaceae)
Rosa woodsia var. ultramontana (Rosaceae)
Solanum tuberosum (Solanaceae [potatoe])
Zunächst sei kurz erwähnt, dass der Begriff der "Protokarnivorie” nicht unumstritten ist:
"Some authors prefer the term "protocarnivorous" because it implies that these plants are on the evolutionary path to true carnivory, while others oppose the term for the same reason. The same problem arises with "subcarnivorous." Donald Schnell, author of the book Carnivorous Plants of the United States and Canada, prefers the term "paracarnivorous" for a less rigid definition of
carnivory that can include many of the possible carnivorous plants” ( http://en.wikipedia.org/wiki/Protocarnivorous_plant ).
Nach Spomer (1999) is Proteaseaktivität auf den Blättern der oben
genannten Spezies nachgewiesen. Macht das Nelken, Rosen und Kartoffeln zu (proto-) karnivoren Pflanzen?
"These species tested positive for protease activity, though it is unclear whether the protease is produced by the plant or by surface microbes.” 40
"The source of proteinase activity, whether plant or surface microbes,
is yet to be investigated” (Spomer 1999, p. 101).
Aber Geranium viscossisimum und Potentilla arguta "absorbed digestion products of a protein applied to the leaves" (nach Plachno et al. 2009,
p. 651; und Spomer selbst 1999, p. 98: "…the breakdown products were absorbed and translocated”). Dabei handelte es sich um Bruchstücke von 14C-markiertem Protein der Alge Synechococcus leopoliensis. Zusätzlich kann man noch Stylidium erwähnen (Darnowski et al. 2006). Zur Letzteren ist jedoch die Frage nach nutrient uptake noch offen. 41
Jetzt wollen wir die Situation einmal hypothetisch stark vereinfachen und annehmen,
dass alle oben genannten Arten in der Lage sind, zumindest in
geringem Maße "digestion products of a protein applied
to the leaves" absorbieren können 42 . Würde diese Fähigkeit die oben genannten und vielleicht auch noch
die zahlreichen weiteren Pflanzenarten mit sticky leaves zu karnivoren Pflanzen machen? Oder zumindest zu Protokarnivoren?
Die Liste dieser sticky-leaves-Pflanzenarten ist sehr lang – hier nur einige wenige der zahlreichen "glutinosa"-Beispiele, die sich durch das ganze Alphabet ziehen: Alnus glutinosa, Arctostaphylos glutinosa, Baccharis glutinosa, Calytrix glutinosa,
Cuphea glutinosa, Eragrostis glutinosa, Eremophila glutinosa,
Erica glutinosa, Eriodictyon glutinosa, Eucryphia glutinosa,
Gutierrezia texana var. glutinosa, Lysimachia glutinosa, Nepeta
glutinosa, Olearia glutinosa, Primula glutinosa, Rehmannia glutinosa,
Sida glutinosa, Salvia glutinosa, Triantha glutinosa, Tofieldia
glutinosa.
Würden sticky leaves und die Möglichkeit der Absorption von zumindest kleineren Molekülen
nicht schon fast das halbe Pflanzenreich zu "Protokarnivoren" machen?
Dass die Sache jedoch nicht so einfach liegt, zeigen unter anderem
die Untersuchungen zur möglichen Protokarnivorie der sticky-leaf-Arten Lathraea squamaria, Salvia glutinosa und Rubus phoenicolasius von S. Pohl 2009:
"Aufgrund der Ergebnisse dieser Arbeit ist keine der drei Pflanzen als
protokarnivor zu bezeichnen, da sie offenbar keinen Nutzen von den gefangenen Tieren haben." (Vgl. http://othes.univie.ac.at/6995/ .)
Wenn es nun evolutionär einfach und vorteilhaft wäre, allein auf
der Basis von sticky leaves und selektiver Absorption von Molekülen Karnivoren wie Utricularia, Aldrovanda oder Dionaea mit ihren perfekten Fangmechanismen zu entwickeln etc. – warum hat das dann in dem gewaltigen Zeitraum von rund 1 Milliarde Jahren und unzähligen von Mutationen in Billionen von Pflanzen
nur so selten geklappt? Ich erinnere noch einmal an die Feststellung von Juniper, Robins and Joel: "…there are very few carnivorous plants. There is none, with the exception of a few fungi, below the angiosperms; there are no herbs, no shrubs or trees and there are large areas of the phylogenetic table (see Fig. 1.2) where carnivory does not seem to have evolved at all.” Ähnlich Benzinq (1987, p. 364): "But despite its obvious advantages and substantial geological history, botanical carnivory remains a minor nutritional mode, apparently because prey use is usually not the most economical way for plants to secure nutrients.”
Worin liegt jetzt aber der Unterschied zwischen den normalen sticky-leaves-Pflanzen und etwa Roridula und Byblis? M. Honda hat (2010) zu den Karnivoren folgenden Definitionsvorschlag unterbreitet ( http://www.inet1000.com/IPW_BOOK/Text.htm ):
"The exact definition of carnivorous plants may differ among authors.
But to be included in this exclusive society of plant carnivores, a plant must minimally exhibit the ability to capture prey, digest it, and absorb
its nutrients [in substantial amounts]. Many carnivorous plants also provide various attractions
to lure prey. Last but not least, a/the plant must derive survival
benefit from carnivory. The general description of carnivorous
plants then becomes:
1 Attraction of prey
2 Capture/retention of prey
3 Digestion of prey
4 Absorption
of digested material
5 Derivation of benefit” 43
Roridula und Byblis erfüllen alle diese Bedingungen vollendet (carnivorous syndrome). Oben hatten wir schon den Gegensatz zwischen Roridula und Drosophyllum (uptake of substantial amounts of N, P, K, and Mg from Drosophila prey) auf der einen Seite und sticky-leaves-Spezies von Proboscidea, Ibicella, Cleome und Hyoscyamus (no uptake) auf der anderen zitiert. Die bisherigen Daten legen die Schlussfolgerung nahe, dass bei Roridula, Drosophyllum und Byblis ein deutlicher quantitativer und qualitativer Sprung im Vergleich zu den nichtkarnivoren
Arten vorliegt. Es gibt zwar zahlreiche z. T. widersprüchliche, aber innerhalb
ihres jeweiligen Rahmens manchmal recht plausible Spekulationen,
wie sich die Karnivorie im Pflanzenreich entwickelt haben könnte,
aber "plausible stories need not be true" (Gould):
Tatsache ist vielmehr: "There is no clear picture of how often, by what route, or when carnivory emerged
during plant evolution" (Benzinq). 44
Innerhalb des nach Honda und weiteren Autoren (siehe Fußnote) zitierten
Definitionsrahmens gibt es nun zahlreiche unterschiedliche Attraktions-
und Fangmethoden, digestion of prey etc. in unterschiedlichen Komplexitätsstufen (wie oben ausführlich
diskutiert), die sogar am gleichen Standort zusammen mit karnivoren
(nahe und entfernt verwandten) und nichtkarnivoren Arten (von
Algen bis zu den Angiospermen) erfolgreich auftreten und damit
selektionstheoretisch gleichwertig sind. Siehe zur Ergänzung
auch die langen Listen der zusammen mit einigen Pinguicula-Arten (Pinguicula vulgaris, P. grandiflora und P. lusitanica) vorkommenden nichtkarnivoren Spezies, die Yolande Heslop-Harrison (2004) zusammengestellt
und publiziert hat: vgl. dort die Tables 2, 5, and 8 http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.0022-0477.2004.00942.x/pdf .
Eine Detaildiskussion, warum die oben aufgeführten Nelken, Rosen, Primeln,
Kartoffeln etc. mit ihren sticky leaves nicht zu den (proto-)karnivoren Pflanzen gehören, scheint mir derzeit nicht
notwendig zu sein. Einige Hauptpunkte hat S. Pohl anhand der
von ihr untersuchten sticky-leaves-Arten schon herausgearbeitet (siehe oben) und der an weiteren Punkten interessierte
Leser wende bitte die obige Definition von Honda (inklusive der
Ergänzungen in der Fußnote) auf diese Frage weiter
an.
10. Zu den unterschiedlichen Differenzierungs- und Komplexitätsstufen
im Organismenreich generell – nicht nur bei den Karnivoren – vielleicht
folgende simple Veranschaulichungen aus der Technik (selbstverständlich hinken Beispiele fast immer, wer aber die logische Struktur
der folgenden Beispiele versteht, wird keine Schwierigkeiten
haben, sie auf die unterschiedlichen Differenzierungsstufen der
Karnivoren anzuwenden): Beweist die Tatsache, dass es (Kinder-)Roller, kleine und große Fahrräder,
Dreiräder, Kinderwagen ('Vierräder'), Motorräder,
Autos (PKWs und Lastwagen/Trucks mit mehr als 4 Rädern)
etc. gibt, dass sich alles vom Roller ableitet und überdies
von selbst entstanden ist (Selbstorganisation)? Und dass etwa
bei einem Mercedes 240 E ein funktional irreduzibles core system nicht vorhanden wäre? Zeigt uns die Serie Hundehütte, kleine Laube,
Lehmhütte, Einfamilienhaus, Villa mit Swimmingpool, Schloss
Neuschwanstein, Buckingham Palace, dass sich die Schlösser
allesamt von der Hundehütte ableiten und ohne Geist, Plan und Ziel entstanden sind? Siehe
auch die Veranschaulichungen auf der Seite 107 oben und Casey
Luskin 2006 45 . Oder vielleicht mit MN (etwas verändert): "Arten wie Roller, Dreiräder,
Fahrräder und Motorräder belegen auf eindrucksvolle
Weise, dass auch komplex(er) gebaute Maschinen wie ein Mercedes
240 E keineswegs durch eine gezielte (Syn-)Organisation aller
für die Funktion wesentlichen Komponenten entstehen müssen."
Zu biologischen Beispielen vgl. Auge widerlegt Zufalls-Evolution 46 und Die Evolution der Langhalsgiraffe (Giraffa camelopardalis) – was wissen wir
tatsächlich? Zwei Teile 47 ; siehe zur Problematik der oft einfach "als gegeben" vorausgesetzten
einzelnen Schritte bei den Karnivoren auch die Anmerkungen auf
den Seiten 167/168 der vorliegenden Arbeit.
Gibt es nun Protokarnivoren? Ja, und zwar genau so sicher wie ein Kinderroller
oder ein Fahrrad ein Protomercedes ist. Unter evolutionstheoretischen
Voraussetzungen bleibt nur wieder völlig unerwartet, dass
sich die vielen Arten von 'Protokarnivoren' ("...the term "protocarnivorous"... implies that these plants are on the evolutionary path to true carnivory...") auch in Millionen von Jahren nicht weiterentwickeln konnten.
11. MN: "c.) Die Behauptung, "Heliamphora tatei [sei] primitiv … und [produziere] keine Enzyme", hat LÖNNIG erfunden und mir wahrheitswidrig untergeschoben." [Fett von MN.]
Hier noch einmal MNs hypothetische Serie funktional zunehmender Komplexität
(vgl. Punkt 88, p. 106):
Roridula
gorgonias
Byblis gigantea
Heliamphora tatei
Sarracenia purpurea
Utricularia multifida
Von Sarracenia purpurea hatte der Autor zuvor ohne Einschränkung behauptet, dass diese Spezies
keine Verdauungsenzyme produziere (wörtlich "die keine
Verdauungssäfte herstellt", vgl. hier Punkt 63, p.
73). Unter Punkt 64 (p. 75) bezeichnet er "die Sumpfkrüge
(Heliamphora)" als Beispiel für rezente "passive Fallgruben (Gleitfallen)". Passiv heißt hier unter anderem, dass sie ebenfalls keine Enzyme produzieren – (und
zwar wiederum ohne jegliche Einschränkung von MN) und er
nennt dann später ausdrücklich Heliamphora tatei als Beispiel für seine konstruktive Reihe vor dem nächsten Schritt Sarracenia pupurea (p. 106). Heliamphora tatei ist somit nach MNs Schema primitiver als Sarracenia purpurea. Schlussfolgerung: Keine von beiden Arten produziert nach MNs Darstellung irgendwelche
Enzyme.
Was an den Vertretern von Heliamphora sonst noch primitiv sei, sagt er uns unter Punkt 65, p. 82: "Bei diesen
Vertretern kann man noch genau erkennen, wie sich ein normales
Laubblatt zu einem Schlauchblatt umformte (Abb. 46)."
In der speziellen Zusammenfassung zu den Karnivoren habe ich Folgendes festgestellt
(p. 2):
An Roridula gorgonias und Byblis gigantea schließt MN "konstruktiv" Heliamphora tatei an (siehe Punkt 64, p. 75 und expressis verbis Punkt 88, p. 106 unten) und arbeitet dabei mit den "false facts", dass Heliamphora tatei primitiv sei und keine Enzyme produziere. Beides ist nachweislich falsch.
In der Klammer hatte ich zunächst nur geschrieben ("siehe u. a. Punkt
(88) unten") und das Weitere später ergänzt ("siehe
Punkt 64, p. 75 und expressis verbis Punkt 88, p. 106 unten"). Der Leser entscheide bitte angesichts dieser
Tatsachen wieder selbst, wer hier etwas Falsches ("false facts") erfunden hat und wer wem etwas
'wahrheitswidrig unterschiebt'.
12. MN: "d.) Sarracenia purpurea produziert zwar, entgegen ursprünglichen Erkenntnissen, im ersten Jahr
zeitweilig eigene Hydrolasen. Ab dem 2. Jahr wird die Verdauung
allerdings von den Destruenten (z. B. Bakterien) übernommen, welche die Falle besiedeln." [Fett von
MN.]
Wie schon erwähnt, behauptet MN in seinem Originalbeitrag (2009; hier
unter Punkt 63, p. 73 wiedergegeben) ohne jegliche Einschränkung,
dass Sarracenia purpurea keine Enzyme produziere (das sollte eine Ausnahme bei den Sarraceniaceen sein. MN: "Eine Ausnahme
ist S. purpurea, die keine Verdauungssäfte herstellt. Dort übernehmen Bakterien (!)
die Verdauung."). Ich hatte diesen Punkt in der Zusammenfassung wie folgt beanstandet:
Der Autor arbeitet weiter mit "false facts" indem er die Reihe mit Sarracenia purpurea und Utricularia multifida fortsetzt und – im deutlichen Gegensatz zu den Tatsachen – behauptet, Sarracenia purpurea würde ebenfalls keine Verdauungsenzyme produzieren…
Es ist nun wirklich eine falsche Tatsache, dass Sarracenia purpurea keine Verdauungsenzyme produziert. Der nicht ganz koschere Rechtfertigungsversuch
("Sarracenia purpurea produziert zwar, entgegen ursprünglichen Erkenntnissen, im ersten Jahr
zeitweilig eigene Hydrolasen.") hingt gleich an mehreren Stellen: Dass S. pupurea Verdauungsenzyme produziert, war schon 12 Jahre vor MNs Beitrag (2009) bekannt
(siehe die Details hier p. 74) – und die "ursprünglichen
Erkenntnisse" waren keine "Erkenntnisse", sondern
Missverständnisse aufgrund mangelhafter Forschung und waren
seit rund 12 Jahren überholt (er hätte das also bei
einer sorgfältigen Recherche vorher wissen können).
MN: "…im ersten Jahr zeitweilig Hydrolasen": Bei den
Hydrolasen handelt es sich um Proteasen, RNasen, Nukleasen und
Phosphatasen. Chitinasen wurden nicht nachgewiesen (aber weiter
Enzyme können nicht ausgeschlossen werden). Was das "zeitweilig" alles
bedeutet, habe ich auf der Seite 74 weiter ausgeführt (Länge
und Induzierbarkeit; weitere Details zum Thema insbesondere zu
den Hydrolasen bei Gallie und Chang 1997: http://www.plantphysiol.org/content/115/4/1461.full.pdf+html ). Noch weiter zur Aussage "…im ersten Jahr zeitweilig": "Even though a trap can live in excess of 1 year, the bulk of prey
is caught within the first 50 days after a trap opens" (Gallie
and Chang 1997, p. 1461), Induzierbarkeit auch noch nach 4 Monaten. "Digestion in the pitcher is aided, especially during the second year, by the commensal organisms that live in the pitchers” (Barry Rice 2005/2010 http://www.p.com/faq/faq5538.html , man beachte besonders die vorsichtige Formulierung "aided”, nicht "substituted”).
Auf eine Anfrage von MN behauptete Rice am 11. 4. 2010 jedoch plötzlich
das Gegenteil dessen, was ich gerade von ihm 2005/2010 zitiert
habe. Ich fragte B. Rice (am 2. und 3. 4. 2011), ob und falls
ja, von wem diese Frage wissenschaftlich untersucht worden ist.
Antwort: Seines Wissens gibt es nur die Untersuchungen von Gallie
und Chang (ganz in Übereinstimmung mit meinen eigenen Recherchen;
auch Brunners Aussage, dass eigene Enzyme im zweitem Jahr fehlen,
ist nur eine Vermutung), d. h. niemand hat diese Frage für
das zweite Jahr bisher untersucht. Ergo: Die Frage ist noch offen.
Kurz: Anstatt seinen Fehler, dass S. pupurea keine Verdauungsenzyme produziere, unumwunden zuzugeben, versucht er alles Mögliche 48 , um seine falsche Aussage so klein wie möglich zu reden und den Anschein
zu erwecken, dass er manche Dinge kaum wissen konnte, bzw. dass
er für das zweite Jahr ja doch recht hatte 49 . Kurz: MN hat genau passend für seine evolutionären Erklärungs-
und Rechtfertigungsversuche ungeprüft eine spätestens
seit 1997 überholte Aussage übernommen und uneingeschränkt
behauptet, S. purpurea produziere keine Verdauungsenzyme. Diese Behauptung hat er als Tatsache ausgegeben – folglich
hat er mit einer falschen Tatsache operiert.
Und jetzt übernimmt er (wieder ungeprüft und scheinbar passend für
seine Evolutionsvorstellungen und Rechtfertigungsversuche) die
Behauptung, dass vom zweiten Jahr an die Verdauung in den pitchers (ausschließlich) von Destruenten übernommen werde (d. h. dass S. pupurea im zweiten Jahr keinerlei Verdauungsenzyme mehr produziere), obwohl niemand diese Frage bisher wissenschaftlich genau untersucht hat und überdies diese Behauptung selbst aus selektionstheoretischer Sicht
nicht gerade wahrscheinlich ist: Denn für die Selektionstheorie,
die MN mit seinen Ausführungen verteidigen möchte,
erhebt sich die Frage: Welchen Selektionsvorteil sollte denn der völlige Verlust der präzis induzierbaren Produktion von digestive enzymes im zweiten Jahr haben? Und wenn es ohne Verdauungsenzyme genauso gut geht, – wozu
produziert S. purpurea dann im ersten Jahr überhaupt welche?
Forschungsvorschlag: Können die pitchers von S. pupurea auch im zweiten Jahr noch Verdauungsenzyme induziert produzieren? Falls ja – was
nicht unwahrscheinlich ist – welche? Fall nein – wie ist dann
der Verlust selektionstheoretisch zu erklären (welchen Vorteil
hat der völlige Verlust)?
Zu meinen Forschungsvorschlägen möchte ich hier kurz ergänzen,
dass in einem Pilotversuch mit Pinguicula zur Untersuchung der Hypothese Barthlotts et al. ("Durch Herabsenken der
Fangblätter ins Erdreich kann man sich die Entstehung der Genlisea-Reusenfallen und Utricularia-Fangblasen vorstellen") genau das eingetroffen ist, was von meiner Seite
biologisch begründet prognostiziert wurde: Schon nach einigen
Wochen war von den ins Erdreich herabgesenkten Fangblättern
von Pinguicula praktisch nichts mehr übrig 50 (sogar zu meiner eigenen Überraschung, dass das derart schnell ging). "Ende
der Weiterentwicklung!" (Vgl. p. 90 oben.)
13. Wie sicher ist eine wissenschaftliche Theorie und Position, die es immer
wieder nötig hat zu ihrer Verteidigung von einer weitverbreiteten Ablehnung, Unwissenheit und Vorurteilen im Publikum auf völlig anderen
Gebieten profitieren zu wollen – etwa zur Religionszugehörigkeit von Wissenschaftlern (vgl. pp. 9-15
von http://www.weloennig.de/Die_Affaere1.pdf )? Wie stark ist eine Position wirklich, die auf diese Weise versuchen muss, den freien Zugang
zur Gegenargumentation zu blockieren oder zumindest zu erschweren? 51 Der intelligente und vorurteilsfreie Leser wird sich durch solche Methoden nicht
davon abhalten lassen, aufgrund der unterbreiteten Tatsachen
und Argumente selbst zu einem qualifizierten Urteil zu gelangen.
Bei den hoffentlich wenigen Lesern jedoch, denen es – statt um Fakten, die Wahrheit und einen rational-ehrlichen, fairen und offenen
Diskurs der zahlreichen naturwissenschaftlichen Probleme der
Synthetischen (und weiterer) Evolutionstheorie(n), statt der Argumente für und gegen einen intelligenten Ursprung der Lebensformen
(intelligentes Design, ID) – vielmehr im Sinne des Zeitgeistes um die Frage geht, "wer im Kräftefeld
der institutionellen Machtverhältnisse über die größere
Definitionsgewalt verfügt und damit auch die Deutungen der
Realität mitbestimmen kann" (R. Schmidt 2006, p. 170,
vgl. http://www.weloennig.de/RobertSchmidtDesigner.html ), bei Lesern (also), denen es um Ansehen, Vorteile, Macht, Geld, Durchsetzung
des Materialismus mit möglichst wortgewaltiger Polemik,
Stigmatisierung von "Abweichlern" mit unredlichen Unterstellungen
(siehe z. B. den Kommentar von Fritz Poppenberg http://www.dreilindenfilm.de/reaktionen/aw_biologen.htm ), bei Lesern, die für Tatsachen und Logik nicht mehr zugänglich sind,
da sie mit den heutigen Evolutionstheorien im Prinzip bereits
im Besitz der absoluten Wahrheit sind 52 ("Its essential truth is now universally accepted by scientists competent to judge", Hardin; "Evolution is true – and the truth can only make us free", Gould), nämlich der absolut sicheren und ausschließlich materialistisch
deutbaren "Tatsache Evolution" 53 , habe ich mit ID natürlich nicht die geringste Chance auch nur auf einen
Teilerfolg. (Vgl. zu Tendenzen im heutigen Wissenschaftsbetrieb
weiter den aufschlussreichen Kommentar des Journalisten und Kulturkritikers
Arno Kleinebeckel 2009, p. 30 zitiert in http://www.weloennig.de/Die_Affaere1.pdf , p. 108. Auch die Themen Soziobiologie und Sozialdarwinismus dürften in
diesem Zusammenhang nicht uninteressant sein; siehe z. B. die
Ausführungen in http://www.weloennig.de/DieZEITanalyse.html .)
14. "Errare humanum est" 54 und "es irrt der Mensch so lang er strebt" (Goethe, Faust) – wir alle machen Fehler, auch wenn wir uns noch so viel
Mühe geben, sie zu vermeiden. Wenn Fehler jedoch systematisch auftreten, wie Punkt für Punkt bei der gesamten oben ausführlich diskutierten
von MN präsentierten Reihe Roridula gorgonias, Byblis gigantea, Heliamphora tatei, Sarracenia pupurea,
Utricularia multifida, sowie in diesem Zusammenhang auch noch zu Genlisea (mit ihrem nicht existierenden Saugmechanismus) und dazu in der nächsten
Abstammungsversion von Barthlott et al., die der soeben aufgeführten
in mehreren Punkten widerspricht, die zweifelhaften Bindeglieder Pinguicula agnatha und P. utricularioides, dann liegt die Frage nach einer ungewöhnlichen Ursache nahe.
Im vorliegende Falle scheint mir die Feststellung von K. F. Meis anwendbar,
wenn er in http://www.weloennig.de/Die_Affaere1.pdf pp. 36/37 zu den evolutionstheoretischen "Interpretationen, Extrapolationen
und Interpolationen", die "mit einem vorgegebenen atheistischen
Ziel arbeiten müssen (geistige Größen haben nur
materielle Ursachen) und keine erkenntnisoffene Deutung mehr
zulassen", feststellt: "Egal wie das Tatsachenmaterial aussieht, das Ziel steht fest. Entsprechend müssen
die Fakten "gebogen", "gestreckt" und "gestaucht" werden,
um zur Zielvorgabe zu passen." In diesem Sinne darf man wohl auch mit stark ausgeprägter "selektiver
Wahrnehmung" bei einigen ihrer Vertreter rechnen, wobei
diese dazu tendieren, alles, was zur Zielvorgabe passt, ungeprüft
zu übernehmen und entgegenstehende Tatsachen zu ignorieren
(wie oben im Detail exemplifiziert).
Das hängt jedoch auch weitgehend von der personalen Integrität und
dem ausreichenden Kenntnisstand eines Evolutionstheoretikers
zum jeweiligen Thema ab. Hohe personale Integrität (ausgeprägte
Wahrheitsliebe, Selbsttreue, Unbestechlichkeit, Rechtschaffenheit,
Ganzheit, Kohärenz, Langmut, Gründlichkeit, Selbstbeherrschung,
Gerechtigkeit, starke Realitätsbezogenheit) 55 – ein Evolutionsbiologe mit diesen Eigenschaften wird selbstverständlich
viele Fehler vermeiden und nicht nur die Stärken, sondern
auch die Schwächen seiner Position und Hypothesen herausarbeiten.
Dem Ideal mehr oder weniger nahe kommen nach meinem Verständnis
viele Schriften etwa von Schindewolf, Portmann, Gould, Stanley
und anderen Evolutionsbiologen – trotz mancher weltanschaulicher
Vorgaben 56 .
15. Völlig rätselhaft (oder vielleicht auch nicht) ist mir zur Publikation
von MNs Buch Evolution im Fadenkreuz des Kreationismus (2009) die Rolle der Evangelischen Kirche, die doch eigentlich die Aufgabe
hätte – statt den atheistisch motivierten intellektuellen
Krieg gegen eine intelligente Schöpfung mit allen Mitteln, einschließlich materiellen, zu unterstützen – die
möglichst hoch qualifizierte wissenschaftliche und philosophisch-theologische
Verteidigung von Gott, Geist, Intelligenz, Design und Weisheit
als direkter Quelle des Universums und des Lebens (auch gegen
den materialistischen Zeitgeist) zu vermitteln.
Der Herausgeber der Buches (MN) bedankt sich u. a. bei Herrn Hansjörg
Hemminger von der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen
(EZW, Berlin), dafür, dass dieser (wie auch A. Beyer) "das
gesamte Buch Korrektur las" und ihn "mit vielen hilfreichen
Anmerkungen unterstützte" (d. h. beide haben die zahlreichen
Sachfehler des Buches völlig übersehen, für das Utricularia-Kapitel scheinbar ebenso Barthlott) und bei Hemminger auch dafür, dass
er ihn "in Verlagsangelegenheiten tatkräftig unterstützte".
Darüber hinaus bedankt sich MN für die finanzielle Zuwendung beim evangelischen Oberkirchenrat Stuttgart. ("Für die finanzielle Zuwendung zur Förderung dieses Bandes danke
ich meinen Mitautoren sowie dem evangelischen Oberkirchenrat
Stuttgart."). Dieser Oberkirchenrat besteht aus der Oberkirchenrätin Margit Rupp,
dem Oberkirchenrat Prof. Dr. Ulrich Heckel, Oberkirchenrat Werner
Baur, Oberkirchenrat Wolfgang Traub, Oberkirchenrat Erwin Hartmann,
Oberkirchenrat Dr. Martin Kastrup und Oberkirchenrat Hans-Peter
Duncker 57 .
Selbst der schon oben zitierte Hubert Rehm meint zum Druckkostenzuschuss u.
a. (2009, p. 55):
"Seltsam mutet den Rezensenten auch die Tatsache an, dass das Buchprojekt
finanziell vom evangelischen Oberkirchenrat Stuttgart unterstützt
wurde. Seit wann sind naturwissenschaftliche Fragestellungen
ein Anliegen von Oberkirchenräten?"
Der kritische Leser sehe sich jedoch zur offiziellen Position der Evangelischen
Kirche einmal die letztlich gegen jede Form einer direkten intelligenter
Schöpfung gerichteten, polemischen Schriften der Evangelischen
Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (Berlin) unter der
Federführung von Hansjörg Hemminger an.
Wenn nach Hemminger (sinngemäß) von Gott in der Natur überhaupt
nichts erkennbar ist (Hemminger 2010, Junker 2010), so steht
er damit im diametralen Gegensatz zu Paulus: ". . .weil
das, was man von Gott erkennen kann, unter ihnen offenbar ist,
denn Gott hat es ihnen offenbar gemacht. Denn seine unsichtbaren
[Eigenschaften] werden seit Erschaffung der Welt deutlich gesehen,
da sie durch die gemachten Dinge wahrgenommen werden, ja seine
ewigwährende Macht und Göttlichkeit, so daß sie
unentschuldbar sind;" (Römer 1:19-20)
Vgl. weiter zu Hemminger die gut dokumentierten Stellungnahmen von Reinhard
Junker und weiterer Autoren: Eine Karikatur des Design-Arguments 58 ; "Mit der Evolution gegen den Bibelfundamentalismus. Stellungnahme der Studiengemeinschaft
Wort und Wissen zu: Hansjörg Hemminger: "Mit der Bibel gegen die Evolution – Kreationismus und 'intelligent Design' – kritisch betrachtet" EZW-Texte 195, 2007 59 ; Und Gott schuf Darwins Welt, Rezension von Reinhard Junker und Henrik Ullrich 60 (2009); dort auch die Links auf die Beiträge von Hemminger.
Der evangelische Theologe Dr. theol. habil. Bernhard Kaiser, Leiter des Instituts
für Reformatorische Theologie, kommentiert die Position
der Evangelischen Kirche zum Thema Schöpfung in seinem Beitrag Die EKD und die Abschaffung der Schöpfung (2008) wie folgt (Hervorhebungen im Schriftbild wieder von mir):
"Es ist…ein Skandal, daß die neuerlichen kirchlichen Publikationen
die jahrzehntelange Tradition fortsetzen, anstelle der biblischen Botschaft widerbiblische und dem jeweiligen Zeitgeist
angepaßte Positionen vorzutragen. Die Kirche sollte doch, um in rechter Weise Kirche zu sein, dem Wort Gottes mehr glauben als einer mit dem Schein der gesicherten Erkenntnis
sich schmückenden naturalistisch überhöhten Wissenschaft. Wenn sie darüber hinaus die recht verstandene biblische Schöpfungsaussage
diffamiert als "Verkehrung des Glaubens an den Schöpfer
in eine Form einer Welterklärung, die letztlich dazu führt,
daß das Bündnis von Glaube und Vernunft aufgekündigt
wird" (Beintker/Friedrich 7), dann tut sie genau das, was
sie kritisiert: sie hat mit der Rede von den verschiedenen Ebenen die biblische Schöpfungsaussage
als eine vernünftige und sachlich richtige Auskunft über
die Herkunft der Welt aus der Hand eines weisen Schöpfers
von der Wissenschaft abgekoppelt" – vgl. http://www.wort-und-wissen.de/index2.php?artikel=disk/d08/3/d08-3.html .
Siehe zur Anpassung an den jeweiligen Zeitgeist das folgende (Muster-) Beispiel
aus der neueren deutschen Geschichte, das Verhalten der Evangelischen
Kirche während der NS-Zeit: http://de.wikipedia.org/wiki/Stuttgarter_Schuldbekenntnis .
Kurzzitate:
"Durch uns ist unendliches Leid über viele Länder und Völker gebracht
worden." Oder aus Predigt von Hans Christian Asmussen: "Schuldig ist die
Kirche … beider Konfessionen. …Wir haben durch lange Jahrzehnte versucht, mit Weltanschauungen zu paktieren,
für welche es keine letzte Wahrheit gibt. Anstatt zu sagen
,Nein', haben wir gesagt ,Sowohl-als-auch."
Weiteres zum Thema Religion im Beitrag http://www.weloennig.de/Die_Affaere1.pdf .
Literatur (nur Ergänzungen – die übrige Literatur siehe unter
http://www.weloennig.de/Utricularia2010.pdf )
Die in den Links direkt anklickbaren Artikel werden hier meist nicht noch einmal
aufgeführt
Anderson, B. (2005): Adaptations to foliar absorption of faeces: a pathway in plant carnivory. Annals of Botany 95: 757-761.
Benzinq, D. H. (1987): The origin and rarity of botanical carnivory. Trends in Ecology and Evolution 12: 364-369.
Darnowski, D. W., Carroll, D. M., Plachno, B. and E. Cinnamon (2006): Evidence of Protocarnivory in triggerplants (Stylidium spp.; Stylidiaceae). Plant Biology 8: 805-812.
Evert, R. F. (2006): Esaus's Plant Anatomy. Meristems, Cells, and Tissues of the Plant Body: Their
Structure, Function, and Development. Third Edition. John Wiley & Sons.
Frahm, J. P. und J. Eggers (2001): Lexikon deutschsprachiger Bryologen. Books on Demand, Norderstedt.
Hartmeyer, I. und S. Hartmeyer (2005) Das Taublatt: http://www.hartmeyer.de/ArtikelundBerichte/artBfiliEnzym.htm
Heslop-Harrison Y. und J. Heslop-Harrison (1980): Chloride ion movement and enzyme secretion from the digestive glands
of Pinguicula. Annals of Botany 45: 729-731.
Heslop-Harrison, Y und J. Heslop-Herrison (1981): The Digestive Glands of Pinguicula: Structure and Cytochemistry. Annals of Botany 47: 293-319.
Junker, T. (1989): Darwinismus und Botanik. Rezeption, Kritik und theoretische Alternativen im
Deutschland des 19. Jahrhunderts. Mit einem Geleitwort von Rudolf Schmitz. In Kommission: Deutscher Apotheker
Verlag, Stuttgart.
Lambers, H., Chapin, F. S. and T. L. Pons (2008): Plant Physiological Ecology. 2nd edition. Springer Verlag, Berlin.
Lang, F. X. (1901): Untersuchungen über Morphologie, Anatomie und Samenentwicklung
von Polypompholyx und Byblis. Flora 88: 149-206.
(Die Arbeit enthält genaue Beschreibungen, aber bedauerlicherweise auch
einige grobe Fehler – nicht weil die Arbeit so alt ist, sondern
weil der Verfasser im Sinne des Darwinismus Ableitungen versucht,
die nicht zutreffen.)
Lloyd, F. E. (1936): Notes on Utricularia. With special reference to Australia, with descriptions of four new species. The Victorian Naturalist 53: 91-112.
P. 104: "The actual entrance is small. The lower part of the door lies
curved downwards over a narrow ridge of the threshold in the set posture. After actuation the door is also curved downward in front of the threshold. There is a particular velum. The effective blocking of in-leakage being brought about by the supplementary action of numerous long glandular
hairs. In transverse section the trap is seen to be three-sided,
quite different in this from all other utricularias. When the trap is set, the walls are concave, more especially the side walls, the top being less responsive."
Wie oben schon nach Juniper et al. und anderen zitiert, war Lloyd ein Meister
der genauen Beobachtung und anatomischen Beschreibungen ("No
purpose would be served by repeating all his [Lloyd's] observations or his conclusions, few if any of which need qualification even
after the passage of 50 years."). Von Roridula kannte er jedoch nur Material in Formalin und kommentiert (1942, p. 5, ähnlich
p. 98): "The leaves bear many tentacles superficially similar
to those of Drosera. Examination showed them to be anatomically quite different, and that they exude a resinous secretion. There are no other glands [soweit alles korrekt], so that on this evidence the carnivorous habit seems to be quite excluded (LLOYD, 1934)." Von den oben referierten extrazellulären Phosphatasen und
den Untersuchungen Andersons zur speziellen Struktur der Epidermis
sowie der massiven "mineral uptake (N, P, K and Mg) von Drosophila prey bei Roridula auch ohne Symbionten" konnte er natürlich noch nichts wissen.
Mayr, E. (2001): What Evolution is. Basic Books, New York. Zitiert nach http://www.evolutionnews.org/2009/05/a_primer_on_the_tree_of_life_p_2020161.html
Müller K., Borsch, T., Legendre, L., Theisen, I. und W. Barthlott (2006): Evolution of carnivory in the Lentibulariaceae: considerations based
on molecular, morphological, and physiological evidence. Presentation
at the International Carnivorous Plant Society meeting in Tokyo
(2002).
Neukamm, M. (18. 5. 2010): Eine unendliche Geschichte: Dr. W.-E. Lönnig, Intelligent
Design und die Saugfalle der Pflanze Utricularia vulgaris. [Untertitel:] Die Evolution der karnivoren Pflanzen: Was die Selektion in vielen
Einzelschritten zu leisten vermag. Oder: Weshalb Dr. Lönnig
den Vaterschaftstest nicht verstanden hat: http://www.martin-neukamm.de/loennig-utricularia.pdf (letzter Zugriff am 20. 3. 2011)
Kurzer Ergänzungskommentar: Ich könnte nun – wie oben für seinen
Beitrag "Was die Selektion angeblich nicht leisten kann. Diskussion von drei Paradebeispielen." "1: Die Saugfalle des Wasserschlauchs Utricularia" (2009, pp. 240-250) zu 112 Einzelpunkten durchgeführt – auch seinen
weiteren polemischen Beitrag von 2010 in allen Details analysieren
(das ergäbe schätzungsweise 400 Seiten Text). Der vorurteilsfreie
Leser wird jedoch schon anhand der wenigen oben aufgeführten
Punkte zur "…unendlichen Geschichte…" in der Lage sein, sich ein Bild von den Methoden und der Wissenschaft
auch dieses Beitrags von MN zu machen, einmal ganz abgesehen
von den ad hominem-Attacken, die man wohl zum großen Teil wieder unter dem Begriff unbeabsichtigte aber sehr treffende Selbstbeschreibung subsumieren kann, vgl. p. 4 von http://www.weloennig.de/Die_Affaere1.pdf , einschließlich der von weiteren Personen gebrauchten Begriffe wie "Philippika" ("bezeichnet
eine Angriffs-, Brand-, oder Kampfrede") sowie die mir unterstellte "Unbelehrbarkeit".
Stil und Methode mancher meiner Kritiker erinnert vielleicht
an die Art und Weise, mit der K. F. Schimper ("ein ausgesprochen
vielseitiger Gelehrter" – T. Junker) einst den Darwinismus
zurückgewiesen hat:
"Die Zuchtlehre Darwins ist, wie ich gleich gefunden, und bei wiederholtem
aufmerksamem Lesen nur immer besser wahrnehmen mußte, die
kurzsichtigste, niedrig dummste und brutalste die möglich
und noch weit armseliger als die von den zusammengewürfelten
Atomen, mit der ein moderner Possenreißer und gemieteter
Fälscher bei uns sich interessant zu machen versucht hat."
(Zitiert nach T. Junker 1989, p. 41 und Frahm/Eggers Lexikon deutschsprachiger Bryologen 2001, p. 452. T. Junker kommentiert dieses Zitat u. a. mit der Fußnote
142 (ebenfalls p. 41).: "Mit dem 'modernen Possenreißer'
und gemieteten Fälscher ist wohl der Materialist Karl Vogt
gemeint, der ein bezahlter Agent Napoleons III gewesen sein soll.
Vgl. Wittich I (1971), XXI bzw. Lauterborn (1934), 304 Fn.")
Interessanterweise scheinen sich einige Vertreter der Evolutionstheorie bis
auf den heutigen Tag noch über Schimpers Polemik von 1865
aufzuregen und übersehen dabei, dass sie mit zweierlei Maß messen, wenn sie selbst ähnlich verfahren bzw. Schimpers
Methode durch persönliche Angriffe und mangelndes Studium
der Intelligent-Design-Theorie (ID) sogar noch übertreffen.
Denn zahlreiche Unterstellungen und unzutreffende Behauptungen
zur ID-Theorie sowie zu meinen Arbeiten sind eigentlich nur möglich,
wenn man diese nicht gründlich studiert hat 61 . Schimper hatte sich hingegen der "Zuchtlehre Darwins" wenigstens noch
mit "wiederholtem aufmerksamem Lesen" gewidmet und wusste daher genau, wovon er sprach. Zu den mehr als fragwürdigen
Methoden vieler Kritiker im Umgang mit Befürwortern des
intelligenten Ursprungs der Lebensformen, möchte ich die
daran interessierten Leser noch einmal ermuntern, sich sehr genau
das Dokument "DIE AFFÄRE MAX PLANCK", DIE ES NIE GEGEBEN HAT http://www.weloennig.de/Die_Affaere1.pdf anzusehen.
MN hat übrigens seinen oben behandelten Buchbeitrag "Was die Selektion angeblich nicht leisten kann. Diskussion von drei Paradebeispielen." Unterkapitel "1: Die Saugfalle des Wasserschlauchs Utricularia" (2009), den man unter dem Link http://www.evolution-im-fadenkreuz.info/KapIX_1.pdf unmittelbar überprüfen konnte, aus dem Internet genommen. Stattdessen
fand man eine Zeitlang den Beitrag von Johannes Sikorski "Die bakterielle Flagelle: Aufbau, Diversität und Evolution", der inzwischen ebenfalls aus dem Netz genommen wurde. Es kann daher
gut sein, dass MN auch sein fehlerreiches Dokument von der "unendlichen Geschichte" in absehbarer Zeit wieder aus dem Netz nimmt.
Mit scheint es zurzeit sinnvoller, die Diskussion hier zu unterbrechen und
selbst weiter in die empirische Forschung zu gehen und zu einigen
Punkten eigene Untersuchungen zu den Karnivoren am lebenden Pflanzenmaterial
durchzuführen.
Zum Thema Vaterschaftstest siehe zum Beispiel: Abstammungsgutachten: http://de.wikipedia.org/wiki/Abstammungsgutachten_(DNA-Analyse) und http://de.wikipedia.org/wiki/Abstammungsgutachten .
Pohl, S. (2009): Untersuchungen zur möglichen Protokarnivorie von Lathraea squamaria, Salvia glutinosa und Rubus phoenicolasius. Diplomarbeit, Universität Wien. Fakultät für Lebenswissenschaften.
Abstract: Die drei in Österreich vorkommenden Pflanzenarten Lathraea squamaria,
Rubus phoenicolasius und Salvia glutinosa weisen Strukturen auf,
die eine Zuordnung zu den protokarnivoren Pflanzen vermuten lassen.
L. squamaria hat dicht mit Drüsen besetzte Aushöhlungen
in ihren unterirdischen Niederblättern, die an die Fallen
von Genlisea erinnern. Bei R. phoenicolasius und S. glutinosa
sind gewisse Pflanzenteile mit klebrigen Drüsen besetzt, ähnlich
den Klebfallen karnivorer Pflanzen (z.B. Drosera). Zudem leben
auf S. glutinosa verschiedene Wanzen, mit denen eine ähnliche
Symbiose bestehen könnte wie bei der Protokarnivoren Roridula.
In dieser Arbeit wurde durch Untersuchungen am Naturstandort,
kontrollierte Fangversuche, makro- und mikroskopische Betrachtung
der Fangblätter und ihrer Drüsen sowie durch cytochemische
Nachweise versucht, Hinweise für oder gegen eine mögliche
Protokarnivorie dieser Pflanzen zu finden. Die Menge der im Boden
verfügbaren Nährstoffe zeigt keine Notwendigkeit einer
zusätzlichen Ernährung durch eventuelle Beutetiere.
Ein Fangvermögen der möglichen Fallen ist am jeweiligen
Naturstandort auf jeden Fall gegeben, unter Laborbedingungen
ist die Wahl der angebotenen Beute entscheidend für das
Ergebnis. Die Schuppenblätter von L. squamaria speichern
massenhaft Stärke, jedoch keine Proteine. Die Drüsen
in den Aushöhlungen der Blätter produzieren keine Verdauungsenzyme
und sind auch nicht geeignet, um gelöste Stoffe aufzunehmen.
Ihre Aufgabe ist es, den Wasserhaushalt der Pflanze zu kontrollieren.
In R. phoenicolasius gibt es keine Speichergewebe. In den Drüsenstielen
sind Gerbstoffe eingelagert, die als Fraßschutz dienen.
Die vielzelligen Drüsenköpfchen geben einen wasserlöslichen
Schleim ab, der keine Verdauungsenzyme enthält. Eine Aufnahme
wasserlöslicher Nährstoffe konnte nicht festgestellt
werden. Die klebrigen Pflanzenorgane dienen zum Schutz der Knospe.
Auch in S. glutinosa treten keine Speichergewebe für Stärke
oder Proteine auf. Die Köpfchen der gestielten Drüsen
am Blütenstand sind einzellig und sezernieren ein lipidhaltiges,
harziges Sekret. Es enthält keine Verdauungsenzyme und dient
vermutlich hauptsächlich der Anlockung von Bestäubern.
Wenn eine Symbiose von S. glutinosa mit den auf ihr gefundenen
Wanzen besteht, so ist noch nicht geklärt, wie die Nährstoffe
in die Pflanze gelangen. Über die Blütenstände
oder die Laubblätter können keine wässrigen Flüssigkeiten
aufgenommen werden. Aufgrund der Ergebnisse dieser Arbeit ist
keine der drei Pflanzen als protokarnivor zu bezeichnen, da sie offenbar keinen Nutzen von den gefangenen
Tieren haben. Siehe: http://othes.univie.ac.at/6995/
Rokas, A, Krueger, D. and S. B. Carroll (2005): Animal evolution and the molecular signature of radiations compressed
in time. Science 310: 1933-1938.
Slack, A. (2006): Insect eaters. How to grow and feed extraordinary plants – from the Venus Fly
Trap to the Cobra Lily. Alphabet and Image Publishers, Totnes, Devon. Printed and bound in China by
Compass Press. (P. 102: Genlisea is a strange semi-aquatic plant which resembles no other carnivorous genus in trap structure, although it is closely related to the bladderworts Utricularia.)
Spomer, G. G. (1999): Evidence of protocarnivorous capabilities in Geranium viscosissimum and Potentilla arguta and other sticky plants. International Journal of Plant Sciences 160: 98-101.
Vassilyev , A. E. und L. E. Muravnik (1988): The ultrastructure of the digestive glands in Pinguicula vulgaris L. (Lentibulariaceae) relative to their function. II. The changes on stimulation. Annals of Botany 62: 343-351.
Watchtower Bible and Tract Society (1981): Accidents of Evolution or Acts of Creation? Awake! (22. 9. 1981; deutsche Ausgabe 22. 12. 1981, Kasten p. 21: DIE "TYRANNEI DER AUTORITÄT" VON SEITEN DER EVOLUTIONISTEN, "Als er [Darwin] abgeschlossen hatte, konnte die Tatsache der Evolution
nur durch ein Aufgeben der Vernunft geleugnet werden" (Life
Nature Library, "Evolution", S. 10).
"Es ist keine Frage des persönlichen Geschmacks, ob wir an die Evolution
glauben oder nicht. Die Beweise für die Evolution sind zwingend" ("Evolution,
Genetics, and Man", S. 319, Dobzhansky).
"Ihre grundlegende Wahrheit wird heute generell von Wissenschaftlern akzeptiert,
die kompetent sind, sich ein Urteil zu bilden" ("Nature
and Man's Fate", p. v, Hardin).
"Der Aufbau vom Familienbaum des Lebens durch den Prozeß der Evolution
wird heute von allen verantwortungsbewußten Wissenschaftlern
anerkannt" ("A Guide to Earth History", S. 82,
Carrington).
"Niemand, der informiert ist, leugnet heute, daß der Mensch durch
einen langsamen Prozeß aus der Welt des Fisches und des
Frosches entstanden ist" (Zeitschrift "Life",
26. August 1966, Ardrey).
"Es ist heute schon fast selbstverständlich geworden und erfordert
keine weiteren Beweise für jemand, der in einem vernünftigen
Rahmen frei ist von alten Illusionen und Vorurteilen" ("The
Meaning of Evolution", S. 338, Simpson).
"Es gibt keine konkurrierende Hypothese außer der veralteten und
völlig widerlegten Lehre von der direkten Erschaffung, die
heute nur noch von unwissenden, dogmatischen und voreingenommenen
Personen aufrechterhalten wird" ("Outlines of General
Zoology", S. 407, Newman).")
Woese, K. (1998): The universal ancestor. PNAS 95: 6854-6859.
"Phylogentic incongruities can be seen everywhere in the universal tree,
from its root to the major branchings within and among the various
taxa to the makeup of the primary groupings themselves.” |