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(Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung von Dr. W-E Lönnig)

Wolf-Ekkehard Lönnig:
(31. Januar 2004 und 12. März 2004)

Inwieweit sind die

“ENTWÜRFE IN GOTTES NAMEN” von Urs Willmann (DIE ZEIT 19/2003 vom 30.4.2003, Seite 29) ein Beispiel für seriösen Wissenschaftsjournalismus?

 

Es ist leichter, ein Atom zu spalten,
als die Voreingenommenheit aus der Welt zu schaffen.

    Albert Einstein

 

Ich las in der "Zeit" von dem skandalösen Sperren Ihrer Web-Seite.
Ein Hammer des wissenschaftlichen Maulkorbs!

    Prof. Dr. Peter Zöller-Greer
    (Herausgeber des Professorenforum-Journals)

 

Als besonders entwürdigend und verletzend empfand ich
die polemische Rhetorik der zitierten Evolutionisten, eine Polemik,
die mittlerweile offenbar integraler Bestandteil
der argumentationslosen Bekämpfung Andersdenkender geworden ist[.]

    Frieder Meis (Fachbereich Informatik) Ludwigshafen
    (Siehe weiter seinen Kommentar unten)

 

EINLEITUNG:

Mit dem nahezu ganzseitigen Kommentar von Urs Willmann in der Wochenzeitschrift DIE ZEIT mit durchschnittlich 1,1 Millionen Lesern (laut MA 2003) einer gehobenen Leserschaft hat der Streit um meine Institutsseite am Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung (MPIZ) ein Ausmaß an journalistischer Berichterstattung erreicht, das dem oder den Betroffenen sicher nicht gleichgültig sein kann (zumal meine Kontrahenten ihren Lesern auch gerne die Internetausgabe des Artikels zur Klärung grundlegender Fragen weltweit weiterempfehlen). :

Da der ZEIT-Leser eine seriöse und faire Berichterstattung zu den verschiedensten Themen erwarten darf, nicht zuletzt auf dem Gebiet der Naturwissenschaft und hier insbesondere auch bei unterschiedlichen Theorien zu Fragen, die das Grundverständnis des Menschen berühren, habe ich mir die Mühe gemacht, die “ENTWÜRFE IN GOTTES NAMEN“ von Urs Willmann genauestens auf die Frage hin zu untersuchen, ob es sich dabei tatsächlich um ein Beispiel für seriösen Wissenschaftsjournalismus handelt oder ob eine große Leserschaft in grundlegenden Fragen eventuell fehlinformiert worden ist

Unter seriösem Wissenschaftsjournalismus verstehe ich das ehrliche und gründliche Studium eines zur Debatte stehenden Themas, bei dem sich der Journalist von etwaigen ideologischen Tendenzen unterschiedlicher Auffassungen unabhängig macht, um in einer differenzierenden Stellungnahme den Leser mit präzisen Daten sowohl möglichst objektiv zu informieren als auch zu weiterem Denken anzuregen. Und das dürfte wohl für alle verantwortungsbewussten Journalisten gelten.

Nach Auffassung vieler ZEIT-Leser hat sich jedoch Herr Willmann zum “verlängerten Arm” polemisierender materialistischer Ideologen gemacht, die, statt wissenschaftliche Argumente zu diskutieren, eine pure ad-hominem-Kritik (d.h. gegen eine oder mehrere Person(en) gerichtete ‘Diffamierungskritik') betreiben. Wenn diese Auffassung zutreffen sollte, – müsste dann nicht eher DIE ZEIT um ihren 'guten Ruf bangen' als das MPIZ? (Siehe jedoch die Details zum Thema des guten Rufs unten.)

Ich denke, dass DIE ZEIT in der Frage nach dem Ursprung der Lebensformen tatsächlich schon bessere Zeiten gesehen hat. Als Beispiel dafür möchte ich an den Beitrag von Jürgen Dahl erinnern: Evolutionstheorie: BEI DER BLATTWESPE VERSAGT DIE LOGIK (DIE ZEIT – Nr. 33 – 9. August 1974), den ich unten wiedergegeben habe.

Prüfen Sie bitte beim genauen Studium der folgenden 45 Punkte des ZEIT-Artikels, ob Sie sich der soeben zitierten Auffassung sowie der des ZEIT-Lesers anschließen können, der u.a. schrieb:

Es wirkt befremdlich auf mich, wie hier zielgerichtet gegen eine Person mit einer unorthodoxen Meinung vorgegangen wird, ja diese Person geradezu denunziert wird. Ich kann diesen Vorgang nicht anders als Mobbing bezeichnen.*

Achten Sie bitte auch darauf, ob nicht an verschiedenen Stellen des ZEIT-Artikels die Kontrahenten mit zweierlei Maß gemessen werden.

Sehen wir uns jetzt diese 45 Punkte einmal näher an:

Im Folgenden gebrauchte Abkürzungen: UW für Urs Willmann und WEL für Wolf-Ekkehard Lönnig. Die ersten Zeilen, die im Folgenden bold wiedergegeben werden, bilden den Untertitel des Artikels. Numerierung von mir. Der gesamte Artikel ist wiedergegeben und diskutiert worden.

[1] UW: Entwürfe in Gottes Namen

Darf ein Biologe die Evolution infrage stellen?

WEL: Das Infragestellen von Theorien ist ein integraler und sogar absolut notwendiger Bestandteil allen wissenschaftstheoretischen Fortschritts (vgl. Sie bitte dazu einige Schlüsselgedanken nach Sir Karl Popper). Der nachfolgende Text von Urs Willmann vermittelt jedoch vehement den Gedanken, dass das im Falle der Evolutionstheorie nicht nur prinzipiell falsch wäre, sondern sogar den guten Ruf eines Forschers und (s)eines gesamten Instituts infrage stelle. Die Evolutionstheorie würde damit eine grundsätzliche Ausnahme von sämtlichen übrigen wissenschaftlichen Theorien bilden. Denn in ihrem Falle wäre der wissenschaftliche Fortschritt nur dann möglich, wenn man sie nicht (und sogar unter gar keinen Umständen) infrage stellt. Sie hätte damit tatsächlich eine absolute Sonderstellung unter allen naturwissenschaftlichen Theorien. Ist diese Auffassung gerechtfertigt?

Dabei erscheint es angesichts der oft unfassbaren Geschehnisse des 20. und zu Beginn des 21. Jahrhunderts, die dazu geführt haben, dass es kaum noch Traditionen, Werte und Auffassungen gibt, die nicht infrage gestellt werden, auch generell ganz erstaunlich, dass die Evolutionstheorie fast das einzige umfassende Ideengebäude sein soll, das prinzipiell von niemandem wissenschaftlich oder sonstwie infrage gestellt werden darf. Auf welcher Basis könnte eine solche absolute Monopolstellung gefordert werden?

[2] UW: Ausgerechnet am Kölner Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung erklärt ein Wissenschaftler die Natur als Werk eines intelligenten Designers.

WEL: Hätte Herr Willmann die stark abwertende Formulierung “ausgerechnet” am Kölner Max-Planck-Institut etc. auch dann gebraucht, wenn er die folgenden Punkte in seinen Überlegungen berücksichtigt hätte? Und falls ja, wäre diese Wortwahl tatsächlich berechtigt?

  • Erstens hat Max Planck selbst die Natur als Werk eines intelligenten Designers erklärt (vgl. Max Planck zum Thema Gott und Naturwissenschaft).

  • Zweitens setzt Herrn Willmanns Abwertungsversuch voraus, dass er bereits sicher weiß, dass die Natur nicht das Werk eines intelligenten Designers ist. Dies ist jedoch Ausdruck seiner ganz persönlichen, weltanschaulich vorgefassten Überzeugung, die im Gegensatz zu zahlreichen naturwissenschaftlichen Tatsachen sowie tiefgreifenden Problemen der Synthetischen Evolutionstheorie steht (siehe einige Punkte unten).

    Prof. Siegfried Scherer kommentiert nach Hinweis, dass seine kritische Evolutionsarbeitsgruppe in diesem Jahr starken Gegenwind bekommen hat, Herrn Willmanns Beitrag wie folgt (2003):

    “Auch der evolutionskritische Pflanzengenetiker W.-E. Lönnig vom Max-Planck- Institut in Köln (der nicht zu Wort und Wissen gehört) ist massiv in die Schusslinie geraten. Die Wochenzeitung DIE ZEIT hat in einem ganzseitigen Essay berichtet. Bedauerlicherweise hat der Autor, ein ausgewiesener ZEIT-Journalist, mit seinem Artikel kein Beispiel für objektiven Journalismus gegeben. Der Autor hat eben auch seine weltanschauliche Grundüberzeugung kräftig einfließen lassen; das wäre an sich nicht tragisch, doch hätte er dies dem Leser mitteilen sollen.”

  • Drittens ist die Ursprungsthematik seit Bestehen des Instituts (1928) ein wesentlicher Bestandteil der Forschung (vgl. Lönnig und Saedler 2002: Erwin Baur, Encyclopedia of Genetics, Vol. 1). Und seit dem Jahre 1980 bearbeitet die Abteilung Saedler das Ursprungsthema in vermehrtem Maße molekulargenetisch.

  • Viertens ist die Abteilung Saedler nicht auf eine bestimmte Auffassung zu diesen Fragen totalitär-dogmatisch festgelegt. Es ist antiwissenschaftlich, Sachkritik an einer bestimmten Theorie sowie realistische Möglichkeiten und Alternativen aufgrund weltanschaulich vorgefasster Meinungen prinzipiell aus der wissenschaftlichen Diskussion zu verbannen.

  • Fünftens sollten wir zwischen der wissenschaftlichen Kritik an einem herrschenden Paradigma und dem Aufbau einer Alternative unterscheiden. Eine Theorie kann sich auch ohne Alternative als “unzureichend” erweisen (die entscheidenden Fragen, die die Theorie lösen wollte, sind dann noch offen). Meine Homepage bestand zu etwa 90% aus der naturwissenschaftlichen Kritik des herrschenden Neodarwinismus (=Synthetische Evolutionstheorie) unter Einbeziehung bzw. auf der Grundlage meiner experimentellen Arbeiten.
[3] UW: Jetzt kämpft das Institut um seinen guten Ruf.

WEL: Bei wem? Bei der großen Zahl der toleranten Biologen, Physiker und weiteren Naturwissenschaftler, die um die Problematik der verschiedenen Evolutionstheorien wissen? Oder vielmehr bei der oft lautstarken Gruppe der im Sinne des Materialismus weltanschaulich meist völlig festgelegten Vertreter der Synthetischen Evolutionstheorie, die in der Regel ihre unzureichenden Thesen nicht mehr von naturwissenschaftlichen Tatsachen unterscheiden können oder wollen? (vgl. dazu die Details in der Antwort an meine Kritiker).

Überhaupt erscheint mir die Aussage: “Jetzt kämpft das Institut um seinen guten Ruf” ein wenig zuviel der Ehre. Sollte tatsächlich der gute Ruf des Instituts mit mehr als 400 Mitarbeitern (davon über 200 Wissenschaftler) allein von den Beiträgen auf meiner Instituts-Homepage abhängen? Und falls das wirklich zutrifft, - welche wissenschaftlichen Details und Argumente wären denn auf dieser Homepage so fragwürdig, dass das MPIZ um seinen guten Ruf kämpfen müsste? Sieht man sich die Kampagne gegen meine Homepage jedoch genauer an, so fällt die völlige Abwesenheit jedweder naturwissenschaftlicher und/oder biologiehistorischer Argumentation gegen meine Beiträge auf (vgl. Antwort auf Kutscheras Verbotsversuche). Es geht den Betreibern der Kampagne bisher ausschließlich um meine ‘idealistische' Motivation (“Geist zuerst”) (vgl. auch Synthetische Evolutionstheorie vs. Intelligent Design). Mit einem solchen allein weltanschaulich (und keineswegs wissenschaftlich) motivierten Angriff im Sinne des Materialismus (“Materie zuerst”) auf die Ausführungen einer Instituts-Homepage könnte man nun umgekehrt auch eine Kampagne gegen alle materialistisch motivierten Internetseiten an zahlreichen Instituten mit dem Ziel ihrer Schließung führen. Wäre das wirklich wissenschaftlich sinnvoll?

Von großer Bedeutung ist weiter, dass die Gewährung von Meinungspluralismus zumal in ungeklärten Fragen sicher zum guten Ruf eines Instituts beiträgt.

Markus Rammerstorfer kommentierte die Frage nach dem guten Ruf wie folgt:

"Ich frage mich, wie ein Institut um seinen „guten Ruf“ kämpfen kann, nachdem es einem seiner Mitarbeiter die Möglichkeit gegeben hat, anderslautende Meinungen und Argumente zur biologischen Ursprungsfrage zu präsentieren - somit also dem Gut der „freien Meinungsäußerung“ einen Dienst getan hat. Das MPIZ stellte diesen Dienst erst ein, nachdem der Druck von außen zu stark wurde. Die Frage lautet also: „Guter Ruf – bei wem?“ Bei eifrigen Verfechtern des Neodarwinismus und der „Tatsache der Evolution – wie Herrn Kutschera – dürfte der Ruf des MPIZ gefährdet sein, sofern es ihrem Paradigma widersprechenden Meinungen und Argumenten Raum gibt. Leider hat das in der Praxis offenbar Relevanz, der Einfluss gewisser Personengruppen muss ergo sehr stark sein. Wie auch immer: Bei allen anderen Menschen sollte das MPIZ einen guten Ruf haben – nicht nur in Bezug auf die dort getätigte Forschungsarbeit, sondern auch in Bezug auf den Mut, anderen Meinungen Raum zu geben – und diesen „Raum“ dann auch – zumindest eine Zeit lang – gegenüber einflussreichen Personengruppen zu halten."

Zählt zum Meinungspluralismus zum Beispiel auch die Möglichkeit, philosophisch-materialistisch (“monistisch“) motivierte und stark umstrittene Arbeiten wie Haeckels Die Welträtsel und die Natürliche Schöpfungsgeschichte auf einem Institutsserver wie dem unsrigen wiederzugeben?

Zu dieser Frage sei meine Beobachtung erwähnt, dass noch heutzutage Menschen, die sich in der Biologie nicht genau auskennen (und selbst einige Biologen!), durch die Wortgewalt, ja, durch die “bombastischen Tiraden” (Hedwig Conrad-Martius) eines Ernst Haeckel irregeführt werden können (z.B. in der Frage nach der “Vererbung erworbener Eigenschaften“ und dem sogenannten “biogenetischen Grundgesetz“).

Weiter ist dabei ist zu berücksichtigen, dass Haeckels Werke für den Rassismus des Nationalsozialismus eine Schlüsselstellung einnahmen. Pat Shipman kommentiert diese Frage in ihrem Buch THE EVOLUTION OF RACISM (1994, pp. 134/135) wie folgt:

"The influence of Haeckel's anti-Semitic views on German society and the Nazi party was immense because of his huge personal following and high scientific standing. Indeed, the sound of Haeckel's words almost certainly rang in the ears of Adolf Hitler himself. Historian of science Daniel Gasman has argued that the substance and wording of some of Hitler's writing "emerge as an extended paraphrase and at times even plagiarism of Haeckel's Natürliche Schöpfungsgeschichte and the Welträthsel, Haeckel's two most popular works. Hitler even shared Haeckel's fondness for the designation Kampf. It is only reasonable to suppose that Hitler did read these books: certainly on occasion, Hitler referred directly to many of Haeckel's most important ideas, including the biological unfitness of the Jews and the sure doom that would befall the German people if they did not cleanse themselves of such impurities. At a eulogy written in 1934 for the celebration of the centenary of Haeckel's birth, Professor Gerhard Heberer proclaimed, "It is to be recalled at this opportunity that Haeckel was one of the first fighters for eugenic measures. His proposals were being brought into reality in the new Reich.""

Dennoch halte ich selbst in diesem Falle die Aufrechterhaltung des Meinungspluralismus für vorrangig und befürworte keineswegs eine Schließung der Haeckelschen Beiträge. Denn mit Verboten, wie sie von den Herren Kutschera und Hölldobler massiv betrieben werden, kann man keine intellektuell redliche Auseinandersetzung führen.

Einen speziellen Disclaimer zu Haeckels gröberen Irrtümern und/oder vielleicht einige Links, auf denen solche Irrtümer richtiggestellt werden, würde ich jedoch für nicht unangebracht halten. Aber auch das soll kein Dogma sein.

Im Zusammenhang mit der Rassismusfrage ließ mir interessanterweise der leitende Journalist einer Zeitschrift folgenden Kommentar zukommen:

“Mit brüskiertem Erstaunen lasen wir, dass das MPIZ ihre Internet-Seiten über ID sperrte, als wären sie rassistischen oder staatsfeindlichen Inhalts!”

Meine ‘idealistischen' Ausführungen sind jedenfalls – selbst wenn sie sich in der Zukunft als unzutreffend erweisen würden (bisher fehlt jedoch nicht nur jede Spur eines solchen Gegenbeweises, sondern es kommen laufend neue bestätigende Ergebnisse hinzu) – gegen die Falschaussagen eines Haeckel und deren kriminelle Umsetzung im Dritten Reich als “völlig harmlos” einzustufen.

Es sei noch einmal betont, dass das, was von Herrn Willmann als “vice” dargestellt wird (die naturwissenschaftliche Kritik an einer unzureichenden Theorie), in Wahrheit wissenschaftstheoretisch “a virtue” ist. DIE ZEIT selbst hat dafür schon hervorragende Beispiele gegeben (vgl. Jürgen Dahls Beitrag unten).

Weiter im Text von Urs Willmann (jetzt folgt der Text nach dem Titel und Untertitel):

[4] Könnte man sich die Website von Wolf-Ekkehard Lönnig noch immer ansehen, stieße man nach einigen Klicks auf die Zeichnung eines Wasserschlauchs. Diese Pflanze mit lateinischem Namen Utricularia vulgaris wächst aus Moorgräben in die Höhe und hat ein trickreiches System aufgebaut, um sich zu stärken. Unter der Wasseroberfläche erbeutet das Grünzeug kleinste Wassertiere, und zwar mithilfe Tausender kleiner Bläschen. Paddelt ein Zweighornkrebschen daher – angelockt vom abgesonderten Schleim der Pflanze – und streift dabei eines der feinen Sinneshaare des Wasserschlauchs, ist es bereits verloren. Mitsamt dem Umgebungswasser wird das Beutetier in die Falle geschlürft. Zwei Millisekunden nachdem der Winzling das Sinneshärchen berührt hat, ist die Klappe wieder zu. Das Grünzeug pumpt das Wasser ab, spritzt über Drüsenschläuche Verdauungssäfte auf die Beute und verdaut sie wie ein tierischer Magen.

Das raffinierte Konstrukt muss ausgedacht worden sein. Von einem Universalgenie.

WEL: An dieser Stelle möchte ich Herrn Willmann gern ein Kompliment aussprechen: Das ist eine journalistisch sehr originelle und für ein großes Publikum gut verständliche und lebendige Schilderung wesentlicher Sachverhalte zu Utricularia. Hätte er darüber hinaus dem ZEIT-Leser noch das für die Synthetische Evolutionstheorie so brisante Synorganisationsphänomen vermittelt, dann wäre die Schilderung perfekt gewesen.

[5] UW: Wolf-Ekkehard Lönnig glaubt das.

WEL: Wolf-Ekkehard Lönnig ‘glaubt' das nicht nur, sondern er kann dafür zahlreiche Argumente und Tatsachen aufführen (vgl. dazu Utricularia und die Diskussion zu Utricularia). Im Übrigen habe ich dieses Beispiel Hunderten von Vertretern der Synthetischen Evolutionstheorie in den vergangenen rund 40 Jahren vorgelegt (in einem Falle sogar etwa 300 versammelten (zumeist Synthetischen) Evolutionstheoretikern auf einmal, und in den letzten Wochen (Oktober und November 2003) allein mindestens 70 dieser Theoretiker bzw. von ihnen beeinflussten Biologen): Niemand hat bislang irgendwelche testbaren Hypothesen für die Entstehung des Fangmechanismus' des Wasserschlauchs vorgelegt.

Auch von Herrn Urs Willmann habe ich bisher nicht einmal den Versuch einer detaillierten Erklärung der Evolution der Saugfalle durch Mutation und Selektion gehört. Doch Urs Willmann “glaubt das” ganz unbesehen, und zwar ohne jegliches weitere Wissen um die tiefe evolutionstheoretische Problematik, die in diesen Fragen steckt. Wenn jemals “Glaube” im umgangssprachlichen Sinne für “Nicht-Wissen” und “Für-Wahr-Halten” ohne wissenschaftliche Begründung/Reflexion steht, - könnte dann eine solche Definition nicht wesentlich besser auf Herrn Urs Willman zutreffen?

Im übrigen sei nochmals daran erinnert, dass auch schon in der ZEIT sehr deutliche Zweifel an dem neodarwinistischen Glauben geäußert wurden. So schreibt Jürgen Dahl unter anderen in der ZEIT:

“Daß die Entwicklungsgeschichte mit kleinen Schritten den weiten Weg vom ersten Eiweiß bis zum Menschen gegangen ist, wobei sich jede Stufe aus der vorhergehenden durch irgendeine winzige Veränderung ergab, ist die weithin umstrittene Meinung der Wissenschaft. So überzeugend aber der Gedanke der schrittweisen Evolution sein mag, so schwer fällt aber immer wieder der Versuch, diesen scheinbar einfachen “Mechanismus“ auf den konkreten Einzelfall anzuwenden – dann nämlich zeigt sich erst, wieviel ungelöste Probleme die Evolutionstheorie noch enthält. Ein Beispiel dafür sind die raupenähnlichen Larven der Blattwespe Neodiprion sertifer“.

Siehe seine weiteren detaillierten Ausführungen zu Neodiprion, die ich unten wiedergegeben habe.

[6] UW: Er ist gruppenleitender Genetiker am Kölner Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung (MPIZ). Aufgrund seiner Beobachtungen im Pflanzenreich ist er zu dem Schluss gekommen, dass hinter einer solchen Kreatur ein Schöpfer stehen muss, ein „Designer“.

WEL: Richtig (vgl. weitere Punkte zu Definitionsfragen unter Synthetische Evolutionstheorie vs. Intelligent Design).

[7] UW: Seit Darwin postulieren die Evolutionstheoretiker, dass neue Lebensformen in natürlicher Auslese entstehen: durch zufällige winzige Mutationen in den Genen, von denen die meisten keine erkennbare Wirkung haben. Und so, Schrittchen für Schrittchen, sollen aus simplen, einzelligen Organismen hoch komplexe Kreaturen entstanden sein? So wurde aus einem normalen Blatt, das einst friedlich von der Fotosynthese lebte, der komplexe Fangapparat von Utricularia vulgaris?

Zu diesem Punkt sei der Kommentar von Robert Nachtwey erwähnt, der bisher von keinem der Vertreter der Synthetischen Evolutionstheorie mit testbaren Hypothesen beantwortet worden ist:

"Nun mögen uns die Darwinisten erklären, wie man sich die Bildung des Wasserschlauchbläschens aus einem Blattzipfel vorstellen soll. Welche richtungslose Mutation soll im normalen Blattzipfel zuerst erfolgt sein und dann irgendeinen Auslesewert gehabt haben? Hatte sie diesen nicht, so ging sie als belanglos verloren. Ausdrücklich betonen die Darwinisten, dass Mutation und Selektion zusammenwirken müssen, wenn etwas Neues entstehen soll. Durch welche blind zusammengewürfelten, richtungslosen Kleinmutationen soll das Wasserschlauchbläschen entstanden sein?...Wie sollen wir uns den ersten Anfang zur Bildung dieser Kastenfalle, die wie ein tierischer Magen arbeitet, eigentlich vorstellen?...Soll die Bildung mit dem Entstehen der Kastenfalle beginnen oder mit der Produktion der Verdauungssäfte? - Sobald wir dies überlegen, zeigt sich die...Ohnmacht der Darwinschen Theorie, denn selbst eine vollkommene Kastenfalle mit der erstaunlichsten Fähigkeit, blitzschnell Tiere zu erbeuten, hätte ohne Verdauungssäfte nicht den geringsten Wert im Daseinskampf, weil die Beute nicht verdaut würde. Was aber soll es andererseits einem gewöhnlichen Blattzipfel nützen, wenn er noch so wirksame Verdauungssäfte ausscheidet, er kann ja die Beute nicht festhalten, was unbedingt nötig ist. Aber selbst wenn Kastenfalle und Verdauungssäfte zusammenwirken, so ist für den Daseinskampf noch nichts gewonnen...Die gelösten Eiweißstoffe müssen ja auch aufgesogen und in arteigenes Pflanzeneiweiß verwandelt werden. Die Bildung des Wasserschlauchbläschens erfordert also das vollendet harmonische Zusammenspiel vieler verschiedenartiger Gene und Entwicklungsfaktoren. Erst mit dem Endeffekt wird der Nutzen für den Daseinskampf erreicht, nicht aber mit irgendeiner Entwicklungsstufe“ (kursiv von Nachtwey).

Siehe auch die genaue Beschreibung von Utricularia unter Gregor Mendel, der Wasserschlauch (Utricularia) und die Evolution sowie die Naturwissenschaftliche Diskussion von Lösungsvorschlägen zu Nachtweys Utricularia-Kritik.

Weiter Urs Willmann:

[8] [Zum Teil Wiederholung] ...Und so, Schrittchen für Schrittchen, sollen aus simplen, einzelligen Organismen hoch komplexe Kreaturen entstanden sein? So [durch Mutation und Selektion] wurde aus einem normalen Blatt, das einst friedlich von der Fotosynthese lebte, der komplexe Fangapparat von Utricularia vulgaris? Lönnig glaubt das nicht und vertritt mit der Lehre vom „Intelligenten Design“ eine Ansicht, die fast jeden seiner Zunft die Haare raufen lässt.

WEL: Galileo vertrat mit der Lehre, dass sich die Erde um die Sonne bewegt, ebenfalls “eine Ansicht, die fast jeden seiner Zunft die Haare raufen ließ”. Dasselbe traf auf Mendel zu, dessen Entdeckungen dadurch erst 35 (bzw. 72) Jahre später anerkannt wurden! Hunderte weiterer ähnlicher Beispiele liefert uns die Geschichte der Wissenschaft. Über die Richtigkeit oder Unrichtigkeit einer Hypothese sagt also eine sich ‘die Haare raufende Zunft' noch gar nichts. Im Gegenteil: Wenn eine ‘Zunft' nichts Vernünftigeres zustande bringt als sich die Haare zu raufen und Internetseiten zu schließen oder zu beschränken anstatt wissenschaftliche Gegenargumente zu liefern, dann darf man wohl annehmen, dass man wissenschaftlich auf dem richtigen Weg ist!

[9] UW: 1000 Seiten hat er voll geschrieben und über den offiziellen Server seines Instituts ins Netz gestellt.

WEL: Bei vielen Lesern (u.a. auch bei recht prominenten) ist durch diesen Satz der Eindruck entstanden, als hätte ich “eigenmächtig” den offiziellen Server gebraucht. Ich hatte selbstverständlich die Genehmigung dazu (Details siehe wieder unter Verbotsversuche).

[10] UW: Da fand sich neben Resultaten seiner Studien und daraus gefolgerten Deutungen jede Menge harsche Kritik an der „herrschenden neodarwinistischen Abstammungslehre“.

WEL: Wenn auch Herr Urs Willmann nur einen Bruchteil der Beiträge kannte, so ist doch diese Aussage im Prinzip völlig zutreffend: Es fand sich jede Menge sachlich-naturwissenschaftliche Kritik zu diesem Thema. Übrigens sei an dieser Stelle wieder betont, dass in der ZEIT selbst schon deutliche Kritik an der „herrschenden neodarwinistischen Abstammungslehre“ vorgetragen worden ist (siehe Jürgen Dahl unten).

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[11] UW: Kaffeesatz und Horoskope

Seit einem Monat aber klickt man vergebens.

WEL: Seit dem 6. Mai 2003 klickt man jedoch nicht mehr vergebens: Das gesamte Material stand seit diesem Zeitpunkt unter der neuen Adresse http://www.weloennig.de/internetlibrary.html wieder zur Verfügung.

Recht aufschlussreich erscheint mir in diesem Zusammenhang, dass mein Leserbrief vom 7. Mai 2003 in dem Wochenmagazin DIE ZEIT vom 15. Mai 2003 nicht wiedergegeben worden ist (14 Tage nach Erscheinen der Artikel folgen dort regelmäßig die Leserbriefe) – auch nicht in verkürzter Form (ich war immerhin das Hauptangriffsziel dieses fast ganzseitigen Artikels), ja nicht einmal die Adresse meiner neuen privaten Homepage wurde abgedruckt, während andere Leser – wie z.B. einer meiner weiteren Kontrahenten – zu Wort kamen.

Kann man daraus nicht auf ein mangelndes Interesse der zuständigen ZEIT-Redakteure schließen, dass sich ihre Leser aufgrund dieser neuen Adresse selbst ein Bild meiner Beiträge verschaffen und über den Artikel von Herrn Willmann urteilen konnten? Ist das alles wirklich noch fairer Wissenschaftsjournalismus? Was hat man zu verbergen?

Oder war das im letzteren Falle vielleicht nur eine gewisser Mangel an Geistesgegenwart? – Auch diese Frage sollte ich fairerweise stellen, da die zuständige ZEIT-Journalistin, Frau Magrit Gerste, am 15. Mai gegen 15.05 Uhr, auf meine Frage, warum sie denn nicht wenigstens den neuen Link wiedergeben habe, antwortete, dass sie sich jetzt selber ärgere (immerhin sind für jede ZEIT-Ausgabe Hunderte von Briefen zu bearbeiten). Anerkennend möchte ich jedoch hervorheben, dass sie den exzellenten Leserbrief von Herrn Jochen Weinand aus Bonn wiedergegeben hat, der einen bedeutenden Fehler von Herrn Kutschera richtig stellt - siehe unten. Andererseits war man jedoch nicht bereit, auch nur meine neue Adresse zur Information der Leserschaft nachzureichen (obwohl man diese Frage diskutierte und mich informieren wollte, was jedoch nicht geschah).

Herr Frieder Meis, der ebenfalls an die ZEIT geschrieben hatte, bemerkt nach Hinweis, dass sein Leserbrief erwartungsgemäß nicht veröffentlicht wurde:

“Gleiches trifft allerdings auch auf den Leserbrief von Dr. W.-E. Lönnig zu, der in diesem Zeitungsartikel von diversen wissenschaftsfeindlichen Evolutionisten erneut diffamiert wurde (Andere Leserbriefe gänzlich Unbeteiligter wurden hingegen veröffentlicht). Was soll man davon halten? Es ist schwer, in diesem Zusammenhang nicht an weltanschaulich motivierte Zensur zu denken” (Hervorhebung im Schriftbild von mir).

Weiter im Text von Urs Willmann:

[12] Im Namen der Max-Planck-Gesellschaft würde hier pseudowissenschaftliches, kreationistisches Gedankengut verbreitet, hatten sich seine Gegner echauffiert, darunter der berühmte Ameisenforscher Bert Hölldobler. WEL: 1. Diese Aussage ignoriert den Disclaimer. 2. Bert Hölldobler ist gewiss ein ausgezeichneter Ameisenforscher: Pulitzer Preis zusammen mit Edward O. Wilson für THE ANTS, 1990 (Großformat, Springer-Verlag Berlin, 732 pp.). Ich habe das Werk zu verschiedenen Fragen immer wieder mit Gewinn konsultiert. Beim Thema Evolution jedoch zeigt Herr Hölldobler sowohl recht ungewöhnliche Kenntnislücken (so wird von ihm z.B. Dobzhansky als der Begründer der Populationsgenetik ausgegeben, was schlicht und einfach historisch falsch ist) als auch eine totalitär materialistische Geisteshaltung, die grundsätzlich keine andere Deutung des Ursprungs der Welt und der Lebensformen gelten lassen will als die naturalistische (vgl. weiter den Beitrag von Werner Gieffers 2003). Wenn jedoch die Synthetische Evolutionstheorie bereits die zutreffende und befriedigende (materialistische) Antwort zur Entstehung aller Lebensformen ist, dann wird die Frage nach der Richtigkeit alternativer Hypothesen natürlich nicht mehr gestellt.

Von diesem Standpunkt aus betrachtet muss Hölldobler jeder idealistische Ansatz wesensmäßig “fremd” und “andersgeartet” erscheinen. “Probleme der Angst vor dem Fremden, feindlich-aggressives Verhalten gegenüber dem Andersgearteten sind für Soziologen und Politikwissenschaftler gerade heute eine stets neue Herausforderung. Das Ablehnen, Vermeiden, oder gar Attackieren des Fremden ist besonders stark bei Arten mit ausgeprägtem bio-altruistischem bzw. Helfer-Verhalten gegenüber den nächsten Verwandten.” (Aus dem Begleittext zu Hölldoblers Beitrag über die evolutionsbiologischen Grundlagen der Xenophobie am 6. 3. 2002, SWF – inwieweit sich die gesamte Problematik allerdings rein evolutionsbiologisch erklären lässt, darauf wollen wir unten kurz zurückkommen und an dieser Stelle nur zwei Stichworte nennen: Der Mensch und seine Möglichkeit zu einsichtigem Verhalten).

“Pseudowissenschaftliches, kreationistisches Gedankengut”: Starke Behauptungen mit Null Begründung – wie überzeugend ist das? (Vgl. auch Kutscheras Verbotsversuche.) Könnte es sein, dass Hölldobler weite Bereiche der Institutsseite überhaupt nicht gründlich studiert hat? (Siehe weiter zu den Unterschieden zwischen der Intelligent-Design-Theorie und dem Kreationismus wieder den Beitrag Synthetische Evolutionstheorie vs. Intelligent Design).

Bert Hölldobler, Department of Behavioral Physiology and Sociobiology am Biozentrum der Universität Würzburg, gehört zu den erfolgreichsten und einflussreichsten Biologen unserer Zeit. Er ist Mitglied zahlreicher nationaler und internationaler biologischer Gesellschaften und seine Stimme hat ein so großes Gewicht, dass man es insbesondere jüngeren Kollegen kaum raten kann, in grundlegenden Fragen mit ihm nicht einer Meinung zu sein, wenn sie noch die Karriereleiter emporsteigen möchten.

Wenn jedoch in der Wissenschaft die Vernunft selbst der Macht einflussreicher Persönlichkeiten untergeordnet wird, die ex cathedra die wahre Lehre festlegen, dann stellt die Wissenschaft ihre eigenen Grundlagen infrage: Sie liefert sich in diesem Falle den jeweils herrschenden ideologischen Strömungen aus, die sie schließlich nicht mehr zu hinterfragen vermag und wird dogmatisch. Gegenwärtig sind eindeutige Tendenzen in dieser Richtung für die Synthetische Evolutionstheorie festzustellen, deren Hauptaussagen zu “Tatsachen“ erhoben worden sind (vgl. weiter die Kommentare zu Punkt [1] oben und [43] unten). Daraus folgt natürlich, dass jeder alternative Vorschlag zu dieser “Tatsache“ wohl nur noch aus “pseudowissenschaftlichem, kreationistischem Gedankengut“ bestehen kann.

Ist auf diesem Hintergrund eine sachliche Kritik der herrschenden Theorie ohne die Gefährdung einer akademischen Laufbahn in der Biologie und/oder ohne irgendwelche Repressalien überhaupt noch möglich? “Ich weiß, wie man Gegner des Darwinismus bekämpft und habe es am eigenen Leib erfahren“ schrieb mir der Münchener Paläontologe Oskar Kuhn vor schon fast 35 Jahren (Brief vom 24.9.1969) und empfahl mir, mich wenn, dann “aber nicht zu deutlich“ für seine Broschüre DIE ABSTAMMUNGSLEHRE einzusetzen, “sonst könnte Sie der Einsatz für diese Ideen teuer zu stehen kommen.“ - Es wäre dem Fortschritt der Biologie sicherlich nicht abträglich, wenn möglichst viele ehrliche und unabhängige Wissenschaftler den Mut aufbringen würden, dieser Tyrannei totalitärer Vertreter der Synthetischen Evolutionstheorie mit den zahlreich zur Verfügung stehenden rationalen (biologisch-wissenschaftlichen) Argumenten zu begegnen.

Hölldobler gilt u.a. als ein “Pionier der Soziobiologie“ und wendet Hypothesen und Ergebnisse dieser Disziplin – wie oben schon angedeutet – auch auf den Menschen an. In diesem Zusammenhang ist es vielleicht nicht uninteressant, dass selbst viele namhafte Evolutionstheoretiker die Extrapolation der Soziobiologie auf den Menschen nun ihrerseits für pseudowissenschaftliches, (jetzt aber) evolutionistisches Gedankengut halten, oder mit Walter James ReMine: “Many evolutionists find Sociobiology repugnant.” (Dazu gehören Autoren wie Barkow, Gould, Hemminger, Kitcher, Lewontin, Rose und viele andere, die von Soziobiologen prompt als “Kreationisten” beschimpft worden sind, obwohl mehrere dieser Autoren selbst ausführlich gegen den Kreationismus Stellung bezogen haben.) Worum geht es? ReMine fasst die Hauptfragen der Soziobiologie (später auch in “evolutionary psychology” umbenannt) nach einer gründlichen Dokumentation und Diskussion wie folgt zusammen:

“Sociobiologists argue that human altruism is not truly altruistic, but instead is programmed by evolutionary selfishness. They say the same about morality, ethics, love, and human freedom. They say these are all illusions, programmed into us so we cooperate more fully with evolutionary goals. They say we are not truly free, and our thoughts, emotions, and morality are not truly ours – evolution has created us totally. They say evolution programmed us with self-deception (including religion) to prevent us from fully experiencing the painful truth. Some sociobiologists now suggest that ethical and moral behavior can be genetically engineered into future generations. The implications of Sociobiology are stunning. Many evolutionists find Sociobiology repugnant. They have risen to challenge Sociobiology and drive it from the realm of scientific respectability” (THE BIOTIC MESSAGE 1993, pp. 168/169).

Und zwei weitere Quellen:

“Anlass zur Kritik an den Theorien der Soziobiologie und für den Vorwurf des Reduktionismus war der Versuch, menschliches Verhalten und menschliche Wertvorstellungen ausschließlich mit biologischen Methoden erklären und daraus ethische Normen ableiten zu wollen” (Brockhaus 1993). “Vor allem in populären Publikationen wurde der Erklärungsanspruch der Soziobiologie jedoch auch stark überzogen, z.B. durch einen biologistischen Reduktionismus (E.O. Wilson) in der Diskussion mit den Geisteswissenschaften und durch eine reduktionistische Anthropologie (R. Dawkins). Es wurde nicht beachtet, dass die Soziobiologie sich in strenger Form nur auf ganz oder weitgehend angeborene Verhaltensmerkmale anwenden lässt, und dass für die Entwicklung ontogenetisch erworbenen oder gar kulturell vermittelten Verhaltens eigene Gesetze einer komplexeren Systemebene gelten” (Herder Lexikon der Biologie/Spektrum Akademischer Verlag).

Eine differenzierende Betrachtung des Themas würde jetzt ein umfangreiches Kapitel für sich erfordern. Die Hauptfragen sind jedoch von ReMine und den beiden Lexika genannt worden. Tom Bethell gibt ohne jede Polemik – ja er sympathisiert fast mit Wilson – einen sehr gelungenen Überblick über die Geschichte und Ziele der Soziobiologie in seinem Beitrag AGAINST SOCIOBIOLOGY (2001) und arbeitet den über die Naturwissenschaft hinausgehenden Charakter dieser Disziplin in der Anwendung auf den Menschen klar heraus (mit der Zeitschrift identifiziere ich mich ansonsten kaum). Lesenswert erscheint mir auch der Beitrag von H. Hemminger (1994): Soziobiologie des Menschen – Wissenschaft oder Ideologie? Spektrum der Wissenschaft, Juni 1994, pp. 72-80 (provozierte grimmige Reaktionen von Darwinisten, bediente sich jedoch schon selbst 'soziobiologischer Methoden' im Umgang mit Andersdenkenden). Als eine der bisher gründlichsten kritischen Beiträge zum Thema gilt nach wie vor das Buch von Philip Kitcher (1985): Vaulting Ambition: Sociobiology and the Quest for Human Nature. Cambridge, MA: MIT Press (ich selbst habe das Buch jedoch noch nicht eingesehen - es gibt übrigens eine umfangreiche Literatur pro und contra zum Thema, auch Kitcher 2003: In Mendel's Mirror, verwechselt dort wohl ebenfalls ID mit Kreationismus).

Ohne die grundsätzliche Richtigkeit der Synthetischen Evolutionstheorie für den Ursprung aller Lebensformen sind jedoch weite Bereiche der darwinistischen Soziobiologie auf Sand gebaut, was eine Verteidigung dieser Grundlage für ihre Vertreter sicher besonders erstrebenswert macht. Solange eine solche Verteidigung auf rationaler Ebene erfolgt, ist nichts dagegen einzuwenden. Wenn jedoch in letzter Konsequenz der darwinistischen Soziobiologie Ratio und Ethik aus dem Selektionsvorteil ‘egoistischer Gene' und dem Erfolg und ‘Recht des Stärkeren' resultieren sollten, wenn der interessengesteuerte Machtfaktor einen höheren Stellenwert erhält als die Tatsachen und die Wahrheit – welche Chancen haben dann noch Fragen nach Recht, Gerechtigkeit, Wahrheit und Wissenschaft? Deuten sich an diesem Punkt eventuell auch Probleme an, die Sedgwick schon vor rund 150 Jahren wie folgt angesprochen hat:

“[Sedgwick] ventured the prophecy...that, if Darwin's teachings were accepted, humanity “would suffer a damage that might brutalize it, and sink the human race into a lower grade of degradation than any into which it has fallen since its written records tell us of history” – a fear shared by Carlyle” (Robert E.D. Clark: DARWIN BEFORE AND AFTER).

Phillip E. Johnson kommentiert (2000, pp. 107/108) das Verhältnis des Darwinismus zur Ethik wie folgt:

“Darwin himself coolly predicted in The Descent of Man that the most highly developed humans would soon exterminate the other races because that is how natural selection works. Such casual references to genocide only began to seem reprehensible after Hitler, Stalin and Mao demonstrated what they meant in practice. Nowadays even the most uncompromising Darwinists have to make some concessions to morality, even at the cost of logical contradiction.

…Stronger medicine [than inclusive fitness] is required if Darwinism is to avoid the obloquy that now attaches to “social Darwinism“, and so Dawkins tries to square his gene theory with some acceptable morality by proposing a robot rebellion. He writes, “Let us try to teach generosity and altruism, because we are born selfish. Let us understand what our own selfish genes are up to, because we may then at least have the chance to upset their designs, something that no other species has ever aspired to.”

This is both scentifically absurd and morally naïve. How could natural selection favor the development of a capacity to thwart the interests of the ruling genes? Any tendency to pursue goals other than gene copying would be self-extinguishing because by definition it would be less effective at spreading genetic copies” (THE WEDGE OF TRUTH).

Wenn es auch den Machtmissbrauch schon in der gesamten Menschheitsgeschichte gegeben hat, so hat er doch erstmalig seit Darwin seine (scheinbar) wissenschaftliche Rechtfertigung im Sozialdarwinismus und zumindest ansatzweise auch mit der Soziobiologie erhalten (Soziobiologen können sich jedoch nicht nur in dieser Frage stark unterscheiden, viele lehnen den Sozialdarwinismus entschieden ab).

Es wäre jedoch grundverkehrt, allen Soziobiologen mit Bekenntnissen zu Generosity und Altruism generalisierend eine unglaubwürdige Ethik zu unterstellen; man muss vielmehr von Fall zu Fall urteilen. Denn in sich konsistente soziobiologische Schlussfolgerungen auf den Menschen von der vermeintlich sicheren Grundlage der Synthetischen Evolutionstheorie müssen nicht notwendigerweise mit einer vielleicht viel positiveren psychischen Konstitution eines Theoretikers kongruent sein. Gemessen an den fragwürdigen Methoden Hölldoblers und Kutscheras allein in dem ZEIT-Artikel (von den zahlreichen Etappen der Gesamtkampagne ganz zu schweigen) erhebt sich jedoch die Frage, ob nicht einige Soziobiologen genau das praktizieren, was sie aus ihren fragwürdigen neodarwinistischen Voraussetzungen für den Menschen ableiten?

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[13] UW: Er [Hölldobler] sah den Ruf der Max-Planck-Gesellschaft in Gefahr, wenn deren Web-Seiten dazu verwendet würden, Glaubenskonzepte zu verbreiten:

WEL: Können materialistische Glaubenskonzepte – selbst wenn sie noch so fraglich oder falsch sind – auf scheinbar jeder fachlich dazu passenden institutionellen Web-Seite verbreitet werden (ohne dass Hölldobler und Kutschera dagegen Einspruch erheben), die wissenschaftliche Kritik dazu aber prinzipiell nicht? Wird hier eventuell nicht nur mit zweierlei Maß gemessen, sondern das materialistische Glaubenssystem sogar zum absolut unantastbaren Dogma erklärt und die wissenschaftliche Kritik dazu verboten? Könnte nicht vielmehr der Ruf der MPG in Gefahr sein, wenn sie einem solchen zutiefst antiwissenschaftlichen Trend auch nur einen Schritt folgt?

[14] UW/Hölldobler: "Wenn Sie das zulassen, müssen Sie auch erlauben, dass in der Astronomie Astrologie betrieben sowie Kaffeesatz lesen und Horoskope schreiben gelehrt wird."

WEL: Zunächst möchte ich noch einmal hervorheben, dass ca. 90% meiner Institutsseite aus der wissenschaftlichen Kritik der herrschenden Abstammungslehre unter Einbeziehung bzw. auf der Grundlage meiner experimentellen Arbeiten bestand, biologiehistorische Arbeiten etwa weitere 5% und 5% ID.

Herr Frieder Meis hat die Vergleiche Bert Hölldoblers (Astrologie, Kaffesatz und Horoskope) folgendermaßen kommentiert:

“B. Hölldobler vergleicht...die Intelligent-Design-Theorie mit "Astrologie" und "Kaffeesatz lesen", sowie "Horoskope schreiben". Je stärker die Polemik eines Satzes, desto geringer ist erfahrungsgemäß seine argumentative Kraft. Keines der genannten Beispiele lässt sich im Experiment als wissenschaftlich fundiert aufrechterhalten. Man kann problemlos Beweise gegen die Richtigkeit der Aussagen von Astrologen und Wahrsagern liefern. Nun frage ich mich, warum besagte Wissenschaftler keine Beweise gegen die von Herrn Lönnig veröffentlichten Kenntnisse liefern."

Dr. Frieder Lauxmann (zahlreiche Arbeiten zu philosophischen Grundfragen, mehrere auch bei dtv wie DAS PHILOSOPHISCHE ABC, 2. Auflage 2003, und drei weitere Bücher) kommentiert die Angriffe Kutscheras und Hölldoblers sowie die Entscheidung des MPIZ-Direktoriums wie folgt (Brief an WEL):

“In der ZEIT vom 30. 4. 03 habe ich den Artikel “Entwürfe in Gottes Namen” gelesen und war sehr beeindruckt von der Schilderung, wie man einen Forscher sieht, für den der gängige Materialismus nicht das Ende des Denkens bedeutet. Wenn ich die Darstellung richtig verstanden habe, dann würde ja folgendes gelten:

1. Die Leute vom MPIZ halten Religion für “pseudowissenschaftliche Ideologie”.

2. Der Unterschied zwischen Religion und “Kaffesatzlesen” wird weder erkannt noch verstanden.

3. Ein Forscher darf im Dienst keine persönliche Meinung äußern, er muss sich notfalls damit begnügen, unkommentierte Daten zu liefern.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass in einem Max-Planck-Institut ein solcher Ungeist herrscht. Max Planck, wenn er das gelesen hätte, hätte...sich verbeten, dass solche Angriffe in seinem Namen publiziert werden.”

Weiter Urs Willmann:

[15] Der Präsident der MPG, Peter Gruß, verlangte von den vier Direktoren des Kölner Instituts eine Überprüfung der wissenschaftlichen Inhalte auf Lönnigs Seiten. Daraufhin wurden die Seiten zunächst gesperrt.

Dazu habe ich an anderer Stelle Folgendes notiert (Lönnig 2003, p. 38):

Meine Instituts-Library mit mehreren evolutionskritischen und biologiehistorischen Arbeiten (ausgedruckt zuletzt mehr als tausend Seiten) stand mit Genehmigung des Instituts etwa fünfeinhalb Jahre auf dem MPIZ-Server zur Verfügung. Seit Februar letzten Jahres hat Herr Ulrich Kutschera, Kassel, nach eigener Aussage ein "überzeugter Atheist" und Vertreter der Synthetischen Evolutionstheorie, eine Kampagne gegen die Existenz der Library auf diesem Server geführt. Da Herr Kutschera jedoch keinerlei naturwissenschaftliche Argumentation gegen meine Arbeiten aufführte, wurden seine Schließungsanträge zunächst abgelehnt. Die Kampagne erhielt jedoch in den letzten Monaten durch Einbeziehung der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina (der 1652 gegründeten ältesten naturforschenden Gesellschaft) durch Herrn Bert Hölldobler, Würzburg, und des internationalen Publikums durch einen angekündigten NATURE-Artikel eine neue Dimension. Dieser Druck führte zu einer vorläufigen Sperrung meiner Instituts-Library. Daraufhin berichteten NATURE, DER SPIEGEL und das LABOR-JOURNAL über die Sperrung, die zunächst bis zu einem endgültigen Entscheid des Direktoriums Ende April aufrecht erhalten werden sollte. (Factum 4/2003)

Ergänzend sei erwähnt, dass nach mehr als einem Jahr ‘Vorarbeit' (vgl. die Details in dem Beitrag die Verbotsversuche von Herrn Kutschera) dann innerhalb von nur etwa 18 Stunden 3 „Angriffswellen“ (vom Dienstag Abend bis Mittwoch Mittag am 18. und 19. März 2003 auf meine (gegenüber einer weiteren mit mehr als 30 000 Seiten [Nachtrag 19. Febr. 2005: inzwischen über 60 000]) eher bescheidene Instituts-Homepage erfolgten – davon 2 auf internationaler Ebene. – Jedoch enthielt keiner dieser Nachfragen und Angriffe auch nur einen einzigen konkreten naturwissenschaftlichen oder biologiehistorischen Einwand. Ist das noch Naturwissenschaft zu Beginn des 21. Jahrhunderts oder könnte man das eher als evolutionistischen Dogmatismus ohne Grenzen bezeichnen? Die Einzelheiten zu den ‘Angriffswellen' samt individuellen Reaktionen von Vorgesetzten kann ich hier nicht beschreiben ohne indiskret zu werden – ich bitte den Leser um Verständnis.

[16] UW: Lönnig genoss zwar die Unterstützung seines direkten Vorgesetzten und MPI-Direktors Heinz Saedler („Freie Meinung beflügelt die Wissenschaft“). Am Montag hat das vierköpfige Direktorium nach dreistündiger Debatte aber entschieden, dass Lönnigs Website in dieser Form „nicht akzeptabel“sei.

WEL: Vgl. dazu weiter die Kommentare zu den Punkten [20], [22] und [24] (vorletzter Absatz).

[17] UW: „Wir hätten uns“, sagt Paul Schulze-Lefert, geschäftsführender Direktor des Instituts, „lächerlich gemacht, würden wir diese Verquickung von wissenschaftlich abgesicherten Befunden und persönlicher Meinung weiterhin auf unseren Sites dulden.“

WEL: Auch zu diesem Punkt habe ich an anderer Stelle Folgendes erwähnt (Lönnig 2003, p. 38):

Am 28.4.2003 fiel die Entscheidung, dass meine Internet-Library in dieser Form nicht mehr akzeptabel sei. Der öffentlich erhobene Haupteinwand, der in der Wochenzeitschrift DIE ZEIT wiedergegeben wurde, "wir hätten uns lächerlich gemacht, würden wir diese Verquickung von wissenschaftlich abgesicherten Befunden und persönlicher Meinung weiterhin auf unseren Sites dulden" wurde auch nach meiner wiederholten Anfrage nicht mit konkreten Beispielen belegt. Die Verquickung von wissenschaftlichen Tatsachen und persönlichen Deutungen ist hingegen in der Evolutionsbiologie seit rund hundertfünfzig Jahren alltägliche Praxis, so dass ich diesen Punkt auch an mehreren Beispielen in meiner Instituts-Library erläutert hatte. Als vielleicht neuestes Beispiel kann ich Herrn Kutscheras Erklärung des Utricularia-Fangapparates in dem oben schon erwähnten ZEIT-Artikel zitieren: Ohne auch nur ein einziges naturwissenschaftliches Argument zu den völlig ungelösten Evolutionsfragen zu liefern, zählt er den Wasserschlauch "gerade wegen seiner bizarren Fresskünste zu den Paradebeispielen - für die Kräfte der Evolution". (Factum 4/2003)

[18] UW: Nur eine “massiv entrümpelte“ Web-Seite von Lönnig wird in Zukunft auf dem MPG-Server zu finden sein.

WEL: Ist es seriöser und fairer Wissenschaftsjournalismus, wenn Herr Willmann solche Abwertungsversuche wie die Behauptung von einer “massiv zu entrümpelnden” Web-Seite zustimmend wiedergibt, ohne sie zu hinterfragen: Welche konkreten biologischen und biologiehistorischen Aussagen waren denn so unzutreffend, dass die Seite 'massiv entrümpelt' werden sollte? (Siehe weiter wieder die Kommentare zu Punkt [20] und den vorletzten Absatz zu Punkt [24].)

[19] UW: Die am Montag beschlossenen neuen Regeln für das Gestalten von MPIZ-Websites seien jedoch keine „Lex Lönnig“. Sie gelten für alle Mitarbeiter. Unter anderem dürfen nur Publikationen, die ein peer rewiew durchlaufen haben, aufgelistet sein.

WEL: Wenn die meisten Publikationen auf einer anderen Institutspage (mit ausgedruckt über 30.000 Seiten) kein peer review durchlaufen haben und doch uneingeschränkt auf dem Institutsserver stehen (und eine weitere Instituts-Homepage ausschließlich aus Beiträgen besteht, die non-refereed sind), dann möchte ich dazu nur anfragen, ob hier nicht mit zweierlei Maß gemessen wird (und nicht etwa diese Seiten abstellen). Gibt es de facto also am MPIZ doch eine ‘Lex Lönnig'?

[20] UW: Persönliche Meinungen, auch wenn sie (Schulze-Lefert) “vordergründig abstrus erscheinen“, werden explizit geduldet – müssen aber klar gekennzeichnet sein.

WEL: OK! Das ist grundsätzlich erst einmal ein erfreuliches und sehr zu begrüßendes Wort (siehe auch den vorletzter Absatz des Kommentars zu Punkt [24]). Was aber ist eine “persönliche Meinung”?

Die meisten Punkte, die auf meiner Instituts-Homepage ohne Gutachten oder non-refereed waren, habe ich auch in peer-reviewed publications oder Arbeiten mit Gutachten (z.B. Prüfungsarbeiten und positiven Buchbesprechungen) diskutiert.

Beispiele: Die beiden Staatsexamensarbeiten und die Dissertation. Kunze, R., H. Saedler and W.-E. Lönnig: Plant Transposable Elements. In: Advances in Botanical Research 27, pp. 331-470 (1997). Lönnig, W.-E., Saedler, H.: Plant Transposons: Contributors to Evolution? Gene 205, 245-253 (1997). Lönnig, W.-E.: Natural Selection. In: The Corsini Encyclopedia of Psychology and Behavioral Sciences. Third edition. Vol. 3, pp. 1008-1016. Edited by W.E. Craighead und C.B. Nemeroff. John Wiley & Sons. New York (2001). Becker, H.-A. and W.-E. Lönnig: Transposons, eukaryotic. Encyclopedia of Life Sciences. Nature Publishing Group (a Division of Macmillan Publishers Ltd). London (2001). Becker, H.-A., Saedler, H. and W.-E. Lönnig: Transposable Elements in Plants. Encyclopedia of Genetics (Eds.-in Chief: S. Brenner and J.H. Miller), Vol. 4, pp. 2020-2033. Academic Press. San Diego (2002). Lönnig, W.-E. and H. Saedler: Baur, Erwin. Encyclopedia of Genetics (Eds.-in Chief: S. Brenner and J.H. Miller), Vol. 1, pp. 199-203. Academic Press. San Diego (2002). Lönnig, W.-E. and H. Saedler: Chromosome rearrangements and transposable elements. Annual Reviews of Genetics 36, 389-410 (2002). Lönnig, W.-E.: Neodarwinismus als politische Ideologie. Vorträge für Pflanzenzüchtung. Heft 58, 51-52 (2003) etc. Lönnig, W.-E. and H.-A. Becker: Natural Selection (In press; 2004).

Die “persönliche Meinung“ war damit zumeist auch schon in Arbeiten mit Gutachten erschienen bzw. peer-reviewed. Dennoch habe ich von Anfang an einen Disclaimer auf meine Institutsseite gesetzt.

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[21] UW: Der lauteste Lönnig-Kritiker ist der Kasseler Biologieprofessor Ulrich Kutschera. Er glaubt, dass Lönnigs Schriften auf der MPIZ- Homepage „der Verbreitung einer religiösen Weltanschauung“ dienten und die MPG “als Verbreitungsorgan einer pseudowissenschaftlichen Ideologie missbraucht“ wurde.

WEL: Ich habe Herrn Kutscheras falsche Behauptungen schon an anderer Stelle ausführlich diskutiert und widerlegt (vgl. wieder Kutscheras Verbotsversuche).

[22] UW: Entsprechend erfreut ist er über den “klugen Entscheid“ – allerdings dürfe es nicht 15 Jahre dauern, bis das Direktorium interveniere.

WEL: Das Direktorium hat sich keinewegs totalitär-dogmatisch auf ein Verbot der ID Theorie auf unserem Server festgelegt (was ja das Anliegen von Herrn Kutschera war). Die Entscheidung des Direktoriums besteht vielmehr aus folgenden drei Teilen:

  • Erstens: Arbeiten und Beiträge, die peer-reviewed (refereed) sind, können auf dem Institutsserver wiedergegeben werden. Das heißt: Soweit Sachkritik an der Synthetischen Evolutionstheorie und ID-Beiträge peer-reviewed sind, können sie auch von einer Instituts-Homepage abgerufen werden (dazu gehören z.B. meine enzyklopädischen Artikel).
  • Zweitens: Arbeiten und Beiträge, für welche positive fachliche Gutachten vorliegen (z.B. positive Buchbesprechungen in Fachzeitschriften), dürfen hier ebenfalls erscheinen (diesen Punkt könnte ich u.a. auch auf meine beiden evolutionskritischen Staatsexamensarbeiten anwenden, die von den jeweiligen Prüfungsausschüssen mit sehr gut und gut benotet wurden). Dieser Punkt wurde jedoch erst einige Monate später nach Anfrage klargestellt (1. September 2003).
  • Drittens: ID darf ausdrücklich auf dem Institutsserver unter der Rubrik “Personal Opinion“ erscheinen (vgl. Punkt [20].

(Siehe weiter den vorletzten Absatz zu Punkt [24]).

Nach mehr als einem Jahr zunehmender, irrationaler Angriffe Kutscheras (siehe den nächsten Absatz) musste das Direktorium letztlich handeln und sich gegen weitere Übergriffe Kutscheras und Hölldoblers gewissermaßen absichern. Und ich habe auch Verständnis dafür, dass man auf dem geistesgeschichtlichen Hintergrund eines zunehmend totalitär werdenden Materialismus (siehe die Vorbemerkungen zu den Offenen Fragen), die Reputationsfrage sehr ernst genommen hat (siehe auch den Schlussteil zu Punkt [24]). Aber ich denke, dass es sicher auch nicht verkehrt gewesen wäre, die Kritiker aufzufordern, zu meinen wissenschaftlichen Argumenten (Utricularia, Coryanthes, Pipa und/oder andere Beispiele) Stellung zu nehmen.

Hinzuzufügen ist, dass das Direktorium von sich aus überhaupt nicht interveniert hat oder hätte. Ohne die andauernde Beschimpfung [“Statt mit einer rationalen Diskussion arbeitete Herr Kutschera bei seinen Verbotsversuchen ununterbrochen mit emotional besetzten Schlagwörtern ("pseudowissenschaftliche Parolen", "Kreationisten" als unwissenschaftliche Ur- und Untermenschen (s.o.), "religiös motivierte (anti-naturwissenschaftliche) Missionstätigkeit", "pseudowissenschaftliche Ideologie" usw.). Nach meinem Verständnis sind das die Methoden der Demagogie, nicht die einer sauberen Wissenschaft.”] seitens der Herren Kutschera und Hölldobler hätte sich an meiner Instituts-Homepage so wenig geändert wie an zwei weiteren Institutsseiten mit non-refereed contributions. [Nachtrag 19. Febr. 2004: Auch der mehr im Hintergrund stehende Einwand, es sei zuviel Zeit zum Erstellen der Homepage eingesetzt worden, erweist sich angesichts der Tatsache, dass mehr als 90% der praktischen Internet-Umsetzung von meiner Tochter bewerkstelligt wurden, als gegenstandslos.]

Konnte der ZEIT-Artikel diese Punkte (bis auf Punkt 2 oben) adäquat vermitteln?

[23] UW: Hätte Lönnig seine Thesen von Anfang an auf eine private Homepage gesetzt, wären weder Kutschera noch Hölldobler bei der MPG vorstellig geworden.

WEL: Ich bin mir dessen nicht sicher: Bemängelt doch Herr Kutschera in den offiziellen Mitteilungen des vdbiol biologenheute (4/2002, p. 19 im vorletzten Absatz) u.a. Folgendes:

“Am Wissenschaftszentrum Weihenstephan der TU München lehrt ein deutscher Biologieprofessor, der in seiner Freizeit als Vorsitzender einer einflussreichen Kreationisten-Vereinigung tätig ist und evolutionskritische (bzw. “schöpfungstheoretische”) Beiträge publiziert (s. biologenheute 1/02, S. 29)” (Hervorhebung im Schriftbild von mir).

Ich frage mich, wie totalitär eine Geisteshaltung sein muss, die einem deutschen Biologieprofessor Vorschriften für seine Freizeittätigkeiten machen will (solange zumindest diese nicht gegen geltendes Recht und Ordnung verstoßen). Siehe weiter Grußwort von Siegfried Scherer (2003), Wort und Wissen Info 3/2003 (Nr. 64, Oktober 2003). Dort lesen wir unter anderem:

“Verunsicherte Biologielehrer sollen sich wegen unserer Bücher und der Poppenberg-Videos hilfesuchend an den Verband Deutscher Biologen gewandt haben. Die dort Verantwortlichen wussten sich scheinbar nicht anders zu helfen, als auf höchster politischer Ebene aktiv zu werden. Der Präsident des Verbandes hat persönlich einen Brief an – soweit ich weiß – alle Kultusminister der deutschen Bundesländer geschrieben, in welchem er vor unserem Lehrbuch warnt und in uns sogar eine Gefahr für die deutsche Forschungslandschaft identifiziert.”

Und hier handelt es sich auch nach Kutscheras Aussage um Freizeit- (bzw. um private) Aktivitäten von S. Scherer.

Die Richtigkeit der Aussage von Herrn Scherer hat mir der Präsident des vdbiol, Herr Prof. Hans-Jörg Jacobsen, Hannover, auf Anfrage übrigens bestätigt, indem er unter anderem feststellt: “Ja, wir haben die Kultusminister angeschrieben, weil wir vor dem sog. “Schulbuchpreis“ warnen mussten” (E-Mail vom 12. 12. 2003; ich schließe daraus, dass tatsächlich alle Kultusminister angeschrieben wurden).

Scherer kommentiert (2003, siehe den Link oben):

“Wie auch immer man zu solchen geradezu grotesken Reaktionen steht: Als angemessen wird man sie wohl kaum bezeichnen können. Was aber sind die Hintergründe? Ich höre immer wieder, daß meine Kollegen Angst davor haben, daß sich die konservativ-politische Macht des Kreationismus in den USA auch hierzulande breit macht. Abgesehen davon, daß es völlig abwegig und abstrus ist, eine solche Entwicklung für Deutschland auch nur entfernt anzunehmen: Eine Gefahr für den Forschungsstandort Amerika scheinen die Kreationisten ja nicht zu sein, denn wir Deutschen können uns glücklich schätzen, wenn wir den Anschluß an das amerikanische biowissenschaftliche Forschungsniveau nicht ganz verlieren. Ich verstehe genug von der deutschen Forschungslandschaft, um zu wissen, daß unser Problem bestimmt nicht bei der Evolutionskritik liegt.

Doch worum geht es dann? Die ganze Sache ist nur verständlich, wenn man in Betracht zieht, daß die Evolutionslehre eine Weltanschauung ist. Der Präsident des Verbandes deutscher Biologen und sein Leiter der Arbeitsgruppe Evolutionsbiologie verteidigen nicht in erster Linie eine naturwissenschaftliche Theorie, es geht um viel mehr. Die beiden wissen so gut wie wir, was auf dem Spiel steht, wenn es um die Herkunft des Lebens und des Menschen geht. Das ist die Perspektive, vor der die Auseinandersetzung abläuft. Es ist wichtig, daß wir das nicht übersehen” (Hervorhebung im Schriftbild von mir).

Weiter im Text von Urs Willmann:

[24] UW: Doch Lönnig nutzte die Seite seines Instituts, weil er seine Hypothesen als Resultat von Forschung und nicht als Produkt seiner Zugehörigkeit zur Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas interpretiert sehen will.

WEL: Zunächst sei noch einmal betont, dass die Benutzung der Institutsseite mit dem Einverständnis aller MPIZ-Direktoren geschah (Details siehe wieder unter Verbotsversuche). Es war also eine völlig legitime Seite.

Was aber beabsichtigte ein Wissenschaftsjournalist, der Folgendes geschrieben hätte (nehmen wir in diesem ersten Beispiel einmal an, es hätte in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts schon Internetmöglichkeiten gegeben):

Doch Einstein nutzte die Seite seines Instituts, weil er seine Hypothesen als Resultat von Forschung und nicht als Produkt seiner Zugehörigkeit zu den Juden interpretiert sehen will.

Das hieße doch de facto: Hier wird keine vorurteilsfreie wissenschaftliche Forschung (soweit es diese gibt), sondern “jüdische Physik” - siehe auch “Deutsche und Jüdische Physik”- betrieben. Und eine solche Seite ist natürlich so schnell wie möglich abzustellen oder zumindest einzuschränken.

Oder:

Doch Stephen Jay Gould nutzte die Seite seines Instituts, weil er seine Hypothesen als Resultat von Forschung und nicht als Produkt seiner Zugehörigkeit zu den Marxisten interpretiert sehen will.

Eine ähnlich zweifelhafte Aussage ließe sich für den ‘bekennenden' Juden und Marxisten Richard Lewontin (Harvard University) machen: De facto hieße das wieder: Hier wird keine vorurteilsfreie Forschung durchgeführt, sondern Wissenschaft in den Dienst marxistischer Ideologie gestellt. Und solche Seiten sollten natürlich so bald wie möglich gelöscht werden.

Oder vielleicht auch:

Doch Michael J. Behe nutzt die Seite seines Instituts, weil er seine Hypothesen als Resultat von Forschung und nicht als Produkt seiner Zugehörigkeit zur Katholischen Kirche interpretiert sehen will.

Soll heißen: Behes Forschung steht im Dienst der Katholischen Kirche und ist damit keine vorurteilsfreie Wissenschaft: Also ganz berechtigt abstellen! (Vgl. dagegen das Interview mit Behe 2001).

Wenden wir diese Methode nun noch kurz auf Kutschera und Willmann selbst an:

Doch Kutschera nutzt die Seite seines Instituts, weil er seine Hypothesen als Resultat von Forschung und nicht als Produkt seiner Zugehörigkeit zur Glaubensgemeinschaft der 'überzeugten Atheisten' interpretiert sehen will.

Würde wiederum heißen: keine vorurteilsfreie Wissenschaft, also Grund, die Seite abzustellen!

Und auf Willmann angewandt, könnte man z.B. schreiben:

Doch Urs Willmann nutzte die (buchstäbliche) Seite des Wochenmagazins DIE ZEIT, weil er seine Hypothesen als Resultat seriösen Wissenschaftsjournalismus' und nicht als Produkt seiner Zugehörigkeit zur 'Religionsgemeinschaft' der Materialisten interpretiert sehen will. Integraler Bestandteil dieses Glaubens ist die wissenschaftliche Unantastbarkeit der Synthetischen Evolutionstheorie, wie sie auch von Kutschera und Hölldobler vertreten wird. (Denn ohne diese Unantastbarkeit bzw. Unfehlbarkeit würde deren gesamtes Weltbild zusammenbrechen.)

Würde heißen: Der Mann steht in Diensten der materialistischen Weltanschauung in Zusammenarbeit mit Kutschera und Hölldobler und ist zu seriösem Wissenschaftsjournalismus unfähig. Also sollte man solche Beiträge untersagen.

Nun besteht natürlich auch die Möglichkeit, dass einige meiner oben genannten Beispiele im Prinzip zutreffen könnten (von dem NS-Irrweg der “jüdischen Physik” einmal ganz abgesehen). Das müsste jedoch genauestens geprüft und – falls in dem einen oder anderen Fall zutreffend – überzeugend begründet werden. Ansonsten stände nur eine fragwürdige Behauptung und ein Verdacht im Raum.

Was nun die Erwähnung der Seite als ‘Produkt seiner Zugehörigkeit' zur Religionsgemeinschaft der ZJ anlangt, so sind für ein ausgewogenes Urteil folgende Punkte zu berücksichtigen:

  • Erstens: Wer sich schon einmal etwas näher mit der Religionsgemeinschaft beschäftigt hat, weiß, dass sie weder zum Biologiestudium ermuntert, noch den Aufbau eigener Internetseiten unterstützt.**

Diese Punkte sind (wie viele andere auch) eine Frage der persönlichen Entscheidung.

  • Zweitens: Die Schöpfungslehre ist integraler Bestandteil mehrerer z.T. recht unterschiedlicher religiöser Bekenntnisse. Überdies ist die wissenschaftliche Kritik an der Synthetischen Evolutionstheorie kein Privileg einer bestimmten Religionszugehörigkeit, ja nicht einmal einer Religionszugehörigkeit überhaupt. Und der letztere Punkt trifft genauso auf ID zu.

    Der zeitgenössische Biochemiker Christian Schwabe (Professor am Department of Biochemistry, Medical University of South Carolina, Charleston), lehnt aus naturwissenschaftlichen Gründen die gesamte Evolutionstheorie ab (vgl. seine GENOMIC POTENTIAL HYPOTHESIS, 2001) - und bekennt sich zum Atheismus. Auch seine Schule mit weiteren Wissenschaftlern hat keinerlei religiöse Ambitionen. - In der (älteren) 1300seitigen Arbeit des Botanikers Heribert Nilsson SYNTHETISCHE ARTBILDUNG findet man keinerlei religiöse Aussagen. Dasselbe trifft auf G.A. Kerkuts Arbeit IMPLICATIONS OF EVOLUTION oder Ferdinand Schmidts KYBERNETISCHE EVOLUTION zu.

    Ich müsste jetzt einige Wochen investieren, um allein die kritischen Arbeiten von Agnostikern und Atheisten zur Synthetischen Evolutionstheorie aufzuführen und jeweils einige Hauptpunkte dazu zu diskutieren.

    Was hingegen die Frage nach einem Schöpfer anlangt, bestätigt der schon oben zitierte Frieder Lauxmann unseren Eingangssatz zu Punkt [5] wie folgt:

    “Der Glaube an einen Schöpfer, was und wer immer das sein mag, und wie auch immer man das Wort deuten möchte, ist doch allgemein christliches, biblisches Gedankengut, bzw. Grundlage aller monotheistischen Religionen. Mit der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Glaubensgemeinschaft hat das noch nichts zu tun. Ich teile als Christ diesen Glauben, ohne dadurch die objektiven Erkenntnisse der Forschung anzuzweifeln.”Unter den im Jahre 2002 aufgeführten 481 INTELLECTUAL DOUBTERS OF DARWINISM dürften sich kaum ZJ finden. Dasselbe trifft auf die Wissenschaftler bei der ISCID und weitere Organisationen zu.
  • Drittens: Gesetzt den Fall, dass – wie meine Kritiker aus dem Lager der Synthetischen Evolutionstheorie offenbar glauben – alle meine wissenschaftlichen Aktivitäten zum Thema Evolution und Intelligent Design ein einziger Fehler waren, so bin ich jedenfalls allein dafür verantwortlich zu machen und nicht eine Religionsgemeinschaft.
  • Viertens: Die Watchtower Society hat zwar zahlreiche Artikel zum Thema Evolution/Schöpfung in den letzten 50 Jahren herausgegeben, die man wohl im besten Sinne des Wortes unter dem Begriff der verantwortungsvollen Populärwissenschaft subsumieren kann, aber experimentalwissenschaftliche Forschung der Religionsgemeinschaft ist mir nicht bekannt (und das ist auch nicht ihre Aufgabe). So habe ich wirklich noch nie gehört, dass die Watchtower Society mit Erbsen-, Löwen- und Katzenmäulchen-Mutanten arbeitet. Auch Transposon-tagging und –trapping, der mutationsgenetische Vergleich von nah verwandten Genera, die Sequenzierung von Genen im Rahmen biologischer Forschungsprojekte, die Diskussion der Homologie der Blütenorgane, der verschiedenen Resistenzmechanismen bei Bakterien, der Frequenzen von Biston betularia tagsüber in exposed positions on tree trunks, wissenschaftliche Arbeiten zur Geschichte der Genetik, zum Artbegriff etc. etc. (vgl. die zahlreichen Themen auf meiner Internet Library) sind mir bisher wirklich nicht bekannt.
  • Fünftens: Ich bin selbstverständlich nicht als Angehöriger einer bestimmten Religionsgemeinschaft am MPIZ beschäftigt, sondern als Wissenschaftler. Wenn jemand - wie Herr Willmann - jedoch argumentiert, dass die Wissenschaft nicht von Weltanschauungsfragen abgekoppelt werden kann, dann erhebt sich um so nachdrücklicher die Frage, warum er dann nicht den geringsten Versuch unternahm, auch die weltanschaulichen Hintergründe und eventuellen Religions- und/oder sonstige weltanschaulich relevante Gruppen-Zugehörigkeit der Herren Kutschera, Hölldobler und anderer zu durchleuchten – von seinen eigenen Voraussetzungen einmal ganz zu schweigen. Wird hier nicht mit zweierlei Maß gemessen?
  • Sechstens: Ist das Fazit nicht gerechtfertigt, dass wir – um Diskriminierung und Parteilichkeit zu vermeiden – uns entweder allein auf die zur Debatte stehenden rein wissenschaftlichen Fragen konzentrieren oder aber von allen Beteiligten die weltanschaulichen Motive und Hintergründe in die Diskussion – und zwar möglichst neutral – mit einbeziehen? (Hin und wieder habe ich jedoch den Eindruck, dass manchen Zeitgenossen gar nicht bewusst ist, dass sie überhaupt solche Motive und Hintergründe haben.)
  • Siebentens: “Die meisten Wissenschaftler gehören einer Religion an und dürfen trotzdem ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse veröffentlichen. Niemand führt das eine auf das andere zurück. Es wäre ja auch grotesk, wenn man als Vorbedingung, um wissenschaftliche Arbeiten publizieren zu dürfen, bekennender Atheist sein müsste“ (Frieder Meis). Überdies: Wir sollten unsere Mitmenschen grundsätzlich als Individuen und nicht als gesichtslose Nummern einer ethnischen, religiösen oder sonstigen Gruppe beurteilen.
  • Achtens. Wir müssen klar zwischen der Motivation und der wissenschaftlichen Ebene unterscheiden (dazu studiere man bitte sorgfältig den unten wiedergegebenen, in der ZEIT vom 15. Mai 2003 veröffentlichten Leserbrief von Herrn Jochen Weinand, Bonn).

Welche Zielsetzung hatte nun die oben zitierte Aussage von Herrn Willmann [24]: “Doch Lönnig nutzte die Seite seines Instituts, weil er seine Hypothesen als Resultat von Forschung und nicht als Produkt seiner Zugehörigkeit zur Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas interpretiert sehen will”?

Zu dieser Frage möchte ich zunächst feststellen, dass ich nichts dagegen einzuwenden habe, dass meine Mitmenschen meine Religionszugehörigkeit kennen, und wer mehr zu dieser privaten Frage wissen möchte, kann sich gerne an mich wenden. Ich wehre mich jedoch ganz entschieden gegen die Instrumentalisierung meiner Religionszugehörigkeit zu Diffamierungszwecken!

Zum Verständnis dieser Antwort beachte man bitte die fast durchweg stark abwertende Gesamtsicht der Zitate und Ausführungen des ZEIT-Artikels zu meiner Institutsseite und zur ID Theorie. Wenn auch generell gegen die Erwähnung der Zugehörigkeit zu einer ethnischen und/oder religiösen Minderheit in einem zumindest neutral gehaltenen informativen Kontext nichts einzuwenden ist, so wird ein verantwortungsbewusster Journalist dennoch bei seinen Formulierungen den "Zeitgeist" berücksichtigen und die Frage miteinbeziehen, inwieweit er mit der Erwähnung einer solchen Minderheit bei Teilen seiner Leserschaft Missverständnisse, Vorurteile und Ablehnung hervorruft. Gibt es Anlass, diese Frage zu bejahen, so bieten sich ihm mindestens drei Möglichkeiten der weiteren Verfahrensweise an: 1. Er instrumentalisiert diese Ablehnung, indem er sie direkt oder indirekt auf den Wissenschaftler und dessen Theorie projiziert. 2. Er unterlässt die Erwähnung, um solche unvernünftigen Abwertungen zu vermeiden. 3. Er erwähnt die Minderheit, neutralisiert aber die zu erwartende Ablehnung, indem er in passendem Zusammenhang kurz positive Seiten der religiösen oder ethnischen Gruppe hervorhebt. Der geneigte Leser beurteile die Verfahrensweise von Herrn Willmann bitte wieder selbst.

Herr Frieder Meis kommentierte den oben zitierten Punkt [24] wie folgt:

“Diesen Satz kann man eigentlich nur so verstehen: Die Arbeiten wären, wenn sie nicht auf der Institutshomepage veröffentlicht worden wären, als das interpretiert worden, was sie wirklich sind: Als Produkt der Zugehörigkeit zur Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas. Damit ein Außenstehender aber nicht hinter diesen Sachverhalt kommt, und sie statt dessen (fälschlicherweise) als Resultat von Forschung interpretiert, wurden sie auf der Homepage des Instituts veröffentlicht. Ich muss schon sagen, dass es ganz erstaunlich ist, zu welchem Fachwissen und schriftstellerischen Fähigkeiten allein die Zugehörigkeit zur Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas führen soll. Demnach müssten ja alle Zeugen Jehovas promovierte Biologen sein!“

Herr Martin Hase bemerkt zu meiner Religionszugehörigkeit jedoch:

“Mag ja sein, dass Sie dort Mitglied sind; in Ihren Publikationen habe ich jedoch keinerlei Anhalt dafür gefunden. Also besteht auch keine Anlass für derartige Anwürfe.“

Und ein weiterer Leser meiner ehemaligen Institutsseite schrieb mir:

“[Ich las] mit großem Interesse in Artikeln über Sie, dass Sie den Zeugen Jehovas angehören, was auf Ihrer Seite allerdings weder bestätigt noch dementiert wird. Falls dem nicht so ist, würde mich persönlich trotzdem sehr Ihre wissenschaftliche Ansicht über den “Designer“ interessieren.“

Zu welchen absurden Schlussfolgerungen Willmanns Verschwörungstheorien in der Öffentlichkeit bei ZEIT-Lesern geführt haben, die die Institutsseite offenbar nicht kannten, zeigen jedoch Kommentare wie der Folgende:

“Über die Frage ob Evolution oder Schöpfung möchte ich mich hier nicht auslassen. Aber dass die WTG [Wachtturm-Gesellschaft] hier als Drahtzieher im Hintergrund wirkt, ist doch bedenklich. Vor allem, weil der gemeine Zeuge keine Ahnung von solchen Zusammenhängen hat, wenn er später vielleicht mit innerem Kopfnicken einen Bericht im Wachtturm liest, in dem ein "bekannter Biologe" zitiert wird, der die Schöpfungstheorie bestätigt.“

Die Wachtturm-Gesellschaft als Drahtzieher meiner Homepage im Hintergrund, um dann später einen “bekannten Biologen” zitieren zu können, der die Schöpfungstheorie bestätigt? Das könnte sie doch viel besser aus meinen Büchern und den in wissenschaftlichen Zeitschriften publizierten Artikeln statt von einer Instituts-Internetseite, die normalerweise sowieso nur von begrenzter Dauer ist! - Tatsächlich ist mir nicht einmal bekannt, ob die Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft überhaupt wusste, dass es meine Seite gab.

Weiter ist mir nicht bekannt, dass die Wachtturm-Gesellschaft – außer natürlich in Lebensberichten – zu ihrer Religionsgemeinschaft gehörende Wissenschaftler zitiert, um in ihren Schriften wissenschaftliche Aussagen zum Thema Schöpfung zu bestätigen (der Grund ist wohl ganz einfach der, dass jeder außenstehende Leser sofort einwenden würde, dass man natürlich mit den – salopp formuliert – "eigenen Leuten" sehr viel bestätigen kann [Korrektur vom 30. Sept. 2010: Wenn jedoch ein Wissenschaftler auf der Basis langjähriger Studien ein Gesetz formuliert, das auch peer-reviewed veröffentlicht (d. h. von anderen nicht zur Religionsgemeinschaft gehörenden Wissenschaftlern anerkannt) wurde, kann sie dieses naturwissenschaftliche Forschungsergebnis selbstverständlich auch ohne Wiederholung der Religionszugehörigkeit des Forschers zitieren. Nehmen wir weiter an, ein solcher Wissenschaftler erhielte einen Nobelpreis für Studien, die auch für die Wahrheit der Bibel relevant wären – wäre es dann vernünftig, wenn die Gesellschaft diese Ergebnisse ignorieren und prinzipiell nicht zitieren würde, nur weil er oder sie zur gleichen Religionsgemeinschaft gehört? Meine Vermutung von 2004 ("ist wohl ...") ist entsprechend zu korrigieren.]). Ich bin jetzt 61 Jahre alt und beschäftige mich seit rund 40 Jahren mit dem Evolutionsthema. Aber ich bin tatsächlich noch nicht in den Schriften der Wachtturm-Gesellschaft zitiert worden [das hat sich mit der Erwachet!-Sonderausgabe vom September 2006 "Gibt es einen Schöpfer?" und der Broschüre von 2010 "Das Leben: Reiner Zufall?" geändert]. Wenn sie es gewollt hätte, hätte sie mich [jedoch] mit Institutsnennungen schon seit Jahrzehnten zitieren können. Dazu bedurfte es nun wirklich keiner erst 1997 gegründeten Internetseite.

Erscheint zudem die Annahme unberechtigt, dass Willmann mit seiner Instrumentalisierung der Religionszugehörigkeit zu Diffamierungszwecken sowohl die Kampagne seiner ‘Freunde' Kutschera und Hölldobler gegen meine (ihm zum größten Teil unbekannte) Instituts-Homepage als auch seine eigene Position zu legitimieren versuchte?

Weiter ist zu berücksichtigen, dass Reputation für jede Institution ein Schlüsselbegriff ist. Folglich betrifft Willmanns Vorgehensweise auch unmittelbar das Institut, bei welchem ein Forscher arbeitet.

Zur Veranschaulichung der Problematik einige Fragen: Warum wurden in den 1930er Jahren Einsteins Theorien in Mitteleuropa als falsch angesehen? Antwort im Zuge des zunehmenden Antisemitismus: Weil Einstein Jude war. Warum sind Lönnigs Thesen heute falsch? Weil er zur Religionsgemeinschaft der ZJ gehört.

Meine Frage braucht wohl kaum noch wiederholt werden: Fällt eine solche Vorgehensweise noch unter den Begriff eines seriösen und fairen Wissenschaftsjournalismus?

Und zeigt die Notwendigkeit meiner Kritiker, zu solchen, wie mir scheint, amoralischen Ablenkungsmanövern Zuflucht nehmen zu müssen, nicht zugleich ihre Ohnmacht, meine Argumente zu widerlegen und die eigentlich zur Debatte stehende Ursprungsfrage in ihrem Sinne wissenschaftlich in den Griff zu bekommen?

Wie soll nun eine Institution den Widerspruch lösen zwischen ihrem völlig berechtigten Anspruch auf Reputation und einer Diskriminierungskampagne gegen eine religiöse Minderheit, die in brutalster Weise durch zahlreiche Unterstellungen auch einen ihrer Mitarbeiter betrifft?

Wie unter Punkt [22] schon im Detail ausgeführt, wurde wie folgt entschieden: Alle Arbeiten, die entweder peer-reviewed sind oder für welche Gutachten vorliegen, dürfen wieder auf dem Institutsserver freigegeben werden. Auch können unter der Rubrik Personal Opinion Themen wie Intelligent Design diskutiert werden (siehe dazu Punkt [20]). Da meine Arbeiten jetzt auf einem privaten Server zur Verfügung stehen und man auch von meiner Institutsseite per Link diese aufrufen kann, habe ich von diesen Möglichenkeiten bisher nur in geringem Maße Gebrauch gemacht.

Zum Abschluss von Willmanns Instrumentalisierungsversuch in Punkt [24] sei ein Wort von H.-D. Hartmann zitiert: “Ich möchte allerdings mit Nachdruck vermitteln, daß ich tiefste Abneigung gegen jegliche Form der pauschalen Verurteilung empfinde, insbesondere dann, wenn der Urteilende keine eigenen Recherchen vorweisen kann, aber dafür eine Sammlung von unreflektierten Vorurteilen als negative Beweislast anbietet, so daß ein eklatanter Verstoß gegen 2. Mose 20, 16: “Du sollst kein falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten” erkennbar wird” (Helmut-Dieter Hartmann (evangelisch): Die Zeugen Jehovas – Eine Herausforderung; Melbeck, 8. Auflage 1999, p. 10).

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[25] UW: Bibelkompatible Theorien

Es entspricht der Taktik der Anhänger von Intelligentem Design, dass sie ihren Schriften einen wissenschaftlichen Anstrich verpassen und sie im Umfeld von Forschungsinstituten präsentieren möchten.

WEL: Was würden Sie, verehrter Leser, von einer Überschrift und einem Satz, wie dem Folgenden halten? (Zur Veranschaulichung der Methode von Herrn Willmann bediene ich mich jetzt folgender Umkehrungen): Darwinkompatible Theorien

Es entspricht der Taktik der Anhänger der Synthetischen Evolutionstheorie, dass sie ihren Schriften einen wissenschaftlichen Anstrich verpassen und sie im Umfeld von Forschungsinstituten präsentieren möchten.

Das sollte dann wohl heißen:

1. Die Schriften der Synthetischen Evolutionstheorie sind prinzipiell unwissenschaftlich und müssen daher zur Tarnung einen “wissenschaftlichen Anstrich” verpasst bekommen. (Die Aussage könnte ja zutreffen, aber ohne jede rational-wissenschaftliche Begründung wäre das nichts als eine Form der üblen Nachrede.) Weiter hieße das:

2. Um die Schriften ihrer wissenschaftlich getarnten, aber letztlich falschen Synthetischen Evolutionstheorie besser zu verkaufen, möchten ihre Anhänger – beauftragt von atheistischen Organisationen – diese im Umfeld von Forschungsinstituten präsentieren. Frage: Wäre das nicht eine üble Taktik, das Publikum mit dieser ideologisch-materialistisch motivierten Weltanschauung gewissermaßen durch die wissenschaftliche Hintertür zu betrügen?

3. Also ist der Schließung von Internetseiten mit einem derart praktizierten Betrug durch die Synthetische Evolutionstheorie an Forschungsinstituten nur zuzustimmen.

Ich wage es kaum noch, meine Frage zu wiederholen: Aber wären solche Aussagen, Tendenzen und Rechtfertigungsversuche ohne jegliche rational-wissenschaftliche Begründung wirklich Ausdruck eines verantwortungsvollen und fairen Wissenschaftsjournalismus?

Zu welchen irrationalen Behauptungen Willmanns Verschwörungstheorien tatsächlich in der Öffentlichkeit geführt haben, haben wir ja unter Punkt [24] schon gesehen (siehe oben).

[26] UW: Statt Gott beim Namen zu nennen, räsonieren sie in ihren Papieren wolkig über Design.

WEL: Dieser Satz gibt Anlass zu der Vermutung, dass Herr Urs Willmann weder eines dieser ausführlichen Papiere gründlich studiert hat, die er mit diesem Satz disqualifizieren möchte (bis auf den relativ kurzen Utricularia-Beitrag, in dem außer der ‘Darwinismus'-Kritik jedoch keine gesonderte Begründung für ID vorgenommen worden ist) noch sich der erkenntnistheoretischen Grenzen der heutigen Naturwissenschaft bewusst ist. Ihm ist daher bedauerlicherweise auch nicht bekannt, worin der völlig neue wissenschaftstheoretische Ansatz der ID Theorie in der Biologie besteht. (Für leicht verständliche Einführungen und die Diskussion verschiedener Einwände vgl. man die Beiträge von Herrn Markus Rammerstorfer und Herrn Frieder Meis sowie William A. Dembski.)

Zu einem verantwortungsvollen Wissenschaftsjournalismus zähle ich jedoch die möglichst gründliche Kenntnis der Themen, über die man schreibt. Unter dieser Voraussetzung wäre Willmann sicher in der Lage gewesen, einen seriösen Artikel über ID zu schreiben (wie seine ohne Frage originelle Utricularia-Einleitung schon sehr deutlich zeigt, aber auch gelungene Beiträge zu anderen Themen von ihm nahelegen).

Wie aber würden Vertreter der Synthetischen Evolutionstheorie einen Satz wie den folgenden beurteilen: “Statt ihren 'Gott Zufall' beim Namen zu nennen, räsonieren Sie in ihren Papieren wolkig über Mutation und Selektion?“ - Ich vermute, sie würden sich missverstanden fühlen.

[27] UW: Außerdem distanzieren sie sich vordergründig von den Anhängern religiöser Schöpfungslehren. “Ich bin kein Kreationist“, sagt Lönnig, er akzeptiere “weder die sechs buchstäblichen Tage noch die 10000 Jahre“, die seit der Erschaffung der Welt durch Gott laut Kreationismus ins Land gegangen sein sollen.

WEL: Ein Leser schrieb mir zu solchen Aussagen: “Ich verstehe nicht, warum man Sie andauernd als Kreationisten bezeichnet, obwohl Sie sich ausdrücklich davon distanzieren? Wahrscheinlich kann man Sie dann nicht in eine Schublade stecken, die es noch nicht gibt, oder?” (Zu weiteren Details, speziell zu den Begriffsdefinitionen, vgl. Sie bitte wieder die Widerlegung Kutscheras.) Und ein weiterer Leser bemerkte: “Vor einigen Jahren habe ich mehrere Bücher eines Kreationisten (Prof. A. E. Wilder-Smith), aber auch anderer Autoren, gelesen. Wer Sie als Kreationisten bezeichnet, handelt entweder aus Unwissen oder ist böswillig.“

Da die Vertreter der Synthetischen Evolutionstheorie nicht zwischen ihrem materialistischen Absolutheitsanspruch, d.h. also ihrem Glauben (Materie zuerst) und der potentiell falsifizierbar bleibenden naturwissenschaftlichen Ebene unterscheiden, können sie sich offensichtlich auch nicht vorstellen, dass ein ‘Idealist' (Geist zuerst) in der Ursprungsfrage zwischen zwei Ebenen differenziert, und zwar zwischen der religiösen und der wissenschaftlichen Ebene (vgl. dazu wieder Sir Karl Popper). Es geht hier also nicht um “vordergründig” und “hintergründig”, sondern um Glaubensgewissheit und potentielle Falsifizierbarkeit, um Schöpfung und ID.

[28] UW: Kutschera und Hölldobler aber sind sich einig: Die intelligent design-Theorie ist Kreationismus unter einem wissenschaftlichen Deckmantel.

WEL: Ich bin mir mit Herrn Dr. Werner Gieffers (katholisch, Senior Scientist am MPIZ) auch einig, dass es sich bei ID um Wissenschaft und keineswegs um Kreationismus handelt. Der Leser untersuche jedoch bitte, ob es sich im Gegensatz zur Meinung Kutscheras und Hölldoblers bei unserer Auffassung um eine überprüfbar zutreffende Aussage handelt.

[29] UW: Der Trend kommt aus den USA: Dort ist der Religionsunterricht aus den Schulen verbannt. Indem sie ihre Weltanschauung angeblich objektiv, ideologiefrei und wertneutral präsentierten, haben die Kreationisten ihren Glauben durch die Hintertür des Biologielabors wieder in die Schulen gebracht.

WEL: Hätte sich Herr Willmann etwas genauer informiert, dann wüsste er, dass auch die ID-Theorie bisher nicht an den staatlichen Schulen gelehrt wird.

[30] UW: 1999 untersagte die Schulbehörde von Kansas, Evolution und Urknall in den staatlichen Leistungsprüfungen abzufragen oder auch nur zu erwähnen.

WEL: Das ist in doppelter Hinsicht falsch (Willman gibt hier die neodarwinistische Propaganda unreflektiert wieder, die bedauerlicherweise auch von anderen Presseorganen übernommen worden ist):

1. Es wurde nicht “untersagt”, sondern Makroevolution sollte “nur” nicht mehr Pflichtfach sein (wohl aber – und zwar ausdrücklich – die Mikroevolution) und es sollte dem einzelnen Lehrer überlassen bleiben, inwieweit er die Makroevolutionsthematik aufgreifen und in ‘staatlichen Leistungsprüfungen' abfragen wollte.

2. Diese Bestimmungen sind kurz darauf wieder aufgehoben worden (Willmanns Text erweckt den Eindruck, als wäre das heute noch so).

Die Schulbehörde von Kansas war mit ihren Einschränkungen jedoch immer noch toleranter als Kutschera und Hölldobler, die wissenschaftliche Kritik zur Synthetischen Evolutionstheorie auf einer offiziellen Instituts-Homepage prinzipiell verbieten wollen: Denn die Evolutionslehre war auch offiziell in Kansas weiter erlaubt (wenn auch nicht mehr “geboten”). Wenn man die Kansas-Bestimmungen als Maßstab auf meine Instituts-Homepage überträgt, dann müssten sich meine Kontrahenten dafür einsetzen, dass die Kritik an der Synthetischen Evolutionstheorie und Argumente für die ID Hypothese weiterhin offiziell erlaubt (und zwar ohne peer-review bzw. weitere fachliche Gutachten), aber “nicht geboten” werden . - Eine kritische Abhandlung zu Willmanns Darstellung und genaue Dokumentation zur Thematik findet der daran interessierte Leser bei Phillip E. Johnson (2000): The Wedge of Truth, Kapitel 3: The Kansas Controversy, pp. 63-83.

Eine indirekte Rechtfertigung der nach meinem Verständnis antiwissenschaftlichen Intoleranz Kutscheras und Hölldoblers ist aus dem Kansas-Fall nicht abzuleiten, zumal ich – auch ohne mich in die amerikanische Schulpolitik einzumischen – zu den Einschränkungen in Kansas nur feststellen möchte, dass die offizielle Ausklammerung eines Themas in der Regel kaum zu dessen adäquater Bewältigung führen wird. (Trifft das jedoch nicht auf Kutschera und Hölldobler in noch umfangreicherem Maße zu als auf die damalige Schulbehörde von Kansas?)

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[31] UW: Viele Sachbuchverlage meiden seither – um teure Klagen zu verhindern – das Reizwort Evolution.

WEL: Wie völlig unrichtig diese Aussage ist, ersehe man bitte anhand der texanischen Schulbuchkontroverse von 2003. “Das Reizwort Evolution” kommt in diesen Lehrbüchern Hunderte von Malen vor!

Außerdem wäre es interessant zu wissen, welche Sachbuchverlage – um teure Klagen zu verhindern – “das Reizwort Evolution” meiden: Da das ja so “viele” sein sollen, müsste es doch ein Leichtes sein, als Beleg einige Verlage aufzuzählen. Der neulich von der Schulbehörde von Georgia vorgeschlagene Ersatz des Wortes "evolution" durch "changes over time" wird selbst von extremen Kreationisten abgelehnt. Es geht nicht um Worte, sondern um testbare Konzepte. Auf den Gebrauch des Wortes Evolution in Sach- und Lehrbüchern hat sich meines Wissens dieser Vorschlag nicht ausgewirkt.

[32] UW: Und Forschern rät die amerikanische National Science Foundation, in ihren Anträgen um staatliche Zuschüsse die Begriffe sex und evolution zu vermeiden. Konservative Senatoren und Kongressangehörige stöbern in der Library of Congress nämlich mit Vorliebe in diesen 250-Zeilen-Anträgen – in der Absicht, dort auf diese „Schmuddelwörter“ zu stoßen und so Forschungsvorhaben, die das Wort der Bibel untergraben könnten, zu unterbinden.

WEL: Ich habe diese Behauptung auch schon anderswo gehört. Auch in der amerikanischen Politik ist sicher allerhand möglich, aber solange keine Beweise unterbreitet werden, möchte ich vorschlagen, dass man vor Akzeptanz diese Aussage erst einmal genau auf ihre Richtigkeit überprüft.

(Ich habe auf der Webseite der NSF nachgesehen und u.a. den Begriff „conservative senators“ eingegeben. Antwort: Your search - conservative senators - did not match any documents. No pages were found containing "conservative senators" (dasselbe in der Einzahl). Unter „Library of Congress“ + evolution kamen 4 Seiten mit Adressen, aber nicht eine, die die Behauptung Willmanns bestätigen würde. Aber man sollte noch einmal gründlicher recherchieren, und falls die Aussage auf die NSF zutrifft, auch diese auf ihre Richtigkeit überprüfen.)

Was auch immer bei einer solchen Untersuchung herauskommt, in Europa gibt es meines Wissens keine vergleichbaren Aktivitäten, noch ist mit solchen in Zukunft zu rechnen.

[33] UW: Gesponsert werden die „wissenschaftlichen“ Umtriebe der Kreationisten vom Discovery Institute in Seattle, das von reichen christlichen Fundamentalisten unterhalten wird. Kutschera vermutet, dass das Discovery Institute auch das deutsche Treiben finanziert, und er befürchtet amerikanische Verhältnisse, wenn man die Fundamentalisten gewähren lasse.

WEL: Als Hauptangriffsziel dieses Artikels möchte ich nun doch einmal etwas genauer wissen, inwiefern meine Homepage am MPIZ vom Discovery Institute in Seattle gesponsert wurde! (Und überhaupt die wissenschaftlichen Umtriebe des “Kreationisten” WEL!) Ich kann nur hoffen, lieber Leser, dass Ihnen die Verschwörungstheorien der Herren Willmann und Kutschera genau so absurd erscheinen, wie sie es tatsächlich sind.

Wenn reiche christliche Fundamentalisten das Discovery Institute unterhalten – worüber ich an dieser Stelle nicht urteilen möchte – so sind diese offensichtlich immer noch toleranter als Willmann, Kutschera und Hölldobler: Denn zu den Fellows des Instituts gehören sowohl Evolutionisten (wie Denton und Behe) als auch Personen, die ID nicht akzeptieren (wie Denton und Berlinski). Und diese Personen dürfen sogar auf der offiziellen Institutsseite des Discovery Institutes publizieren und damit ganz klar ihre abweichende Meinung kundtun! (Vgl. Berlinski).

Zu der Befürchtung, bei uns würden “amerikanische Verhältnisse” einkehren, “wenn man die Fundamentalisten gewähren lasse”, schreibt Herr F. G. (Initialen verändert) an Kutschera (6. Mai 2003, ‘geforwarded' von F. G. an mich am selben Tag):

“Vor dem Hintergrund vollkommen unterschiedlicher historischer und gesellschaftlicher Entwicklungen in den USA und Europa ist es vollkommen absurd anzunehmen, dass hier in Deutschland mit einem Siegeszug religiös-kreationistischer Weltbilder und damit einhergehend mit dem Entstehen einer auch noch politisch Einfluss nehmenden Bewegung zu rechnen wäre. Dafür ist hier nicht einmal ansatzweise eine Basis vorhanden. Ob Lönnig nun recht hat oder nicht, seine Ansichten werden sich hier nie durchsetzen. Wovor haben Sie also Angst? Es sei denn, Sie und Ihre Gesinnungsgenossen befürchten eine Schwäche Ihrer Argumente gegenüber den Verfechtern des “Intelligent Designs”, die einer genaueren Überprüfung nicht standhalten könnten.

Dieser Unterstellung ließe sich meines Erachtens nur durch einen offen geführten Diskurs auf allen betroffenen Ebenen begegnen, nicht nur im Privatbereich, auf den Herr Lönnig beschränkt werden soll.”

Siehe weiter zur Frage nach “amerikanischen Verhältnissen” die Aussage von Siegfried Scherer oben. - Vielleicht werden ja auch die amerikanische Eliteuniversitäten wie Harvard (Jahresbudget von 2,5 Milliarden Dollar), Yale (knapp 2 Milliarden Dollar), MIT und andere von reichen konservativen Personen mitgesponsert – gar nicht auszudenken, welche interessanten Ansätze das für weitere Verschwörungstheorien bieten könnte.

[34] UW: Tatsächlich laufen in Seattle die Fäden amerikanischer und deutscher Kreationisten zusammen. Einer der Fellows des Instituts heißt Siegfried Scherer und ist Direktor des Instituts für Mikrobiologie an der Technischen Universität München.

WEL: “Fellow” einer Gesellschaft zu sein, heißt doch noch lange nicht, von ihr finanziert zu werden. Die wissenschaftlichen Vorhaben der Fellows of the Royal Society zum Beispiel werden zumeist nicht von der Royal Society finanziert, sondern von den Instituten, an den sie arbeiten und von den ‘Drittmitteln', die sie einwerben (derzeit etwa 1300 Fellows, aber nur 380 Wissenschaftler, deren Projekte von der Royal Society unterstützt werden). Auf meine Anfrage teilte mir Herr Prof. Scherer mit, dass er und der wissenschaftliche Verein Studiengemeinschaft Wort und Wissen keinen einzigen Euro oder Dollar vom Discovery Institute erhalten haben!

“Darüber hinaus sollte ein Journalist eigentlich leicht recherchieren können, dass sich das Discovery Institute grundsätzlich vom amerikanischen Kreationismus unterscheidet” (Scherer).

Herr Reinhard Junker hat mir auf meine Anfrage folgende Stellungnahme zukommen lassen, die er Herrn Kutschera geschrieben hatte (seinen Originalbrief an DIE ZEIT kann er nicht auffinden):

"Die im deutschsprachigen Raum größte kreationistisch orientierte Organisation, die Studiengemeinschaft Wort und Wissen, unterhält jedenfalls keine Beziehungen zum Discovery Institute. Ebenso ist die im Artikel geäußerte "Vermutung" von Prof. Kutschera falsch, dass das Discovery Institute das "deutsche Treiben" (gemeint ist das der Kreationisten) finanziere. Die Studiengemeinschaft Wort und Wissen, die das im Artikel erwähnte Werk "Evolution - ein kritisches Lehrbuch" herausgibt, erhält weder vom Discovery Institute noch von anderen Organsationen Geld, sondern wird ausschließlich durch einen privaten Mitglieder- und Freundeskreis aus dem deutschsprachigen Raum finanziell unterstützt. ..."

Und Herr Junker fügt hinzu:

“Ich müsste auch geschrieben haben, dass keine Beziehungen zwischen Wort und Wissen und dem Discovery Institute bestehen, außer dass Siegfried Scherer dort Fellow ist, was aber eine private Beziehung ist und bei Wort und Wissen keine Rolle spielt. (Und wenn doch, wäre das ja nichts "Schlimmes"***; aber es ist halt schlicht und einfach falsch, was UW dazu von den Lippen von Kutschera abgeschrieben hat).”

Interessanterweise wurde Junkers Brief mit einer ähnlichen Gegendarstellung zu diesem Punkt in der ZEIT ebenfalls nicht veröffentlicht. Auf meine Anfrage im Mai letzten Jahres begründete Herr Willmann diese Nichtveröffentlichung wieder damit, dass Siegfried Scherer ja Fellow am Discovery Institute sei und daher die Aussagen von Herrn Junker unzutreffend sein müssen.

Die völlig unbegründete Vermutung Kutscheras, „dass das Discovery Institute auch das deutsche Treiben finanziert“, wird von Willmann schlicht und einfach über die deutliche Verneinung von Junker und Scherer gestellt, die über diese Frage genaue Kenntnis haben und von ihrer religiösen Grundhaltung her zumindest auf wahrheitsgemäße Aussagen verpflichtet sind – ohne dass die Letzteren eine Chance bekommen, ihre Position in der ZEIT darzustellen.

Ich bin der Auffassung, dass ein seriöser und fairer Wissenschaftsjournalismus auch über die ‘deutschen Kreationisten' ordentlich recherchieren und wahrheitgemäß berichten sollte. Das aber würde die Verschwörungstheorien der Herren Willmann und Kutschera wohl glatt widerlegen!

Es ist übrigens auch bei der Frage der Zusammenhänge zwischen evolutionskritischen Organisationen wirklich beeindruckend, wie viele Zeitgenossen dem monophyletischen Denken so stark verhaftet sind, dass sie – entgegen der generellen Evolutionstheorie – die Konvergenzfrage (die unabhängige Entstehung ähnlicher Strukturen) offenbar gar nicht mehr in Betracht ziehen können.

[35] UW: Scherer hat hierzulande für Unruhe gesorgt, als er zusammen mit dem Koautor Reinhard Junker Evolution – ein kritisches Lehrbuch publizierte. Darin wird anstelle der naturalistischen Auffassung ein mit der Schöpfungslehre kompatibles Theoriewerk präsentiert: Statt durch einen gemeinsamen Stammbaum verbunden, sollen die Lebewesen in verschiedenen Grundtypen unabhängig voneinander entstanden sein, zum Beispiel „durch Schöpfungsakte Gottes“.

WEL: Ja, Unruhe bei der lautstarken Gruppe der totalitären Vertreter der Synthetischen Evolutionstheorie, nicht aber bei wissenschaftlich aufgeschlossenen Biologen und anderen Naturwissenschaftlern und schon gar nicht in der Öffentlichkeit. - In dem kritischen Lehrbuch werden übrigens beide Auffassungen präsentiert. Ich frage mich, ob Herr Willmann das Lehrbuch vor Abfassung seines Artikels überhaupt eingesehen hat.

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[36] UW: Dieses Buch ist in Deutschland nicht offiziell als Schulbuch zugelassen. Da aber in manchen Bundesländern Lehrfreiheit besteht, wird es trotzdem an einigen Schulen benutzt.

WEL: An welchen öffentlichen Schulen wird das Lehrbuch benutzt?

[37] UW: 2002 erhielt es sogar den Deutschen Schulbuchpreis. Das klingt nach einer offiziellen Auszeichnung. Doch hinter dem Kuratorium, das den Preis vergibt, steckt der Verein Lernen für die Deutsche und Europäische Zukunft (LDEZ). Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, Evolutionskritik in Deutschlands Schulstuben zu tragen und Bücher auszuzeichnen, „die den Schülern Ehrfurcht vor Gott“ vermitteln. Der Präsident des Vereins kämpft für christliches Engagement, „um nicht von einem atheistischen Evolutionismus mit autoritärem Absolutheitsanspruch überrollt zu werden“ und weil es „sonst kaum jemanden in Deutschland gibt, der der amtlichen Entchristlichung unserer Schulbildung entgegen tritt“.

WEL: Einige pädagogische Erfahrungen (ohne oben genanntes Lehrbuch) zeigen, dass eine rationale Evolutionskritik „Deutschlands Schulstuben“ zweifellos bereichern würde. Da ich jedoch selbst keinerlei (schul-)politische Ziele verfolge, möchte ich diesen Abschnitt nicht weiter kommentieren.

[38] UW: Auf der MPG-Seite Lönnigs wurde Scherers „kritisches Lehrbuch“ in den höchsten Tönen gelobt.

WEL: Damit wäre dann der Kreis der Verschwörer geschlossen! Jetzt bitte ich Sie jedoch, lieber Leser, dass Sie sich diese Rezension einmal ganz genau ansehen: Würden Sie das wirklich “Lob in höchsten Tönen” nennen? Also ich, für meinen Teil, verstehe darunter etwas anderes! Trotz einiger Einschränkungen schätze ich jedoch die wissenschaftlich gründliche Arbeit der Lehrbuchverfasser Junker und Scherer und deren Mitarbeiter, die übrigens an Sorgfalt die Arbeit von Herrn Kutschera deutlich übertrifft (vgl. Rezension Kutschera). Im Übrigen bin ich weder Fellow beim Discovery Institute noch gehöre ich zu Wort und Wissen.

[39] UW: Auf den Kreationismus-Kritiker Kutschera dagegen ist Lönnig gar nicht gut zu sprechen. “Seit einem Jahr versucht der Mensch meine Homepage abzustellen; ich kannte ihn zuvor gar nicht.“ Lönnig fühlt sich angesichts dieser „Bücherverbrennungsmentalität“ ins “finsterste Mittelalter“ versetzt.

WEL: Richtig. Bislang geht Herr Kutschera nicht auf meine Argumente ein, sondern er will sie am Institut verbieten und abschalten (vgl. auch Kommentar zu seinem Nature-Artikel). Als Ergänzung zu Kutscheras und Hölldoblers Bemühungen passend erschien in derselben ZEIT-Ausgabe (vom 30. 4. 2003) auf der Seite 10 unter der Überschrift “DIE ZEIT im Internet“ u.a. folgender Hinweis:

Kulturbrief: Der 70. Jahrestag der Bücherverbrennungen in Deutschland, aktuelle CD- und Buchrezensionen sowie die aktuellen Veranstaltungstips. Von Freitag an unter www.zeit.de/kulturbrief.

- "Das war ein Vorspiel nur, dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen" (Heinrich Heine: Almansor; 1821).

[40]...und erinnert daran, dass seine Glaubensbrüder schon in der Nazizeit verfolgt worden seien.

WEL: Vgl. dazu den Kommentar zum Punkt [24].

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[41] UW: Sind die erstaunlichen Fähigkeiten von Utricularia vulgaris auf dem Reißbrett einer unbekannten Größe entstanden? Handelt es sich, wie Lönnig sagt, um ein Beispiel für "nichtreduzierbare Komplexität" - ein Begriff, den Michael J. Behe, Biologe in Diensten des Discovery Institute, geprägt hat?

WEL: Wie man in einem einzigen ZEIT-Artikel eine derartige Anzahl von eindeutigen Falschaussagen produzieren kann, ist wohl eine journalistische Spitzenleistung für sich:

1. Michael J. Behe ist kein Biologe in Diensten des Discovery Institutes, sondern ordentlicher Professor (full professor) für Biochemie an der Lehigh University in Pennsylvania (eine der ältesten Universitäten der Vereinigten Staaten). Dort arbeitet er in der Forschung und der Lehre. Dort wird er auch bezahlt. Zusätzlich ist er Fellow am Discovery Institute wie andere Forscher Fellows bei der Royal Society oder der Académie Francaise.

2. Ich behaupte nicht, dass Utricularia schon ein völlig geklärtes Beispiel für nichtreduzierbare Komplexität ist, aber ein sehr guter Kandidat dafür (und das ist ein feiner, aber sehr wichtiger Unterschied), - zumal alle Erklärungsversuche der synthetischen Evolutionstheorie und der sonstigen Evolutionstheorien daran bisher kläglich gescheitert sind. Dieses Beispiel ist jedoch noch weiterhin auf mehrere Fragen wissenschaftlich zu untersuchen: Z.B. zum Fangapparat: Welche Gene und anatomischen sowie physiologischen Strukturen und Funktionen sind für ein funktionsfähiges Minimalsystem unbedingt notwendig? Was ist neutraler “Luxus”?

3. In dem Originalbeitrag in der ZEIT (30. 4. 2003, S. 29) spricht Herr Willmann von “nichtreproduzierbarer” statt von “nicht reduzierbarer” Komplexität (ein Schlüsselbegriff in der ID-Theorie, der von M.J. Behe geprägt und definiert worden ist). Er hat diesen Punkt in der Internetausgabe des ZEIT-Artikels später verbessert. Die Verbesserung ist lobenswert, es erhebt sich jedoch die Frage, ob ihm der Begriff geläufig war und er verstand, worum es bei diesem Konzept ging?

[42] UW: Nach Kutscheras Ansicht hat kein Schöpfer bei diesem Geniestreich an der Pflanze herumgefingert.

WEL: Wenn Herr Kutschera das so genau weiß, als wäre er dabei gewesen - warum liefert er uns dann keine testbaren naturalistischen Hypothesen für die Entstehung der Saugfalle?

[43] UW: Zöge man den Einfluss übernatürlicher Kräfte in Betracht, dann "kann man die Naturwissenschaften abschreiben".

WEL: Gibt es ein stärkeres Argument für die Unrichtigkeit der Aussage Kutscheras als die Tatsache, dass fast alle Zweige der modernen Biologie von Personen begründet worden sind, die “den Einfluss übernatürlicher Kräfte in Betracht” zogen (Linné, Cuvier, Pasteur, Mendel, von Baer, Agassiz und viele andere)? Und dehnt man diese Frage auf “die Naturwissenschaften” im Allgemeinen aus, so könnte man jetzt eine sehr lange Liste aufstellen (von Kepler und Newton bis Prof. Hans-Peter Dürr vom MPI für Physik in München mit zahlreichen Veröffentlichungen zu dieser Thematik).

Der Biologie-Didaktiker Herr Dr. Christoph Schönhofer kommentiert den Punkt [43] wie folgt:

Der für mich entscheidende Satz im ZEIT-Artikel ist folgender: "Zöge man den Einfluss übernatürlicher Kräfte in Betracht, dann 'kann man die Naturwissenschaften abschreiben'". Da dieses Argument nicht naturwissenschaftlich ist, kann es auch nicht widerlegt werden. Mich wundert, dass zur Zeit gerade Biologen (und Mediziner) die Wissenschaftler sind, die den Materialismus am vehementesten verteidigen.

Aber es geht bei ID nicht notwendigerweise um “übernatürliche Kräfte” (auch das ist ein Missverständnis).

Und ein Biologe (nicht in Köln), der keineswegs den Einfluss übernatürlicher Kräfte in Betracht zieht, bemerkte zu den Bemühungen Kutscheras, die Verbreitung von ID zu verbieten, unter anderem:

“Selbst wenn ID ein philosophisches Konzept wäre,...sähe ich keinen Grund, jemandem die Verbreitung von ID zu verbieten. Wenn alle Naturwissenschaftler nur noch naturwissenschaftliche Äußerungen machen dürften, müssten wir alle schweigen. Denn fast alle unsere Äußerungen (einschließlich jeden Satzes in dieser E-Mail) sind streng genommen nicht wissenschaftlich. Und wieso bewundern wir eigentlich die philosophischen Gedanken von Albert Einstein ("Gott würfelt nicht"), Werner Heisenberg, Niels Bohr, ja, sorry, und von Max Planck, während andere "Schuster" streng bei ihren wissenschaftlichen Leisten (Löwenmäulchen-Genetik) bleiben sollen? Albert Einstein hat – mit naiv-philosophischen und aus heutiger Sicht absurden Argumenten – ...[die Quantentheorie abgelehnt]; seinem Ruf als Gottvater der Physik hat das nicht geschadet. Und der Quantentheorie erst recht nicht. Im Gegenteil, die gilt heute als die bestunterstützte physikalische Theorie überhaupt.“

Hinter Kutscheras prinzipieller Ablehnung alternativer Auffassungen zur Synthetischen Evolutionstheorie steht sein Glaube an “die Tatsache der [Makro-]Evolution”, wozu der soeben zitierte Biologe feststellt:

“Eines ist doch klar: Niemand weiß bislang, wie genau die komplexe Vielfalt der Lebewesen auf diesem Planeten entstanden ist. Es sollte daher jedem erlaubt sein, darüber zu spekulieren. Für mich stellt die Evolutionstheorie grundsätzlich die bei weitem am besten unterstützte Hypothese dar. Aber es ist eine Hypothese. Punktum. Jeder, der naturwissenschaftliche Hypothesen zu "Fakten" erklären will, verdient erkenntnistheoretische Proseminare bei Wasser und Brot nicht unter 3 Jahre ohne Bewährung. Wir sollten daher über jede alternative Hypothese dankbar sein, weil sie einen rigorosen Test unserer Lieblingshypothese ermöglicht“ (Hervorhebung im Schriftbild von mir).

Weiter Urs Willmann:

[44] Einzig biologische Laien, sagt Kutschera, fielen auf die plumpen Argumente von Lönnig herein.

Herr Nermin Basic (kein Pseudonym!) kommentiert in seinem Leserbrief an den vdbiol diesen Satz unter anderem wie folgt:

"[E]s entwickelt sich der Eindruck, als ob die Evolutionstheoretiker den ID-Argumenten hilflos gegenüberstehen und sich dazu gezwungen sehen, verbale Gewalt anzuwenden und dabei ihr mediales Übergewicht zu nutzen. Wenn dem nicht so ist, so soll doch bitte Herr Kutschera gleich einmal beginnen, eine wissenschaftlich haltbare Erklärung für Utricularia im Sinne der von ihm vertretenen Evolutionstheorie zu formulieren, um damit in einer öffentlichen Diskussion gegen Herrn Lönnig anzutreten."

WEL: Inzwischen hat der vdbiol sein eigenes Forum, in dem unter anderem auch Herrn Basics Leserbrief wiedergegeben wurde, wieder geschlossen. - In meinem Kurzkommentar zum ZEIT-Artikel habe ich zur Aussage [44] u.a. folgende Einwand erhoben:

Wenn es sich...nur um "plumpe Argumente" handeln würde, auf die "einzig biologische Laien" hereinfallen können, so hätte man diese doch im Interesse der Öffentlichkeit als Paradebeispiele unzureichender Einwände gegen den Neodarwinismus leicht auf der eigenen Homepage widerlegen und dann das MPIZ um entsprechende Link-Setzung ersuchen können.

Mit einer weiteren Glaubensaussage von Kutschera beschließt Urs Willmann dann seinen Artikel:

[45] UW: Der Wasserschlauch zähle, gerade wegen seiner bizarren Fresskünste, zu den Paradebeispielen - für die Kräfte der Evolution.

WEL: Worauf ich in meinem Kurzkommentar geantwortet habe:

Was den Wasserschlauch anlangt, so hat Kutschera bislang nichts weiter vermocht, als diesen "gerade wegen seiner bizarren Fresskünste" autoritär zu einem Paradebeispiel der Evolution zu bestimmen. Dabei versucht er, den Zugang zur eigentlichen naturwissenschaftlichen Fragestellung, nämlich der völlig ungelösten (und der Theorie nachweislich widersprechenden) Problematik, WIE die hochkomplexe Synorganisation der Saugfalle durch das neodarwinistische Faktorensystem entstanden sein soll, durch Polemik zu blockieren ("plumpe Argumente" etc.). In dieser Methode, entscheidende Fragen durch autoritäre Behauptungen aus der Welt zu schaffen bzw. durch heftige Polemik den Zugang zu ihnen zu versperren, scheinen sich religiöser und materialistischer Fundamentalismus zu treffen.

Nach dem gründlichem Studium dieser 45 Punkte sowie der folgenden Beiträge möchte ich Sie bitten, lieber Leser, auf die im Titel und in der Einleitung erhobenen Fragen zurückzukommen und mir vielleicht auch Ihre Meinung dazu kundzutun.

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*Herr F. G. zum Thema “Redefreiheit” an U. Kutschera: E-Mail vom 6. Mai 2003, “geforwarded” am selben Tag an mich. Dieselbe Mail wird auch unter Punkt [33] zitiert. Dazwischen kommt noch folgender Text: “Es kann nicht sein, daß einer Lehre wie die der Evolutionstheorie, die derart gesellschaftlich prägend gewirkt hat, ein quasi unantastbarer Status zugesprochen wird. Wie haltbar derartige "ewige Wahrheiten" sind, hat nicht nur die heliozentrische Astronomie des Mittelalters unter Beweis gestellt. Es ist gerade mal 60 Jahre her, daß es als eine wissenschaftlich bewiesene Tatsache hingestellt wurde, wir Deutsche seien ein Volk von Herrenmenschen" (wer sagt, daß es der Evolutionstheorie nicht mal genauso ergeht?). Aber dann, wenn eine wissenschaftliche Lehre derartigen Einfluß auf die Gesellschaft nimmt, muß sie sich immer wieder kritisch in Frage stellen lassen.” Den weiteren Text habe ich unter Punkt [33] zitiert. F. G.'s Schlusssatz lautet: “Also Herr Kutschera, geben Sie endlich Redefreiheit!” zurück

**Auch kontroverse Diskussionen sind eine Frage der persönlichen Entscheidung. Meine Kritker aus dem Lager der Synthetischen Evolutionstheorie sind erst neulich (Nov/Dez. 2003) gegen eine für den 19. Januar 2004 bereits mit Plakaten angekündigte öffentliche Diskussion an der Universität Braunschweig Sturm gelaufen und haben den Diskussionspartner derart unter Druck gesetzt, dass er seine Zusage, die bereits seit 8. August 2003 bestand, am 3. Dezember wieder zurückgezogen hat. (Nach Aussage meines potentiellen Diskussionspartners handelte es sich dabei um die Personen, die die Kampagne gegen meine Homepage geführt haben, - Namen wollte er jedoch nicht nennen.)

Ich möchte in diesem Zusammenhang betonen, dass diese Einladung allein als Initiative von der Universität Braunschweig im Zusammenarbeit mit dessen Genetischem Institut ausging (“In der Hoffnung auf eine positive Antwort verbleibe ich mit freundlichen Grüßen...”). Auch das Thema und Unterthema war von dem zuständigen Gremium erarbeitet worden: DESIGN ODER EVOLUTION. DARWIN AUF DEM PRÜFSTAND. (Ich selbst hatte auf Anfrage ein wesentlich neutraleres Thema vorgeschlagen). Plötzlich hieß es, das Thema sei, so wörtlich, “eine Blasphemie” gegen die Synthetische Evolutionstheorie, die man nicht durchgehen lassen könne. Ein weiterer Haupteinwand war meine Religionszugehörigkeit (das erinnert doch sehr stark an böse Zeiten: Mit Juden diskutiert man nicht. Man gibt ihnen auch kein wissenschaftliches Forum etc.).

Was mich aber in diesem Zusammenhang ganz besonders stark beeindruckt, ist, dass offenbar viele der heutigen Intellektuellen absolut nichts aus der Geschichte gelernt haben (zu NS-Zeiten ist die große Mehrheit der geistigen Elite Deutschlands durch Hitlers Propaganda irregeführt worden). [Nachtrag Februar 2005: Albert Einstein begründete seine Ablehnung zu Otto Hahns Bitte, Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft zu werden, u.a. wie folgt: "Die Haltung der deutschen Intellektuellen - als Klasse betrachtet - war nicht besser als die des Pöbels. Nicht einmal Reue und ein ehrlicher Wille zeigte sich, was nach dem riesenhaften Morden noch gut zu machen wäre" (Thomas Bührke: Das Institut im Dachzimmer. Max-Planck-Forschung 4/2004. pp. 40-47).] zurück

***Was die Aussage von Herrn Reinhard Junker anlangt: „Und wenn doch, wäre das ja nichts "Schlimmes"...“(siehe oben), so möchte ich anmerken, dass das Discovery Institute in der New York Times als „conservative think tank“ eingeordnet worden ist – was offenbar für viele Vertreter der Synthetischen Evolutionstheorie schon „schlimm genug“ ist. Aber die Letzteren sympatisieren meist auch mit bestimmten politischen Trends und Gruppierungen (in der Regel „links“ stehenden – ob sie von Ihnen Geld erhalten, weiß ich nicht). Wird hier also nicht wieder mit zweierlei Maß gemessen? Ich, für meinen Teil, respektiere sowohl die „links“ stehenden als auch die konservativen gemäßigten Gruppierungen, - ich ziehe es jedoch vor, in diesen politischen Bestrebungen völlig neutral zu bleiben. Den religiös-politischen Fundamentalismus lehne ich ab. zurück

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Kommentar von Herrn Jochen Weinand, Bonn (Leserbrief an DIE ZEIT. Die Leserbriefe wurden unter der Überschrift VOM UMGANG MIT RECHTGLÄUBIGEN UND ABWEICHLERN in der Zeitausgabe vom 15. Mai 2003, S. 18, wiedergegeben):

[Vormerkung von WEL: Herr Weinand korrigiert im Folgenden einen Kardinalfehler von Herrn Kutschera, den er in fast allen seinen Angriffen gegen meine Institutsseite vorgetragen hat, nämlich den Fehler, die Motivation eines Forschers mit dessen Argumentation gleichzusetzen (vgl. die Details unter Kutscheras Verbotsversuche)].

Da die Website der Max-Planck-Gesellschaft von Herrn Lönnig in ihrer ursprünglichen Gestalt nicht mehr existiert, ist es für den Leser natürlich nur begrenzt möglich, die Entscheidung des Direktoriums zu beurteilen. Aber die Argumente für diesen wissenschaftlichen Maulkorb provozieren eine Klarstellung. Wie man zu einer Hypothese kommt und wie man sie dann absichert, sind zwei völlig verschiedene Dinge.

Für die Hypothesenbildung gibt es keine Regeln, und die Wissenschaftsgeschichte ist voll von Anekdoten, wie Forscher auf ihre Ideen gebracht wurden: Auslöser waren Patzer, Übersprungshandlungen, wirtschaftliche und ideologische Interessen – und selbstverständlich auch Religionen!

Um seine Hypothese abzusichern, muss man sich natürlich um die üblichen Kardinaltugenden wie zum Beispiel Transparenz und Wiederholbarkeit bemühen, an denen die Astrologie beispielsweise scheitern würde [sowie Kutscheras “Tatsache” der Makroevolution, - Anmerkung von WEL]. Wenn dies der Fall ist, darf die Herkunft der Idee keine Rolle mehr spielen, denn sonst kann man die Naturwissenschaften tatsächlich “abschreiben”. In dem Maß nämlich, in dem man die geistige Herkunft einer These mitbewertet, misstraut man ja offensichtlich den Argumenten, und so macht man es Rechtgläubigen zu leicht und Abweichlern zu schwer.

Niemand, egal, ob Zeuge Jehovas*, Buddist, Muslim, Christ* oder Atheist, sollte sich dafür schämen müssen, woher er seine Ideen bezieht. Bei der Auswertung der Ergebnisse innerhalb einer wissenschaftlichen Einrichtung gebietet es dann aber die Klugheit, zurückhaltend zu sein, um das Klima zwischen den unterschiedlich orientierten Wissenschaftlern nicht unnötig aufzuheizen.

Tatsächlich scheint eben dies geschehen zu sein, denn wenn manche “amerikanische Verhältnisse” befürchten und man bedenkt, dass die vermutlich einzige MPG-Website mit kreationistischen Inhalten zum Schutz der Allgemeinheit gerade aus dem Verkehr gezogen wurde, dann klingt das doch etwas hysterisch.

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*Anmerkung von WEL: Wer einen Text wie 1. Korinther 8 : 6 akzeptiert, was auf die ZJ zutrifft, ist natürlich auch ein Christ.

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Kommentar von Herrn Frieder Meis (Informatik), Ludwigshafen

In der Ausgabe vom 30.04.2003 erschien in der Wochenzeitung DIE ZEIT ein einseitiger Artikel Entwürfe in Gottes Namen. Zu diesem Artikel habe ich am 07.05.2003 folgenden Leserbrief an die Redaktion der Zeitung geschickt:

Sehr geehrte Damen und Herren,

es war allerhöchste Zeit, dass in Ihrem Artikel "Entwürfe in Gottes Namen" die breite Öffentlichkeit auf die unglaubliche Situation in unserem Land aufmerksam gemacht wurde. Galilei würde sich im Grab herumdrehen, würde er mit ansehen müssen, wie heute angeblich im Namen der Wissenschaft die Suche nach Wahrheit systematisch verhindert wird, etwas, was zu Galileis Zeiten angeblich im Namen Gottes geschah. Erfahrungsgemäß sind es aber wohl eher fundamentalistische Ideologien (ob im Gewand der Wissenschaft oder der Religion), die die Wahrheitssuche durch diverse Formen der Zensur blockieren. Dass das Direktorium des Max-Planck-Instituts dem Druck extremistischer Evolutionisten letztendlich nachgegeben hat, hat dem Ruf des Instituts weltweit sicherlich sehr geschadet (insbesondere, da Herr Lönnig in der Frage, ob ein "superintellect" (Hoyle) hinter der Materie steht, mit Max Plancks Ansichten offenbar einer Meinung ist).

Als besonders entwürdigend und verletzend empfand ich die polemische Rhetorik der zitierten Evolutionisten, eine Polemik, die mittlerweile offenbar integraler Bestandteil der argumentationslosen Bekämpfung Andersdenkender geworden ist:

Man beschäftigt sich nicht etwa mit den Argumenten gegen Evolution, sondern man 'fällt', gemäß U. Kutschera, 'darauf herein'. So etwas passiert dem echten Wissenschaftlicher natürlich nicht, sondern nur dem 'biologischen Laien' (Ich kenne übrigens keinen Laien, der nicht biologisch wäre). Die Argumente gegen Evolution sind nicht etwa richtig oder falsch, sondern 'plump'. Auf eine Begründung für all diese unerhörten Behauptungen wartet man vergebens. Ich frage mich außerdem, wie ein Lebewesen, wie der in Ihrem Artikel erwähnte Wasserschlauch Utricularia vulgaris, ein 'Paradebeispiel' für die völlig unbekannten 'Kräfte der Evolution' sein kann. Kein Mensch hat auch nur die blasseste Ahnung, wie so ein Lebewesen von selbst entstehen könnte. Die hochkomplexe Ingeniosität dieser Pflanze ist aber nicht etwa ein Paradebeispiel für eine dahintersteckende Intelligenz, sondern für eben diese völlig unbekannten evolutiven Mechanismen. Das wäre so, als würde jemand behaupten, die New Encyclopædia Britannica sei ein Paradebeispiel für die unbekannten Kräfte der zufälligen Entstehung alphabetisch sortierter Information. Das ist rhetorischer Nonsens! Dass Herr Kutschera die Web-Seite von Herrn Lönnig möglichst schnell gesperrt sehen wollte, kann ich gut verstehen, hat Herr Lönnig dort doch auf einige sehr peinliche Fehler in Kutscheras Buch zur Evolutionsbiologie aufmerksam gemacht.

Die Inhalte der Web-Seite von Herrn Lönnig wurden nicht etwa gelöscht, sondern, gemäß P. Schulze-Lefert, "entrümpelt", ein Ausdruck, der den hochkompetenten Inhalt der Web-Seite offenbar entwerten soll. Würde man keine "Verquickung von wissenschaftlich abgesicherten Befunden und persönlicher Meinung" mehr in wissenschaftlichen Institutionen "dulden", dürfte man dort überhaupt keine Theorie mehr publizieren und eine individuelle Interpretation wissenschaftlicher Fakten würde von vornherein abgewürgt.

B. Hölldobler vergleicht schließlich die Intelligent-Design-Theorie mit "Astrologie" und "Kaffeesatz lesen", sowie "Horoskope schreiben". Je stärker die Polemik eines Satzes, desto geringer ist erfahrungsgemäß seine argumentative Kraft. Keines der genannten Beispiele lässt sich im Experiment als wissenschaftlich fundiert aufrechterhalten. Man kann problemlos Beweise gegen die Richtigkeit der Aussagen von Astrologen und Wahrsagern liefern. Nun frage ich mich, warum besagte Wissenschaftler keine Beweise gegen die von Herrn Lönnig veröffentlichten Kenntnisse liefern. Ich bin mir sicher, dass die Initiatoren dieser Wissenschaftszensur, hätten sie auch nur einen einzigen Fehler auf seiner Homepage gefunden, diesen lang und breit ausgeschlachtet hätten (Auch Polemiker arbeiten lieber mit Argumenten, wenn sie denn welche hätten). Es mag ferner jeder für sich entscheiden, welche Aussage eher ein 'Glaubenskonzept' ist: 1) "Hinter intelligentem Design steckt immer ein intelligenter Designer" oder 2) "Hinter intelligentem Design stecken immer ein intelligenter Designer, es sei denn, dieser Designer ist Gott".

Es bleibt abschließend festzuhalten, dass ein Publikationsverbot, wie es Herrn Lönnig und Herrn Galilei gleichermaßen traf (Das Publikationsverbot, das Galilei ereilte, wurde von dem katholischen Kardinal Roberto Bellarmin im Jahr 1616 ausgesprochen) nichts an wissenschaftlichen Tatsachen ändert, denn "die Erde bewegt sich doch!"

Informationen und Links zu Intelligent Design findet man auf meiner privaten Homepage unter: http://www.IntelligentDesigner.de/index.htm.

Ihr Frieder Meis, Ludwigshafen

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Und ein paar WEITERE STIMMEN AUS DEM INTERNET

Max-Planck-Institut: Streit um die Evolutionstheorie

Direktion verbietet Kritik im Internet – Genetiker glaubt an Schöpfer

Köln (kath.net/idea) Im renommierten Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung (Köln) ist es zu einem Streit um die Evolutionstheorie gekommen. Die Direktion verbot dem Genetiker Wolf-Ekkehard Lönnig, seine wissenschaftlichen Erkenntnisse und persönlichen Schlußfolgerungen auf den Internet-Seiten des Instituts zu veröffentlichen. KATH.NET 04.05.03

 

NACHRICHTEN

Max-Planck-Institut: Streit um die Evolutionstheorie Quelle: Evangelische Nachrichtenagentur idea (Sonntag 4. Mai 2003, 18:54 PST)

Im renommierten Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung (Köln) ist es zu einem Streit um die Evolutionstheorie gekommen. Die Direktion verbot dem Genetiker Wolf-Ekkehard Lönnig, seine wissenschaftlichen Erkenntnisse und persönlichen Schlußfolgerungen auf den Internet-Seiten des Instituts zu veröffentlichen. Lönnig, der zu den Zeugen Jehovas gehört, ist überzeugt, daß sich die Vielfalt der Natur nicht mit der Evolutionstheorie erklären lasse. Vielmehr müsse es einen „intelligenten Schöpfer“ geben. Auf 1.000 Internet-Seiten hatte Lönnig seine Studien beschrieben und mit Kritik an der „herrschenden neodarwinistischen Abstammungslehre“ verbunden. Aufgrund massiver Proteste, vor allem des Biologen Prof. Ulrich Kutschera (Kassel), sperrte die Direktion Mitte März den Zugang zu Lönnigs Internet-Seiten. Das Institut hätte sich lächerlich gemacht, wenn es die „Verquickung von wissenschaftlich abgesicherten Befunden und persönlicher Meinung“ auf den offiziellen Seiten duldete, so der geschäftsführende Direktor des Instituts, Paul Schulze-Lefert. Ende April wurden neue Regeln beschlossen. Danach sind persönliche Meinungen nur zulässig, wenn sie klar gekennzeichnet werden. Der Wochenzeitung „Die Zeit“ zufolge fühlt sich Lönnig an die „Bücherverbrennungsmentalität“ des Mittelalters erinnert.

Alleinerklärungsanspruch der Evolutionstheoretiker

Für die evangelikale Studiengemeinschaft „Wort und Wissen“ ist der Umgang mit Lönnigs Studien symptomatisch für den Alleinerklärungsanspruch der Evolutionstheoretiker. Äußerungen, die die Evolutionstheorie infrage stellen könnten, würden so weit wie möglich unterdrückt, sagte der wissenschaftliche Leiter, Reinhard Junker (Baiersbronn bei Freudenstadt), gegenüber idea. Dabei sei es gleichgültig, ob man nur auf Ungereimtheiten hinweise oder ein Gegenmodell mit einem Schöpfergott vertrete. Auch ein von der Studiengemeinschaft herausgegebenes evolutionskritisches Lehrbuch habe zu Protesten geführt. Der Verband Deutscher Biologen und biowissenschaftlicher Fachgesellschaften warnte die Kultus- und Wissenschaftsministerien vor dem im Weyel-Verlag (Gießen) erschienenen Buch „Evolution – ein kritisches Lehrbuch“, das im vergangenen Jahr den Deutschen Schulbuchpreis erhielt.

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DIE ZEIT – Nr. 33 – 9. August 1974*

Jürgen Dahl: Bei der Blattwespe versagt die Logik

[Untertitel] In kleinen Schritten kann sich die seltsame Waffe der Neodiprion nicht entwickelt haben

Daß die Entwicklungsgeschichte mit kleinen Schritten den weiten Weg vom ersten Eiweiß bis zum Menschen gegangen ist, wobei sich jede Stufe aus der vorhergehenden durch irgendeine winzige Veränderung ergab, ist die weithin umstrittene Meinung der Wissenschaft. So überzeugend aber der Gedanke der schrittweisen Evolution sein mag, so schwer fällt aber immer wieder der Versuch, diesen scheinbar einfachen „Mechanismus“ auf den konkreten Einzelfall anzuwenden – dann nämlich zeigt sich erst, wieviel ungelöste Probleme die Evolutionstheorie noch enthält. Ein Beispiel dafür sind die raupenähnlichen Larven der Blattwespe Neodiprion sertifer.

Diese Larven nähren sich von den Nadeln der Kiefer und vertragen offenbar – so meinte man jedenfalls bisher – die Harze und die bitteren ätherischen Öle, durch die die Kiefer gegen tierische Schädlinge sonst recht gut geschützt ist. Wenn die Blattwespenlarven angegriffen werden, dann wehren sie sich, indem sie einen kleinen Tropfen zäher Flüssigkeit erbrechen und den Angreifer damit zu betupfen und zu vertreiben suchen. Solche Verteidigungsmethoden sind gerade bei den Insekten sehr verbreitet – aber bei der Blattwespe Neodiprion hat es mit dieser flüssigen Waffe Besonderes auf sich.

Wie Thomas Eisner von der Cornell-Universität in Ithaca jetzt herausgefunden hat, macht es sich die Blattwespenlarve nämlich im Unterschied zu anderen Insekten sehr einfach: Sie bildet nicht wie jene in ihrem Körper eigens eine giftige Flüssigkeit, die sie gegen ihre Feinde verspritzt, sondern speichert in zwei kropfartigen Säcken neben der Mundhöhle die unbekömmlichen Bestandteile der Kiefernadeln. Freilich: Ganz so einfach ist das nicht. Denn erstens muß das Eßbare auf irgendeine Weise vom nicht Eßbaren getrennt werden, zum anderen muss dafür gesorgt sein, daß jedes von beiden den richtigen Weg geht, daß also die Harze und Öle nicht in den Verdauungstrakt geraten, und drittens schließlich muß das Gewebe der Vorratssäcke gegen die Harzsäuren unempfindlich sein. Alle drei Voraussetzungen sind bei der Larve von Neodiprion gegeben. Die Vorratssäcke sind mit einem chitinösen Belag ausgekleidet und dadurch hinreichend geschützt. Das Muskelgewebe der Säcke ist so außerordentlich stark, daß Eisner annimmt, es wirke bei der Trennung zwischen verdaulichen und unverdaulichen Bestandteilen mit. Wie diese Trennung vonstatten geht, wie es also der Larve möglich ist, während des Kauvorgangs alles Harzige in den Säcken verschwinden zu lassen und nur den Rest wirklich zu fressen, das allerdings ist noch ein Rätsel.

Eisner analysierte nicht nur den Inhalt der Säcke (der mit den Harzbestandteilen der Kiefernnadeln vollkommen übereinstimmt), sondern auch den Darminhalt und den Kot der Larven. Es zeigte sich, daß darin nicht eine Spur der harzigen Substanzen enthalten ist. Der Nahrungsbrei wird demnach absolut zuverlässig in seine Bestandteile zerlegt - was etwa dasselbe bedeutet, wie wenn jemand ein mit vergifteter Wurst belegtes Brot ißt und dabei nur das Brot hinunterschlickt, die Wurst aber in einer Backentasche verstaut.

In den Taschen der Blattwespenlarve sammelt sich nun ein Vorrat des Harz-Öl-Gemisches an. Reizt man die Larve, dann wendet sie sofort ihren Kopf zu dem gefährdeten Körperpunkt und sondert einen Tropfen der Flüssigkeit ab. Es hat sich gezeigt, daß die ätherischen Öle durch ihren Geruch und die Harze durch ihre Viskosität auf Spinnen, Ameisen und Vögel teils abschreckend, teils einfach hindernd wirken. Auch wenn die Larve sich verpuppt, bleibt ihr diese Verteidigungsmöglichkeit zunächst erhalten: Reizt man den Kokon, in den sie sich eingesponnen hat, an irgendeiner Stelle, dann betupft sie diese Stelle von innen mit einem Tropfen aus der Tasche. Erst bei der Verpuppung werden die Taschen abgestoßen, vorher aber im Laufe der Metamorphose so fest verschlossen und verpackt, daß nichts davon hinausdringen und der nun entstehenden Blattwespe gefährlich werden könnte. Die Verpackung ist so fest, daß der Inhalt, wie Eisner fand, nach drei Jahren noch völlig unverändert erhalten ist.

Dies alles ist mehr als eine Kuriosität, es ist vielmehr ein Funktionsgefüge, das bis in die letzten Details von vollkommener Zweckmäßigkeit ist und das, im Lichte der Evolutionstheorie gesehen, sogleich die Frage aufwirft, wie es denn aus irgendwelchen Vorstufen heraus entstanden sein könnte, etwa als eine Spezialisierung auf Blattwespen mit laubfressenden Larven, die, durch anatomische und physiologische Veränderungen begünstigt, auf Kiefernnadeln umsteigen konnten und Schritt für Schritt durch kleine Mutationen den ganzen komplexen Mechanismus entwickelten. Daß solche Zwischenformen in der Natur nur in seltenen Fällen überhaupt auffindbar sind, wird von den Evolutionsbiologen stets damit erklärt, daß diese Formen entweder ausgestorben oder bisher eben noch nicht entdeckt worden sind.

Aber gerade an einem so einfachen Fall wie den Larven der Blattwespe Neodiprion wird deutlich, daß solche Zwischenformen nicht einmal als Modellvorstellungen beschrieben werden können, denn man stößt sogleich auf eines der grundlegenden logischen Probleme der Evolution: Die Ernährung von Kiefernnadeln ist, wegen der Gefahr der Selbstvergiftung, erst möglich, wenn der Mechanismus der Trennung von Nahrungsbrei und Kiefernharz zuverlässig und perfekt arbeitet. Andererseits aber kann sich ein solcher Mechanismus, wenn er sich durch kleine Mutationsschritte Stück für Stück entwickeln soll, nur dann entwickeln, wenn die Nahrung eben aus Kiefernnadeln besteht. Alle im Sinne der Evolutionstheorie denkbaren Zwischenstufen würden also entweder durch die negative Wirkung der Kiefernnadeln zu einem Abbruch des unzweckmäßigen Entwicklungsganges führen, oder es würde, wenn das gefährliche Nahrungsmittel zunächst aus dem Spiele bliebe, jeder äußere Anlaß für eine Weiterentwicklung auf den Trenn- und Schutzmechanismus hin fehlen.

So einleuchtend die Evolutionstheorie die Gründe für eine schrittweise Entwicklung vorhandener Organe oder Körperteile darstellen kann, so unüberwindlich scheinen die Schwierigkeiten, wenn es darum geht, das Entstehen ganz neuer, in sich abgeschlossener anatomisch-physiologischer Funktionsgefüge in ihrem Werden aufzuklären. Vom Verständnis der Ursachen des Entwicklungsganges der Organismen sind wir noch weit entfernt – auch wenn es manchmal scheint, als hätten wir sie „im Prinzip“ begriffen.

[Anmerkung von WEL: Mehrere weitere Beispiele für “in sich abgeschlossener anatomisch-physiologischer Funktionsgefüge” findet der daran interessierte Leser bei Herrn Markus Rammerstorfer.]

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Zitat aus Dembski (2004, p. 23): IRREDUCIBLE COMPLEXITY REVISITED

Abschließend zu diesem Problemkreis ein Wort von William A. Dembski Irreducible Complexity Revisited aus seinem Beitrag IRREDUCIBLE COMPLEXITY REVISITED (2004, p. 23):

Science, if it is to constitute an unbiased investigation into nature, must give the full range of logically possible explanations a fair chance to succeed. In particular, science may not by arbitrary decree rule out logical possibilities. Evolutionary biology, by unfairly privileging Darwinian explanations, has settled in advance which biological explanation must be true as well as which must be false apart from any consideration of empirical evidence. This is not science. This is arm-chair philosophy. Even if intelligent design is not the correct theory of biological origins, the only way science could discover that is by admitting design as a live possibility rather than by ruling it out in advance. Darwin unfairly stacked the deck in favor of his theory. Notwithstanding, elsewhere in the Origin of Species, he wrote: “A fair result can be obtained only by fully stating and balancing the facts arguments on both sides of each question.” That balance is now shifting away from Darwinism toward intelligent design.

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*Anmerkung von WEL: Ich ahne, dass ein 30 Jahre alter ZEIT-Beitrag von manchen Lesern als „zu alt“ eingestuft werden könnte. Ich bitte jedoch zu bedenken, dass sich Neodiprion meines Wissens seitdem nicht verändert hat und dass das geschilderte Problem im Sinne testbarer evolutionärer Hypothesen nach wie vor ungelöst ist. Jürgen Dahls Ausführungen müssen natürlich noch nicht das letzte Wort zum Thema Neodiprion sein. Seine Überlegungen in der ZEIT zeigen jedoch deutlich, dass man die Problematik der Synthetischen Evolutionstheorie auch ohne Verschwörungstheorien und die Instrumentalisierung der Religionszugehörigkeit zu Diffamierungszwecken diskutieren kann. Im Übrigen könnte eine gründliche ZEIT-Studie noch weitere solche Artikel zutage fördern, vielleicht auch jüngeren Datums (ich könnte mir z.B. sehr gut vorstellen, dass Dahl nicht nur einen einzigen Beitrag für DIE ZEIT geschrieben hat – wer könnte diese Frage einmal genau untersuchen?).

Literatur

Alle wichtigen Literaturangaben befinden sich im Text oder können aus den Links entnommen werden. Die Leserzitate sind in der Regel aus an mich gerichteten oder “geforwardedten” E-Mails entnommen worden. (Herr Lauxmann jedoch sandte mir einen Brief.) Einige Autoren möchte ich anonym lassen.


© 2004 by Wolf-Ekkehard Lönnig
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